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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 5.1920/​1921

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Frimmel, Theodor von: Maler und Malerinnen in Venedig um 1660
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https://doi.org/10.11588/diglit.52778#0036

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Maler und Malerinnen in Venedig um iööö.
Vom Herausgeber.
Francesco Sansovinos „Venezia citä nobilissima“ von 1580 ist eine
vielfach benutzte allbekannte Quelle für die Geschichte Venedigs. Weniger
bekannt und in manchen Einzelheiten wenig beachtet ist dagegen die ver-
mehrte Auflage mit den Zusätzen von Giustiniano Martinoni aus dem Jahr
1663. Für die Zwecke der Malergeschichte ist darin von besonderer Be-
deutung die Zusammenstellung der Maler und Malerinnen, die zur ange-
gebenen Zeit in der Lagunenstadt lebten und tätig waren. Diese Zusammen-
stellung findet sich im fünften Anhang, der als „Quinto catalogo“ bezeichnet
ist. Ich teile den Abschnitt im folgenden vollständig mit. Die alte Schreib-
weise wurde fast vollständig beibehalten, auch die alte Anordnung, die sich
nach dem Anfangsbuchstaben der Vornamen richtet. Die meisten Künstler, die
bei Martinoni genannt werden, sind allerdings bekannt, manche davon stehen
in allen Nachschlagebüchern, aber das Wertvolle an der Sache ist die Fest-
stellung der gleichzeitigen Tätigkeit an einem und demselben Ort. Einige
Namen sind mißverstanden oder verdruckt, wie z. B. Enz statt Heintz, Lemp
statt Lembke, Straifi statt Stroifi, Jacopo Fichtor statt Jac. Victor. Der „Abram
Ramondon“ des Martinoni, ein Franzose, wird in Füßlis großem Lexikon
identifiziert mit Gideon Romandeau, der 1675 aus Italien nach Berlin kam.
Schon längst beachtet ist die Mitteilung über Sebastiano Bombellos Kopien
nach Paolo Veronese, kaum beachtet der Hinweis auf den Bassano-Kopisten
Giov. Battista Zampezzo, und gewiß sind sehr viele sogenannte Bassano,
die sich im Kunsthandel umherschieben, von diesem Zampezzo gemalt. Dies
mahnt zur Vorsicht beim Bestimmen venezianischer Bilder. Und überhaupt
kann uns die ganze Zusammenstellung eine Warnung sein, alle Bilder aus
der Zeit gegen 1660 auf das Dutzend Namen zwingen zu wollen, die in
den Handbüchern vorkommen. Wer dachte bisher daran, daß neben dem
älteren und jüngeren Varotari auch noch Tante Clara, Chiara, die Schwester
Alessandro Varotaris, in Frage kommt. Wer beachtete die malende Frau
Clorinde, Tochter N. Renieris und Gemahlin des Pietro Vecchia. Daß Daniel
Van Dyck in Venedig geheiratet hat, ist bekannt, aber wer weiß etwas von
den Werken seiner Frau Lucrezia? Werden sich nicht manche Bildchen, bei
denen ebenso der holländische Pinsel wie die venezianische Auffassung
kenntlich sind, sich als Werke der Lucrezia Van Dyck herausstellen. Bei
manchen Arbeiten, die so ein wenig nach Jos. Heintz aussehen, aber doch
nicht von ihm zu sein scheinen, wird man an Regina Heintz denken dürfen.
Nicht ohne Belang ist es, daß unsere Quelle auch auf eine Kopistin nach
Pietro Bellotto aufmerksam macht.
Nun der Abdruck aus Sansovino Martinoni.
„Quinto Catalogo de gli pittori di nome, ehe al presente vivono in
Venetia.
A. Antonio Zanchi da Este, ehe con gran studio si vä a vicinando
al primo posto. — Antonio Triva da Reggio. — Antonio Cechini
Veneziano valoroso in particolare nelle figure e ne Paesi. — Antonio
Stali Genovese, eccellente pittore, e ehe molto vale nel formar le cose
materiali, e ne ritratti. — Abram Ramondon Francese, disegna molto
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