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habe, des besonderen aber in dem angezogenen Heft S. 64, um daraus zu
entnehmen, daß ich schlechten Bildern nicht nachgeweint habe, sondern nur
in bezug auf die Sammlung der Wiener Akademien gegen das Verstecken
vieler Bilder aus der Lambergschen Galerie aufgetreten bin. Seither sind ja
wieder neue Räume mit Gemälden eröffnet worden, die zumeist alten Lam-
bergschen Besitz beherbergen. Nebstbei bemerkt, stammt Nr. 1128 (nord-
italienische Marter des Hlg. Sebastian) nicht aus der Lambergschen Galerie,
wie jetzt dabei zu lesen, sondern aus dem Nachlaß des Malers D. Penther.
Trotz der neuerlichen Erweiterung, die ja einige wichtige Bilder hervor-
geholt hat, finde ich auch heute noch die Auswahl durchaus nicht ge-
nügend und die Aufstellungsweise raumverschwenderisch, ganz abgesehen
von der grünen Färbelung der Wände, die für die Optik und feinfühlige
Augen längst abgetan ist. Und was die wirklich schwachen Kopien aus dem
älteren Galeriebesitz betrifft, so ist doch unschwer eine dunklere Schwarten-
kammer zu finden, wohin die geringwertigen Sachen verbannt werden können.
Einige Kopien sind aber nicht ohne Bedeutung und in Ermanglung der Ur-
bilder nicht ohne Wert, auch für Unterrichtszwecke. Es heißt doch nicht
schlechtem Zeug nachweinen, wenn man den Wunsch äußert, der Übersicht
wegen und mit Rücksicht auf die Stiftung alles Vorhandene an den Wänden
finden zu können. Es sind aber durchaus nicht lauter Kopien, die uns noch
jetzt vorenthalten werden. Es fehlt z. B. auch die Reihe der Farbenentwürfe
von Rubens. Der Herausgeber.
JAN MATEJKO.
Jan Matejkos großes Gemälde „Der Reichstag zu Warschau im Jahr
1773“ ist im Laufe des Dezember 1920 aus der Galerie des österreichi-
schen Nationalmuseums im ehemaligen Hofmuseum an Polen verkauft worden.
Wenigstens verbreitete sich im Dezember die Nachricht vom Verkauf. Das
weitberühmte Bild, seit der' Neuaufstellung der Galerie im Hofmuseum, also
seit mehreren Jahren, nicht mehr zu sehen, wurde um 1 Million Kronen
abgegeben. Es erhoben sich Stimmen, die den Verkauf mißbilligten. Ich will
die Abstoßung des Bildes aus dem Wiener Gemäldeschatz nicht verteidigen,
bin aber der Meinung, daß eine Galerie mit ungenügenden Einkünften ganz
wohl ein wertvolles Bild verkaufen dürfe, das keine unmittelbare Beziehung
zum übrigen Bestand aufzuweisen hat. Freilich ist es bedauerlich, daß nun
nahezu jede Hoffnung dahin ist, ein durchaus fesselndes Hauptwerk des pol-
nischen Malers wiederzusehen. Denn bei den jetzigen trostlosen Verhält-
nissen wird niemand eigens nach Polen reisen wollen, um das verlorene
Bild wieder im Gedächtnis aufzufrischen. Doch hängt das wohl von den
Mitteln des einzelnen und vielem anderem ab, ob er nach Polen reisen will
oder nicht. Was mir aber die Kritik herauszufordern scheint, ist der auf-
fallend geringe Preis des weltberühmten Bildes. Sollte die Absicht bestehen,
für die Million, die man für den Matejko eingenommen hat, ein wertvolles
altes Bild zu erwerben, so wird man beim heutigen Stand unserer Valuta
keine großen Erfolge erzielen.
