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Schiffe und Boote. Um ein Haus mit hohem Turm gruppieren sich Obst-
verkäufer, Jäger und Reiter, Kupfer, 39 5 (breit), 33 (hoch).“ Das Bildchen
ist auf eine Kupferstichplatte gemalt, deren Darstellungen ich im Helldunkel
nicht unterscheiden konnte. Dagegen war die Schönseite in bestem Licht,
und ich kann versichern, daß dieses Werk vollkommen stilgleich ist mit
den signierten zwei Bildchen der ehemaligen Sammlung Mallmann. Jene
zwei kleinen Gemälde sind auf der Kehrseite signiert: F. de Cler. Im II. Band
der „Blätter für Gemäldekunde“ brachte ich die Abbildungen der beiden
de Cler bei Mallmann. Auch teilte ich in der erwähnten Veröffentlichung
mit, daß um 1777 in Bonn der Gouverneur General Ignaz de Cler gelebt
hat, und machte auf eine Reihe von netten Arbeiten des F. de Cler auf-
merksam, die zumeist unter der gänzlich verfehlten Benennung Sebastien
le Clerck in den Verzeichnissen stehen. F. de Cler scheint ein Verwandter
des Generals Ignaz de Cler gewesen zu sein. 1778 kommt in einem Pariser
Auktionskatalog unbenannten Besitzes eine Zeichnung vor als Nr. 201 mit
folgender Beschreibung: „Le Clerc (NB. ohne Vornamen) Deux vues de
villes de Doesbourg et Huy pendant leurs Sieges. A la plume et lavö d’encre
de la Chine.“ Daß gerade wieder Duisburg in den Rheinlanden dargestellt
ist, bringt mich auf die Vermutung, es sei mit dem „Le Clerc“ des alten
Verzeichnisses unser Rheinländer F. de Cler gemeint. Die zwei kleinen Bilder
unseres Künstlers in der Gemäldesammlung des Wiener Schottenstiftes stehen
im alten Inventar als Werke eines „Le Clerck“ verzeichnet. (Das Inventar
wurde im IV. Bd. der Studien und Skizzen abgedruckt.)j
Nebstbei bemerkt sind Türme, wie einer auf dem Bildchen der Ver-
steigerung Glückselig & Wärndorfer vorkommt, die gewöhnlichen Versetz-
stücke auf den meisten übrigen Bildern desselben Meisters.
Zum Abschluß noch die kurze Beschreibung eines Jugendwerkes von
Friedrich Gauermann, das sich durch eine merkwürdige Unbefangenheit
und Ursprünglichkeit auszeichnet. Es ist das lebensgroße Brustbild eines
Herrn Walter (beigenannt „Grantenzipf“), das rechts unten über den Ärmel
quer hingeschrieben den Künstlernamen und die Jahreszahl 1825 aufweist:
„Friderich Gauermann f 1825 (in gelber lateinischer Pinselkursiv). Kopf ein
wenig nach links gewendet. Gesicht von mürrischem, bissigem Ausdruck.
Tracht noch mit hoch hinaufreichender Halsbinde und mit Jabot zwischen
den Zipfeln des aufsteigenden Gilets. Ich sah das Bild vor kurzem bei
August Schelle in Wien. Dr. Th. Frimmel.
DIE SAMMLUNG GUSTAV SPRINGER.
