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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 5.1920/​1921

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Zu den Davidbildern des Lukas van Leyden: ein neu aufgefundenes Gemälde
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Frimmel, Theodor von: Zwei Bildnisse Franz Liszts
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https://doi.org/10.11588/diglit.52778#0160

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des heiligen Antonius (B. 117) heranziehen, so kommt man mit den Bei-
spielen bis 1509 zurück. Diese Jahreszahl steht auf dem letztgenannten Stich.
Und diese Reihe ließe sich noch fortsetzen. Was ich angeführt habe, genügt
aber, um zu beweisen, daß die faltenhaltende Hand der Figur ganz links
auf dem Gemälde ein Lieblingsmotiv des Lukas v. Leyden ist, ohne übrigens
in unserem Fall nach einem anderen Werk kopiert zu sein.
Noch -weitere Berührungspunkte sind zu erwähnen. Die Sängerin, die
das Blatt mit den alten Mensuralnoten vor sich hält, erinnert in ihrer oberen
Hälfte ganz auffallend an den Stich des Lukas v. Leyden mit dem jungen
Mann, der einen Schädel vor sich hält (van Mander, der ja nicht Zeitgenosse
des Lukas v. Leyden war und den älteren Künstler nicht mehr gekannt
haben konnte, hielt diesen Stich für ein Selbstbildnis des Leydeners und
nahm es wenig verändert in sein Schilderboek auf)*). Die Art und Weise,
das Blatt vor sich zu halten, kehrt dann wieder an einer Figur rechts vorn
auf dem Stich mit der lustwandelnden Magdalena. Daß van Mander erwiesener-
maßen über das Eigenbildnis des Lukas v. Leyden schlecht unterrichtet war,
bestärkt mich in der Annahme, daß man auch die Stelle über das Glasbild
bei Golt-Jus, das angeblich Vorbild des Saenredamschen Stiches gewesen
wäre, nicht wörtlich nehmen darf, wie ja überhaupt die Angaben der alten
Quellenschriftsteller (Vasari, Houbracken und anderer) nicht selten „cum
grano salis“, mit Vorsicht, .aufzunehmen sind. Einleitend habe ich jene Stelle
mitgeteilt und vermutet, daß irgendwelches Mißverständnis oder eine Verwechs-
lung vorliegt. Wie der Zusammenhang nun auch sei, jedenfalls hat das ab-
gebildete Holzgemälde die größte Wahrscheinlichkeit für sich, das Leyden-
sche Vorbild für Saenredams Stich y.i sein.

ZWEI BILDNISSE FRANZ LISZTS.
Man weiß es, wie es um die „Dupplizität der Fälle“ bestellt ist. Gleich-
artige, seltene Fälle pflegen in jedem Fach oder in jeder Ereignisreihe, die
wir nicht selbst veranlassen können, nicht in gleichmäßigen Zeitabschnitten
vorzukommen, sondern gewöhnlich so, daß zwei rasch aufeinander folgen
und dann wieder eine längere Pause frei halten. Will man sich klarmachen,
daß es das reine Wunder wäre, wenn seltene Fälle in genau gleichen Zeit-
abständen auftreten würden, so verliert das Zusammenrücken von je zwei
Fällen alles Überraschende. Auch ist festzustellen, daß auch mehr als zwei
gleichartige Fälle bald nacheinander vorkommen und dann wieder längere
Zeit ausbleiben. Die Wahrscheinlichkeitsrechnung hat da manches aufgeklärt,

*) Über die Bildnisse des Lukas van Leyden, besonders über das in Braun-
schweig vgl. Henn. Riegel: Studien über holländische Malerei; ferner desselben Katalog .-
der Braunschweiger Galerie und Braunschweiger Galeriewerk von 1885 (Heliogravüre
der deutschen Reichsanstalt, ein neuer Pigmentdruck wurde durch F. Bruckmann in
München geliefert); ferner „L'Art“ IV (1882), S. 133 ff., Artikel von Sidney Colvin,
„Gazette des beaux arts“ 1887, I, S. 9, Lützows „Kunstchronik“ XXIV, Sp. 137 ff.,
„Oud Holland“ Bd. XVII (Abbildung der Zeichnung Dürers im Museum zu Lille) und
die neueren Arbeiten von Dülberg, die aufgezählt sind bei N. Beets „Lucas de Leyde“
(Bruxelles, Van Oest 1913). Das angebliche Selbstbildnis des Lukas v. Leyden in den
Uffizien zu Florenz scheint ein Werk des Bernardino dei Conti zu sein.
 
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