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halten, wenn man von dem überaus großen Gebiet der Malerei auf Mauer-
bewurf absehen will. Der bemalte Altarstein, auch als Epitaph angesprochen,
aus dem 14. Jahrhundert im Historischen Museum zu Basel mag ein später
Nachkomme antiker Stelen sein (Sandstein; aus der Baseler Dominikaner-
kirche, gefunden 1876*). Bis zur Zeit der Renaissance war das Malen auf
Stein so ziemlich vergessen.
Zu der Vorliebe Sebastiano del Piombos für Stein als Malgrund, die
schon längst angedeutet wurde, ist vielleicht in erster Linie auf Vasari hin-
zuweisen, der in der Vita des genannten Künstlers folgendes mitteilt:
„Avendo poi comminciato questo pittore un nuovo modo di colorire in
pietra ciö piaceva molto a’ popoli, parendo ehe in quel modo le pitture
diventassero eterne e ehe ne il fuoco ne i tarli potessero lor nuocere.
Onde cominciö a fare in queste pietre molte pitture ricignendo le con
ornamenti d’altre pietre mischie, ehe fatte lustranti, facevano accom-
pagnatura bellissima.“ Milanesis Ausgabe (V, 579) fügte eine Note bei, aus
der hervorgeht, daß Seb. del Piombos Geheimnis der Malerei auf Stein
(und Metall) in der Anwendung des „Olio di ghiande spremuto con
torchio“ bestand**). Sebastiano del Piombo wußte auch die Wandfläche so
vorzubereiten, daß man darauf mit Ölfarbe malen konnte. Zu den Zeiten
Vasaris war der Cristo alla colonna des Seb. del Piombo in San Pietro
in montorio zu Rom noch gut erhalten, wozu Vasari noch folgende Er-
läuterung bietet: „. . . perche usava costui questa cosi fatta diligenza, ehe
faceva l’arriciato grosso della calcina con mistura di mastice e pece greca
e quelle insieme fondute al fuoco e date nelle mura, faceva poi spianare
con una mescola da calcina, fatta rossa overo rovente al fuoco; onde hanno
potuto le sue cose reggere all’humido e conservare benissimo il colore
senza farli far mutazione. E con la medesima mistura ha lavorato sopra le
pietre di peperigni, di marmi, di mischi, di porfidi, e lastre durissime, nelle
quali possono lunghissimo tempo durare le pitture: oltre ehe ciö ha mo-
strato come si possa dipingnere sopra l’argento, rame, stagno, e altri me-
talli.“ In seiner Vasari-Übersetzung gibt G. Gronau zu den Steingemälden
Sebastianos die Anmerkung, daß eine Pieta des Künstlers, die für Don
Ferrante Gonzaga auf Stein gemalt und nach Spanien gesendet worden
war, sich jetzt zu Ubeda in Andalusien befindet (mit Hinweis auf Berenson:
Florentine drawings 1. 234).
Sebastianos Bildnis des Baccio Valori auf Stein gemalt wurde im
Jänner 1909 durch Dr. Giglioli im Kunsthistorischen Institut zu Florenz be-
sprochen. Giglioli erblickt dieses Bild in einem Gemälde der Galerie Pitti,
indem er sich auf Vasari und das alte Inventar von 1553 stützt (vergleiche
wissenschaftliche Beilage zu den Münchner Neuesten Nachrichten 1909, Nr. 15).
Die Madonna del velo von Sebastiano del Piombo im Neapeler Mu-
seum ist auf Schiefer gemalt. (Dazu Aldo de Rinaldi: Catalogo der Galerie
in Neapel 1911, bei Nr. 87.) — Auch im Nachlaß Sebastianos befanden
sich mehrere Bilder auf Stein (vgl. Giorgio Bernardini, „Sebastiano del
Pimbo“, 1908, S. 64, auch d’Achiardi, „Sebastiano del Piombo“).
*) Hierzu Daniel Burckhardt Im Jahrbuch der königl. pr. K.-S. XXVII, S. 179 ff.
Burckhardt bringt gute Gründe dafür bei, daß es sich um einen Altar und nicht um
ein Grabmal handelt.
