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MITTEILUNGEN ZU MARTIN MEYTENS.
Das Nationalmuseum zu Stockholm hat nach einer freundlichen Mit-
teilung des Herrn Direktors Georg Göthe unter anderem einen bedeutenden
Ankauf gemacht, der mit der Wiener Malerei des 18. Jahrhunderts zusammen-
hängt. Es handelt sich um ein vorzügliches Bild des Martin Meytens, das
den kaiserlichen Schatzmeister Jos. de France mit dessen Frau und Tochter
in einer Gruppe darstellt. Eine Abbildung des prächtigen Gemäldes auf
Tafel VIII im vorliegenden Heft.
Ich benutze die Gelegenheit, ein Mißverständnis aufzuklären, das sich
ins III. Kapitel meiner „Geschichte der Wiener Gemäldesammlungen“ (S. 188)
eingeschlichen hat, wo von De Franceschen Familienbildnissen die Rede ist.
Ich hatte nämlich eine briefliche Mitteilung von einem der Nachkommen des
Schatzmeisters mißverstanden und drei gesonderte Bildnisse von der Hand
des Meytens angenommen. Durch die freundliche Sendung der Photographie
aus Stockholm werde ich nun darüber aufgeklärt, daß die dargestellten Per-
sonen (Josef de France, seine Frau, eine geborne Smittmer, und deren Tochter,
nachmalige Freiin von Kannegießer) alle drei auf einem Bild dargestellt sind,
und zwar von der Hand des Meytens.
Martin Meytens ist eine fesselnde Erscheinung in der Geschichte der
Malerei. Viele Angaben zu seinem Lebenslauf sind vom Maler selbst zu
Papier gebracht worden (dazu Beilage der Blätter für Gemäldekunde, Heft I).
Auch die Mitteilungen im „Museo Fiorentino IV“ (1762) gehen offenbar auf
des Künstlers eigene Angaben zurück. Für seine italienische Zeit ist auch
zu beachten eine Stelle bei Franz Christoph von Scheyb „Orestrio von den
drey Künsten der Zeichnung“ (Wien 1774) in den zwei Vorreden (S. 2 und
S. X). Dort ist von der glatten, vertreibenden Malweise, das ist von der ge-
leckten Manier, die Rede und von kühnerem Pinselstrich. Dann wird als Bei-
spiel der letzterwähnten Mal weise auch die des Meytens erwähnt. „Meytens,
ein großer Feind vom Leccato, nennte seine Manier, die er von Bianchi
abgesehen hatte, il gusto Romano.“ Zum italienischen Aufenthalt (1723 bis
1725) vgl. auch „Zeitschrift für bildende Kunst“, N. F. III, Sp. 294ff. („K-“).
— Eine ziemlich reichhaltige Literatur wird noch aufzuzählen sein, sobald der
Raum ausreicht. — Heute nur noch die Andeutung, daß das angebliche
Selbstbildnis des Meytens in der Wiener Galerie zu den beglaubigten Auto-
porträten nicht paßt, eine Angelegenheit, die schon vor Jahrzehnten durch
Herrn Konservator Regierungsrat Beer in Budapest angeschnitten worden
ist. Die Züge des Malers sind auch durch eine Büste von Fr. Xav. Messer-
schmidt festgehalten. Diese befindet sich, mit der griechischen Signatur
„KOWTEKTOS“ (= Messerschmied) versehen, im Museum zu Hermannstadt.
AUS DER LITERATUR.
Karl Woermann: „Geschichte der Kunst aller Zeiten und
Völker.“ Zweite, neubearbeitete und vermehrte Auflage. Vierter Band.
(Die Kunst der älteren Neuzeit von 1400 bis 1550, mit 337 Abbildungen
im Text, 6 Tafeln in Farbendruck, 59 Tafeln in Tonätzung und Holzschnitt.
Leipzig und Wien, Bibliographisches Institut 1919.) XVI und 636 S. Lex.-Okt.
Die reichen Kenntnisse Woermanns auf vielen Gebieten der Kunst-
geschichte, seine Gabe, geschickt zu gruppieren und oft mit wenigen bezeich-
MITTEILUNGEN ZU MARTIN MEYTENS.
