Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 5.1920/​1921

DOI article:
Zu den Abbildungen
DOI article:
Frimmel, Theodor von: Nochmals über die Lambergsche Gemäldesammlung in der Wiener Akademie
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.52778#0122

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
119

Gänzlich unbekannt ist es keineswegs. Unsere Großväter konnten es
bald nach seiner Entstehung in der Akademieausstellung bei Sa. Anna in
Wien geschaut haben. Dort war es nämlich 1836 ausgestellt als: „Die
ährenlesende Ruth auf dem Acker des Boas.“ Das Bild mag einen merk-
würdigen Gegensatz gebildet haben zu den sonstigen Altwienern, wie Dal-
linger, Amerling, Danhauser, Waldmüller, Eybl und ihren sonstigen profan
gesinnten malenden Zeitgenossen, die, nach dem Ausstellungsverzeichnis zu
schließen, den Gesamteindruck beherrschten. Um 1850 befand sich das Bild
in der Wiener Sammlung Fellner, aus der es 1852 im alten österreichischen
Kunstverein ausgestellt war. 1871 wurde es mit der ganzen Sammlung
Fellner versteigert. (Es brachte 2002 Gulden *) Die nächste Generation hatte
kurze Zeit hindurch Gelegenheit, sich mit dem Ruthbild bekannt zu machen,
als es 1875 in die Führichausstellung des Wiener Künstlerhauses aufge-
nommen und 1877 in die große Eröffnungsausstellung der Wiener Akademie
der bildenden Künste eingereiht worden war. In jenen Jahren gehörte es
dem Architekten Alois Hauser, bei dem es dann, nur einem engen Kreis
zugänglich, noch jahrzehntelang bis zu Hausers Ableben verblieb und nahezu
vergessen wurde.
In jüngster Zeit hat das Ruthbild durch die Ausstellung in der Ver-
steigerung Albert Kende vom Dezember 1920 geradewegs Aufsehen erregt
Deshalb und weil es vielleicht wieder jahrzehntelang nicht zugänglich sein
wird, widme ich dem hehren Kunstwerk von der Hand Führichs einige
Zeilen und eine Abbildung, ohne deshalb eine kunstgeschichtliche Studie
veröffentlichen zu wollen. Diese müßte ja sehr weit ausgreifen und auf
Führichs ganzen Entwicklungsgang eingehen. Im Führichbuch von Dreger &
Wörndle wird einiges zur Sache mitgeteilt.**) (Des besonderen zu beachten
das Wörndlsche Verzeichnis, wo auch die Zeichnung dazu und die Nach-
bildungen danach erwähnt werden.)
Auf alle Fälle sei mitgeteilt, daß sich unten auf dem Bilde gegen links
die wohlerhaltene Künstlerinschrift: „Jos. Führich pinx. A.(nno) D.(omini)
1835“ vorfindet und daß die Abmessungen bei Wörndle mit 67 X 80 an-
gegeben sind.
NOCHMALS ÜBER DIE LAMBERGSCHE GEMÄLDESAMMLUNG IN DER
WIENER AKADEMIE.
In der geschätzten Zeitschrift „Der Cicerone“ vom Dezember 1920
wird vom Monogrammisten H. G. in einem Aufsatz „Nochmals die Wiener
Galerien“ auf eine angebliche Nörgelei hingewiesen, die in den „Studien
und Skizzen“, Bd. V, S. 61 ff, enthalten gewesen sein soll. Man unterlegt
mir, ich hätte „minderwertigen und schäbigen Kopien“ aus der Lamberg-
schen Galerie „nachgeweint“. Ich bitte nachzulesen in den verschiedenen
Äußerungen, die ich über Galeriewesen und Wiener Galerien veröffentlicht
*) Dazu mein Lexikon der Wiener Gemäldesammlungen, Bd I, S. 341 und 343.
**) Ich benutze die Gelegenheit, um eine eigene Ungenauigkeit zu berichtigen.
Im Abschnitt Hauser meines Lexikons der Wiener Gemäldesammlungen ist das Bild
mit Jakob und Rahel irrtümlicherweise als zweites Exemplar des Bildes mit Ruth und
Boas hingestellt. So sehr die beiden Gemälde sich auch ähneln, sind sie doch in der
Komposition verschieden.
 
Annotationen