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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 5.1920/​1921

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Ein ehemaliger "Michelangelo" vermutlich von Bartholomäus de Bruyn dem Älteren
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Frimmel, Theodor von: Der wiedergefundene Ochtervelt im Wiener Nationalmuseum
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https://doi.org/10.11588/diglit.52778#0182

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dann bei Jabach und in der Galerie von Louis XIV., ferner ein Rubens, Atelier-
bild oder Kopie: Achill unter den Töchtern des Lykomedes (ein ganz ähn-
licher Rubens in Madrid), und noch ein Rubens: Trunkener Silen (eine alte
große Kopie dieser Komposition befindet sich seit Lambergs Zeiten in der
Wiener Akademie der bildenden Künste, was hier als Neuigkeit mitgeteilt
wird). Bekannt ist es, daß der Quentin Massys des Städelschen Instituts zu
Frankfurt a. M. in einer kleinen Kopie wieder zu erkennen ist, die rechts auf
der Gemalten Galerie bei Cremer vorkommt. Oben neben dem „Michel-
angelo“ ein Gastmahl von G. Flonthorst (neu), das ganz im Sinn eines ähn-
lichen Honthorstschen Bildes erfunden ist, welches seit lange in der Münchner
Pinakothek hängt Die ruhende Venus von Will. v. der Haeght im Vorder-
grund ist längst besprochen. Dasselbe Bild kehrt auch wieder auf der
Gemalten Galerie von W. v. d. Haeght bei Lord Huntingfield in Birmingham.
Verwandt mit diesen beiden Gemälden ist auch eine vielbesprochene Ge-
malte Galerie im Mauritshuis des Haag.
Ich teile dies zum Teil als Nachtrag zu meiner alten Arbeit „Gemalte
Galerien“ mit, die auf das Gemälde bei Lord Huntingfield und Geh. R.
Cremer noch nicht Rücksicht nehmen konnte. Beide sind erst lange nach
dem Erscheinen meines Heftes bekannt geworden. (Zu den Gemalten Ga-
lerien des Will, van der Haeght vgl. „The Athenaeum“ (Jan. 26. 1907,
S 109f.), „The Burlington Magazine“ (Febr. 1907, S. 325), Seemanns „Kunst-
chronik“ (1. Febr. 1907, Sp 215), „Chronique des arts et de la curiositee“
(23. März 1907, Nr. 12), Kervyn de Lettenhove: „Chefs d’oeuvre d’art ä
l’exposition de Bruges“, 1907/8, Taf. XXV, mit etwas dünner Erläuterung
der Gemalten Galerie bei Lord Huntingham, ferner Weale: The Van Eyck
(1908) Kapitel „Lost paintings“ und „The Times“ 16. Jan 1908 sowie
„Gazette des beaux-arts“ 1909, I, S. 266.
Der „Michelangelo“ der alten Galerie Königsegg befand sich dort in
guter Gesellschaft, wie ein Überblick über die Gemalte Galerie bei Cremer
lehrt. Die Benennung B. de Bruyn, die ich vorschlage, geht zwar weit unter
die Stufe des Michelangelo herunter, dürfte aber den Tatsachen entsprechen.
(NB. Der vorliegende Aufsatz war schon lange vor Beginn des Krieges
entworfen, konnte aber bisher keinen Platz finden.)

DER WIEDERGEFUNDENE OCHTERVELT IM WIENER NATIONAL-
MUSEUM.
In der ersten Reihe der holländischen Gesellschaftsmaler des 17. Jahr-
hunderts steht der treffliche Jakob Ochtervelt, der Rotterdamer erfindungs-
reiche Lichtzauberer. Über seinen Lebensgang ist nur wenig bekannt. Er ist
zu Rotterdam vor 1635 geboren. Nach Houbraekens Angabe war er Schüler
des Niki. Berchem zur selben Zeit, als auch Pieter de Hooch bei Berghem
lernte. 1655 verheiratete er sich zu Rotterdam. 1667 wurde er zum Vorstand
der Rotterdamer Gilde vorgeschlagen. 1672 ist er noch in Rotterdam ver-
zeichnet. Später arbeitete er in Amsterdam Seine Tätigkeit reichte zum min-
desten bis 1685.
Die etwa dreißig Gemälde, die heute von Ochtervelts Hand nachweis-
bar sind, lassen es bedauern, daß viele von den Werken, die in alten Ver-
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