Matejkos Reichstagsbild mit dem Landboten Reytan war 1867 in der Pariser
Weltausstellung eine auffallende Erscheinung. Damals wurde es für die Belvedere-
galerie angekauft. 1898 sah man es wieder in der Kaiserjubiläumsausstellung
des Wiener Künstlerhauses. 1902 kam es ins neue Hofmuseum. Fr.
habe, des besonderen aber in dem angezogenen Heft S. 64, um daraus zu
entnehmen, daß ich schlechten Bildern nicht nachgeweint habe, sondern nur
in bezug auf die Sammlung der Wiener Akademien gegen das Verstecken
vieler Bilder aus der Lambergschen Galerie aufgetreten bin. Seither sind ja
wieder neue Räume mit Gemälden eröffnet worden, die zumeist alten Lam-
bergschen Besitz beherbergen. Nebstbei bemerkt, stammt Nr. 1128 (nord-
italienische Marter des Hlg. Sebastian) nicht aus der Lambergschen Galerie,
wie jetzt dabei zu lesen, sondern aus dem Nachlaß des Malers D. Penther.
Trotz der neuerlichen Erweiterung, die ja einige wichtige Bilder hervor-
geholt hat, finde ich auch heute noch die Auswahl durchaus nicht ge-
nügend und die Aufstellungsweise raumverschwenderisch, ganz abgesehen
von der grünen Färbelung der Wände, die für die Optik und feinfühlige
Augen längst abgetan ist. Und was die wirklich schwachen Kopien aus dem
älteren Galeriebesitz betrifft, so ist doch unschwer eine dunklere Schwarten-
kammer zu finden, wohin die geringwertigen Sachen verbannt werden können.
Einige Kopien sind aber nicht ohne Bedeutung und in Ermanglung der Ur-
bilder nicht ohne Wert, auch für Unterrichtszwecke. Es heißt doch nicht
schlechtem Zeug nachweinen, wenn man den Wunsch äußert, der Übersicht
wegen und mit Rücksicht auf die Stiftung alles Vorhandene an den Wänden
finden zu können. Es sind aber durchaus nicht lauter Kopien, die uns noch
jetzt vorenthalten werden. Es fehlt z. B. auch die Reihe der Farbenentwürfe
von Rubens. Der Herausgeber.
JAN MATEJKO.
Jan Matejkos großes Gemälde „Der Reichstag zu Warschau im Jahr
1773“ ist im Laufe des Dezember 1920 aus der Galerie des österreichi-
schen Nationalmuseums im ehemaligen Hofmuseum an Polen verkauft worden.
Wenigstens verbreitete sich im Dezember die Nachricht vom Verkauf. Das
weitberühmte Bild, seit der' Neuaufstellung der Galerie im Hofmuseum, also
seit mehreren Jahren, nicht mehr zu sehen, wurde um 1 Million Kronen
abgegeben. Es erhoben sich Stimmen, die den Verkauf mißbilligten. Ich will
die Abstoßung des Bildes aus dem Wiener Gemäldeschatz nicht verteidigen,
bin aber der Meinung, daß eine Galerie mit ungenügenden Einkünften ganz
wohl ein wertvolles Bild verkaufen dürfe, das keine unmittelbare Beziehung
zum übrigen Bestand aufzuweisen hat. Freilich ist es bedauerlich, daß nun
nahezu jede Hoffnung dahin ist, ein durchaus fesselndes Hauptwerk des pol-
nischen Malers wiederzusehen. Denn bei den jetzigen trostlosen Verhält-
nissen wird niemand eigens nach Polen reisen wollen, um das verlorene
Bild wieder im Gedächtnis aufzufrischen. Doch hängt das wohl von den
Mitteln des einzelnen und vielem anderem ab, ob er nach Polen reisen will
oder nicht. Was mir aber die Kritik herauszufordern scheint, ist der auf-
fallend geringe Preis des weltberühmten Bildes. Sollte die Absicht bestehen,
für die Million, die man für den Matejko eingenommen hat, ein wertvolles
altes Bild zu erwerben, so wird man beim heutigen Stand unserer Valuta
keine großen Erfolge erzielen.
Matejkos Reichstagsbild mit dem Landboten Reytan war 1867 in der Pariser
Weltausstellung eine auffallende Erscheinung. Damals wurde es für die Belvedere-
galerie angekauft. 1898 sah man es wieder in der Kaiserjubiläumsausstellung
des Wiener Künstlerhauses. 1902 kam es ins neue Hofmuseum. Fr.