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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 5.1920/​1921

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Frimmel, Theodor von: Der wiedergefundene Ochtervelt im Wiener Nationalmuseum
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https://doi.org/10.11588/diglit.52778#0183

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zeichnissen vorkommen, heute nicht mehr aufgefunden werden können. Hie
und da ergibt sich die große Wahrscheinlichkeit, daß eines der erhalten
gebliebenen Werke mit einem zusammenfällt, das in alten Verzeichnissen
beschrieben ist, so z. B. beim Ochtervelt der ehemaligen Sammlung Stummer,
der einen ansehnlichen Pedigree aufzuweisen hat, und bei noch einigen anderen.
Der Ochtervelt aus der Sammlung Stummer stammt so gut wie sicher aus
der Pariser Vente Lambert et Du Porail von 1787 (Blanc, Tresor II, S. 116,
und Mireur, Dict. des ventes Bd. V). Er kommt sogleich 1789 wieder in
Paris unter den Hammer, und zwar in der Vente Coclers, deren Verzeich-
nis die Herkunft aus der Sammlung Chevalier Lambert ausdrücklich erwähnt.
Bei der Vente Coclers kam das Bild an Dufour (nach handschriftlicher Ein-
tragung). 1791 ist es bei Lebrun nachweisbar (Blanc, Tresor II, 135). 1840
kehrt es wieder bei Puthon in Wien („Blätter für Gemäldekunde“ VII,
S. 24f. mit Abbildung). Dann kam es zu Winter und später mit der ganzen
Winterschen Galerie zu Stummer. Heutiger Aufbewahrungsort mir unbekannt.
Auch der Ochtervelt in der Accademia zu Venedig, den ich vor Jahren als
erster nachgewiesen habe-, läßt sich in einem alten Katalog auffinden. In
Venedig hat man meine Bestimmung, wie mehrere andere, einfach aus
meinem Aufsatz in der „Wiener Zeitung“ (vom 18. Juli 1896) „übernommen“,
ohne mich weiter einer Erwähnung zu würdigen. Daß der Aufsatz in die
Accademia gelangt war, erfuhr ich durch Gustav Ludwig. Das Bild in Venedig
ist vermutlich dasselbe, das als „Een sieck Vrouwtje van Jacob Ochtervelt“
1687 bei einer Amsterdamer Versteigerung vorgekommen ist (vgl. Hoet 1,
S. 7). Ein weiteres Beispiel wird auch im folgenden vorgebracht. Im kaiser-
lichen Besitz befand sich spätestens 1735 ein Werk des J. Ochtervelt, das
gleich seinem Gegenstück seit lange verschwunden ist. In den Verzeich-
nissen, von Mechels Katalog angefangen, kommt dieses Bild nicht mehr vor.
Von dessen früherem Vorhandensein in der kaiserlichen Galerie hat man
sichere Kunde aus Stampart Prenners „Prodromus“ von 1728 bis 1735, wo
auf Taf. 20 eine kleine Radierung nach einem Ochterveltschen Sittenbild von
1652 vorkommt. (Eine Abbildung nach dieser Radierung wurde veröffent-
licht im VII. Bd. der „Blätter für Gemäldekunde“ S. 51. Das Gegenstück
kam im April 1910 bei einer Ant. Creutzerschen Versteigerung in Aachen
zum Vorschein rind wurde durch den damaligen Wiener Sammler J. Mats-
vansky auf meine Veranlassung erworben. Der ganze Zusammenhang war
vorher nur mir bekannt.) Im Lauf des jüngsten Spätwinters fand ich nun
gelegentlich eines Besuches in der Restaurierschule des Wiener National-
museums das Gemälde selbst, das ich 1910 vermißt hatte.
Dem freundlichen Entgegenkommen des Herrn Direktors Dr. Gust.
Glück verdanke ich eine Photographie nach dem fesselnden Bild, nach welcher
die Abbildung im vorliegenden Heft hergestellt ist. Man hatte das Gemälde
schon als Ochtervelt erkannt. Es ist echt signiert und datiert unten mitten
in dunkler Schrift:
>,Jacs
Ochtervelt
F. 1652“
Rechts unten in verschmutztem Weiß die alte Inventarnummer
„No 269“.
 
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