176
Hirten links vorn rotbrauner Rock, dunklere Hosen und Strümpfe; am
sitzenden, pfeifenden Hirtenjungen gelblichgraues Lammfell. Am halbnackten
Betteljungen rechts braunes Fell. An der sitzenden Hirtin rechts blauer Rock
und rotes Leibchen. Goldiger Abendhimmel. (Auf Leinwand mit schiefer-
grauer Grundierung. Breite 88, Höhe 77.)
Das Gegenstück (Breite 76, Höhe 72, wenn der Auktionskatalog rich-
tige Angaben macht) in der Sammlung Matsvansky stellt eine andere Szene
dar, in welcher aber dieselben drei Hauptpersonen vorkommen wie auf dem
Bild im Nationalmuseum. Die Dame und ihre zwei Begleiter sind vorn links
in eine Gruppe gebracht. Rechts im Mittelgrund zwei wenig bekleidete Träger
mit Gepäckstücken. Dieses Gemälde ist längst abgebildet im Anton Creutzer-
schen Versteigerungsverzeichnis von 1910 und viel größer in den „Blättern
für Gemäldekunde“ Bd. VI, S. 94.
In kunstgeschichtlicher Beziehung wäre etwa anzumerken, daß das Bild
aus dem Vorrat des Hofmuseums zu den frühesten erhaltenen Arbeiten Ochter-
velts gehört. Es scheint an die Hirtenmalerei Berghems anzuknüpfen. Fr.
ZWEI SIGNIERTE BILDER VON COSTA DA MILANO.
Unter den Architekturmalern namens Costa scheint Angelo Maria
Costa der meistbedeutende zu sein. Er wurde häufig „Costa da Milano“
genannt, obwohl er nicht Mailänder von Geburt war, und offenbar nur
deshalb, weil es Bilder von ihm gibt, die ausdrücklich als Entstehungsort
Mailand nennen. Auf zwei dieser Bilder werden die folgenden Zeilen auf-
merksam machen. Man wählte die ungenaue Angabe „da Milano“ wohl
auch, um den Angelo Maria Costa von mehreren anderen Architekturmalern
Costa zu unterscheiden, so von Giov. Franc. Costa, der „Venetus“ genannt
wird, z. B. auf dem großen Stich „Amphitheatrum Athenis agendis fabulis“
(um 1740). Dieser Giov. Francesco Costa war ein Künstler, von dem sich
mehrere gemalte Architekturdarstellungen erhalten haben. Ein Francesco
Costa wird nach Soprani-Ratti (II, S. 244 ff.) als geborner Genuese be-
handelt. Er ist durch ein Architekturbild n. a. in den Uffizien vertreten
und kommt dem Costa da Milano nahe, ohne ihn zu erreichen. Wieder
stilverwandt mit Costa da Milano ist Tomaso Costa, der Modenese, von
dem es n. a. Gemälde in der Galerie zu Modena gibt. Zu den Costa ist
neben anderen Büchern Thieme-Beckers Künstlerlexikon zu benutzen. Früher
schon machte ich in den Blättern für Gemäldekunde (III, 191. ff.) auf An-
gelo Maria Costa aufmerksam, wobei ein signiertes Werk bei Bindtner in
Wien abgebildet wurde. Die Abbildung kehrte wieder in der Zeitschrift
„L’Arte“ 1913, S. 123, wo sich weitere Mitteilungen über den Costa da
Milano finden. In Rohlfs „Geschichte der Malerei Neapels“ (1910) S. 3561
wird mitgeteilt, daß A. M. Costa aus Palermo nach Neapel gekommen war
zur Zeit des Luca Giordano. Das müßte vor 1705 gewesen sein, vor dem
Ableben Giordanos. In Neapel eines Einbruchdiebstahls überführt, kam er
ins Gefängnis, nachdem er durch den Rat Chiaves vor dem Galgen gerettet
worden war. Während seiner Gefangenschaft durfte er im Capuaner Schloß,
im Gerichtssaal, Wandmalereien ausführen. Diese sind jetzt verdorben. Nach
Abbüßung der Strafe ging er mit seiner Familie aus Neapel fort.