**) Hinweis auf Gerolamo Amati: Lettere Romane di Momo, Rom 1872.
halten, wenn man von dem überaus großen Gebiet der Malerei auf Mauer-
bewurf absehen will. Der bemalte Altarstein, auch als Epitaph angesprochen,
aus dem 14. Jahrhundert im Historischen Museum zu Basel mag ein später
Nachkomme antiker Stelen sein (Sandstein; aus der Baseler Dominikaner-
kirche, gefunden 1876*). Bis zur Zeit der Renaissance war das Malen auf
Stein so ziemlich vergessen.
Zu der Vorliebe Sebastiano del Piombos für Stein als Malgrund, die
schon längst angedeutet wurde, ist vielleicht in erster Linie auf Vasari hin-
zuweisen, der in der Vita des genannten Künstlers folgendes mitteilt:
„Avendo poi comminciato questo pittore un nuovo modo di colorire in
pietra ciö piaceva molto a’ popoli, parendo ehe in quel modo le pitture
diventassero eterne e ehe ne il fuoco ne i tarli potessero lor nuocere.
Onde cominciö a fare in queste pietre molte pitture ricignendo le con
ornamenti d’altre pietre mischie, ehe fatte lustranti, facevano accom-
pagnatura bellissima.“ Milanesis Ausgabe (V, 579) fügte eine Note bei, aus
der hervorgeht, daß Seb. del Piombos Geheimnis der Malerei auf Stein
(und Metall) in der Anwendung des „Olio di ghiande spremuto con
torchio“ bestand**). Sebastiano del Piombo wußte auch die Wandfläche so
vorzubereiten, daß man darauf mit Ölfarbe malen konnte. Zu den Zeiten
Vasaris war der Cristo alla colonna des Seb. del Piombo in San Pietro
in montorio zu Rom noch gut erhalten, wozu Vasari noch folgende Er-
läuterung bietet: „. . . perche usava costui questa cosi fatta diligenza, ehe
faceva l’arriciato grosso della calcina con mistura di mastice e pece greca
e quelle insieme fondute al fuoco e date nelle mura, faceva poi spianare
con una mescola da calcina, fatta rossa overo rovente al fuoco; onde hanno
potuto le sue cose reggere all’humido e conservare benissimo il colore
senza farli far mutazione. E con la medesima mistura ha lavorato sopra le
pietre di peperigni, di marmi, di mischi, di porfidi, e lastre durissime, nelle
quali possono lunghissimo tempo durare le pitture: oltre ehe ciö ha mo-
strato come si possa dipingnere sopra l’argento, rame, stagno, e altri me-
talli.“ In seiner Vasari-Übersetzung gibt G. Gronau zu den Steingemälden
Sebastianos die Anmerkung, daß eine Pieta des Künstlers, die für Don
Ferrante Gonzaga auf Stein gemalt und nach Spanien gesendet worden
war, sich jetzt zu Ubeda in Andalusien befindet (mit Hinweis auf Berenson:
Florentine drawings 1. 234).
Sebastianos Bildnis des Baccio Valori auf Stein gemalt wurde im
Jänner 1909 durch Dr. Giglioli im Kunsthistorischen Institut zu Florenz be-
sprochen. Giglioli erblickt dieses Bild in einem Gemälde der Galerie Pitti,
indem er sich auf Vasari und das alte Inventar von 1553 stützt (vergleiche
wissenschaftliche Beilage zu den Münchner Neuesten Nachrichten 1909, Nr. 15).
Die Madonna del velo von Sebastiano del Piombo im Neapeler Mu-
seum ist auf Schiefer gemalt. (Dazu Aldo de Rinaldi: Catalogo der Galerie
in Neapel 1911, bei Nr. 87.) — Auch im Nachlaß Sebastianos befanden
sich mehrere Bilder auf Stein (vgl. Giorgio Bernardini, „Sebastiano del
Pimbo“, 1908, S. 64, auch d’Achiardi, „Sebastiano del Piombo“).
*) Hierzu Daniel Burckhardt Im Jahrbuch der königl. pr. K.-S. XXVII, S. 179 ff.
Burckhardt bringt gute Gründe dafür bei, daß es sich um einen Altar und nicht um
ein Grabmal handelt.
**) Hinweis auf Gerolamo Amati: Lettere Romane di Momo, Rom 1872.