Das heutige Heft der Studien und Skizzen enthält einen Abschnitt:
Todesfälle. Darin muß leider auch Gustav Springer (früher Baron) genannt
werden. Springers Hingang ist in rein menschlichem Sinn bedauerlich, da
mit ihm ein Mann von nicht gewöhnlicher Liebenswürdigkeit aus der Welt
geschieden ist. Für uns Gemäldeleute liegt aber der Anlaß einer besonderen
Erwähnung nicht im liebenswürdigen Menschen, sondern darin, daß Springer
eine höchst wertvolle, für Wien wichtige und für die ganze Kunstwelt be-
achtenswerte Gemäldesammlung besessen hat. Dieser Bilderbesitz war zu-
Schiffe und Boote. Um ein Haus mit hohem Turm gruppieren sich Obst-
verkäufer, Jäger und Reiter, Kupfer, 39 5 (breit), 33 (hoch).“ Das Bildchen
ist auf eine Kupferstichplatte gemalt, deren Darstellungen ich im Helldunkel
nicht unterscheiden konnte. Dagegen war die Schönseite in bestem Licht,
und ich kann versichern, daß dieses Werk vollkommen stilgleich ist mit
den signierten zwei Bildchen der ehemaligen Sammlung Mallmann. Jene
zwei kleinen Gemälde sind auf der Kehrseite signiert: F. de Cler. Im II. Band
der „Blätter für Gemäldekunde“ brachte ich die Abbildungen der beiden
de Cler bei Mallmann. Auch teilte ich in der erwähnten Veröffentlichung
mit, daß um 1777 in Bonn der Gouverneur General Ignaz de Cler gelebt
hat, und machte auf eine Reihe von netten Arbeiten des F. de Cler auf-
merksam, die zumeist unter der gänzlich verfehlten Benennung Sebastien
le Clerck in den Verzeichnissen stehen. F. de Cler scheint ein Verwandter
des Generals Ignaz de Cler gewesen zu sein. 1778 kommt in einem Pariser
Auktionskatalog unbenannten Besitzes eine Zeichnung vor als Nr. 201 mit
folgender Beschreibung: „Le Clerc (NB. ohne Vornamen) Deux vues de
villes de Doesbourg et Huy pendant leurs Sieges. A la plume et lavö d’encre
de la Chine.“ Daß gerade wieder Duisburg in den Rheinlanden dargestellt
ist, bringt mich auf die Vermutung, es sei mit dem „Le Clerc“ des alten
Verzeichnisses unser Rheinländer F. de Cler gemeint. Die zwei kleinen Bilder
unseres Künstlers in der Gemäldesammlung des Wiener Schottenstiftes stehen
im alten Inventar als Werke eines „Le Clerck“ verzeichnet. (Das Inventar
wurde im IV. Bd. der Studien und Skizzen abgedruckt.)j
Nebstbei bemerkt sind Türme, wie einer auf dem Bildchen der Ver-
steigerung Glückselig & Wärndorfer vorkommt, die gewöhnlichen Versetz-
stücke auf den meisten übrigen Bildern desselben Meisters.
Zum Abschluß noch die kurze Beschreibung eines Jugendwerkes von
Friedrich Gauermann, das sich durch eine merkwürdige Unbefangenheit
und Ursprünglichkeit auszeichnet. Es ist das lebensgroße Brustbild eines
Herrn Walter (beigenannt „Grantenzipf“), das rechts unten über den Ärmel
quer hingeschrieben den Künstlernamen und die Jahreszahl 1825 aufweist:
„Friderich Gauermann f 1825 (in gelber lateinischer Pinselkursiv). Kopf ein
wenig nach links gewendet. Gesicht von mürrischem, bissigem Ausdruck.
Tracht noch mit hoch hinaufreichender Halsbinde und mit Jabot zwischen
den Zipfeln des aufsteigenden Gilets. Ich sah das Bild vor kurzem bei
August Schelle in Wien. Dr. Th. Frimmel.
DIE SAMMLUNG GUSTAV SPRINGER.
Das heutige Heft der Studien und Skizzen enthält einen Abschnitt:
Todesfälle. Darin muß leider auch Gustav Springer (früher Baron) genannt
werden. Springers Hingang ist in rein menschlichem Sinn bedauerlich, da
mit ihm ein Mann von nicht gewöhnlicher Liebenswürdigkeit aus der Welt
geschieden ist. Für uns Gemäldeleute liegt aber der Anlaß einer besonderen
Erwähnung nicht im liebenswürdigen Menschen, sondern darin, daß Springer
eine höchst wertvolle, für Wien wichtige und für die ganze Kunstwelt be-
achtenswerte Gemäldesammlung besessen hat. Dieser Bilderbesitz war zu-