Das Nationalmuseum zu Stockholm hat nach einer freundlichen Mit-
teilung des Herrn Direktors Georg Göthe unter anderem einen bedeutenden
Ankauf gemacht, der mit der Wiener Malerei des 18. Jahrhunderts zusammen-
hängt. Es handelt sich um ein vorzügliches Bild des Martin Meytens, das
den kaiserlichen Schatzmeister Jos. de France mit dessen Frau und Tochter
in einer Gruppe darstellt. Eine Abbildung des prächtigen Gemäldes auf
Tafel VIII im vorliegenden Heft.
Ich benutze die Gelegenheit, ein Mißverständnis aufzuklären, das sich
ins III. Kapitel meiner „Geschichte der Wiener Gemäldesammlungen“ (S. 188)
eingeschlichen hat, wo von De Franceschen Familienbildnissen die Rede ist.
Ich hatte nämlich eine briefliche Mitteilung von einem der Nachkommen des
Schatzmeisters mißverstanden und drei gesonderte Bildnisse von der Hand
des Meytens angenommen. Durch die freundliche Sendung der Photographie
aus Stockholm werde ich nun darüber aufgeklärt, daß die dargestellten Per-
sonen (Josef de France, seine Frau, eine geborne Smittmer, und deren Tochter,
nachmalige Freiin von Kannegießer) alle drei auf einem Bild dargestellt sind,
und zwar von der Hand des Meytens.
Martin Meytens ist eine fesselnde Erscheinung in der Geschichte der
Malerei. Viele Angaben zu seinem Lebenslauf sind vom Maler selbst zu
Papier gebracht worden (dazu Beilage der Blätter für Gemäldekunde, Heft I).
Auch die Mitteilungen im „Museo Fiorentino IV“ (1762) gehen offenbar auf
des Künstlers eigene Angaben zurück. Für seine italienische Zeit ist auch
zu beachten eine Stelle bei Franz Christoph von Scheyb „Orestrio von den
drey Künsten der Zeichnung“ (Wien 1774) in den zwei Vorreden (S. 2 und
S. X). Dort ist von der glatten, vertreibenden Malweise, das ist von der ge-
leckten Manier, die Rede und von kühnerem Pinselstrich. Dann wird als Bei-
spiel der letzterwähnten Mal weise auch die des Meytens erwähnt. „Meytens,
ein großer Feind vom Leccato, nennte seine Manier, die er von Bianchi
abgesehen hatte, il gusto Romano.“ Zum italienischen Aufenthalt (1723 bis
1725) vgl. auch „Zeitschrift für bildende Kunst“, N. F. III, Sp. 294ff. („K-“).
— Eine ziemlich reichhaltige Literatur wird noch aufzuzählen sein, sobald der
Raum ausreicht. — Heute nur noch die Andeutung, daß das angebliche
Selbstbildnis des Meytens in der Wiener Galerie zu den beglaubigten Auto-
porträten nicht paßt, eine Angelegenheit, die schon vor Jahrzehnten durch
Herrn Konservator Regierungsrat Beer in Budapest angeschnitten worden
ist. Die Züge des Malers sind auch durch eine Büste von Fr. Xav. Messer-
schmidt festgehalten. Diese befindet sich, mit der griechischen Signatur
„KOWTEKTOS“ (= Messerschmied) versehen, im Museum zu Hermannstadt.
AUS DER LITERATUR.
Karl Woermann: „Geschichte der Kunst aller Zeiten und
Völker.“ Zweite, neubearbeitete und vermehrte Auflage. Vierter Band.
(Die Kunst der älteren Neuzeit von 1400 bis 1550, mit 337 Abbildungen
im Text, 6 Tafeln in Farbendruck, 59 Tafeln in Tonätzung und Holzschnitt.
Leipzig und Wien, Bibliographisches Institut 1919.) XVI und 636 S. Lex.-Okt.
Die reichen Kenntnisse Woermanns auf vielen Gebieten der Kunst-
geschichte, seine Gabe, geschickt zu gruppieren und oft mit wenigen bezeich-