Hirten links vorn rotbrauner Rock, dunklere Hosen und Strümpfe; am
sitzenden, pfeifenden Hirtenjungen gelblichgraues Lammfell. Am halbnackten
Betteljungen rechts braunes Fell. An der sitzenden Hirtin rechts blauer Rock
und rotes Leibchen. Goldiger Abendhimmel. (Auf Leinwand mit schiefer-
grauer Grundierung. Breite 88, Höhe 77.)
Das Gegenstück (Breite 76, Höhe 72, wenn der Auktionskatalog rich-
tige Angaben macht) in der Sammlung Matsvansky stellt eine andere Szene
dar, in welcher aber dieselben drei Hauptpersonen vorkommen wie auf dem
Bild im Nationalmuseum. Die Dame und ihre zwei Begleiter sind vorn links
in eine Gruppe gebracht. Rechts im Mittelgrund zwei wenig bekleidete Träger
mit Gepäckstücken. Dieses Gemälde ist längst abgebildet im Anton Creutzer-
schen Versteigerungsverzeichnis von 1910 und viel größer in den „Blättern
für Gemäldekunde“ Bd. VI, S. 94.
In kunstgeschichtlicher Beziehung wäre etwa anzumerken, daß das Bild
aus dem Vorrat des Hofmuseums zu den frühesten erhaltenen Arbeiten Ochter-
velts gehört. Es scheint an die Hirtenmalerei Berghems anzuknüpfen. Fr.
ZWEI SIGNIERTE BILDER VON COSTA DA MILANO.
Unter den Architekturmalern namens Costa scheint Angelo Maria
Costa der meistbedeutende zu sein. Er wurde häufig „Costa da Milano“
genannt, obwohl er nicht Mailänder von Geburt war, und offenbar nur
deshalb, weil es Bilder von ihm gibt, die ausdrücklich als Entstehungsort
Mailand nennen. Auf zwei dieser Bilder werden die folgenden Zeilen auf-
merksam machen. Man wählte die ungenaue Angabe „da Milano“ wohl
auch, um den Angelo Maria Costa von mehreren anderen Architekturmalern
Costa zu unterscheiden, so von Giov. Franc. Costa, der „Venetus“ genannt
wird, z. B. auf dem großen Stich „Amphitheatrum Athenis agendis fabulis“
(um 1740). Dieser Giov. Francesco Costa war ein Künstler, von dem sich
mehrere gemalte Architekturdarstellungen erhalten haben. Ein Francesco
Costa wird nach Soprani-Ratti (II, S. 244 ff.) als geborner Genuese be-
handelt. Er ist durch ein Architekturbild n. a. in den Uffizien vertreten
und kommt dem Costa da Milano nahe, ohne ihn zu erreichen. Wieder
stilverwandt mit Costa da Milano ist Tomaso Costa, der Modenese, von
dem es n. a. Gemälde in der Galerie zu Modena gibt. Zu den Costa ist
neben anderen Büchern Thieme-Beckers Künstlerlexikon zu benutzen. Früher
schon machte ich in den Blättern für Gemäldekunde (III, 191. ff.) auf An-
gelo Maria Costa aufmerksam, wobei ein signiertes Werk bei Bindtner in
Wien abgebildet wurde. Die Abbildung kehrte wieder in der Zeitschrift
„L’Arte“ 1913, S. 123, wo sich weitere Mitteilungen über den Costa da
Milano finden. In Rohlfs „Geschichte der Malerei Neapels“ (1910) S. 3561
wird mitgeteilt, daß A. M. Costa aus Palermo nach Neapel gekommen war
zur Zeit des Luca Giordano. Das müßte vor 1705 gewesen sein, vor dem
Ableben Giordanos. In Neapel eines Einbruchdiebstahls überführt, kam er
ins Gefängnis, nachdem er durch den Rat Chiaves vor dem Galgen gerettet
worden war. Während seiner Gefangenschaft durfte er im Capuaner Schloß,
im Gerichtssaal, Wandmalereien ausführen. Diese sind jetzt verdorben. Nach
Abbüßung der Strafe ging er mit seiner Familie aus Neapel fort.