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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 5.1920/​1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.52778#0076

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und 18, Sp. 251 ff. und 318ff.). Einige wenige Gobelins aus kaiserlichem
Besitz waren dann 1890 in der Spezialausstelhing von Gobelins und ver-
wandten Gegenständen zu sehen, die vom Österreichischen Museum für Kunst
und Industrie veranstaltet wurde. — B. Bucher und Falke der Ältere schrieben
darüber in fachgemäßer Weise (dazu N. Fr. Presse vom 25. Januar 1890
und Wiener Zeitung vom 13. bis 17. Dezember 1889 und 9., 11. und 12.
Februar 1890), und Falke stellte dem Verzeichnis die nötigen technischen
Winke voran. Nach diesen Vorführungen im Österreichischen Museum und
im Künstlerhaus war jahrelang von den Gobelins im kaiserlichen Besitz kaum
mehr die Rede, und nur in Fachkreisen wurde die Erinnerung daran durch
die Restaurierung in der Stickereischule Bach wieder aufgefrischt. Ich hatte
dann einmal im Vorratsschuppen zu Schönbrunn das ganze Magazin durch-
zusehen, um für den Antwerpener Kunstgelehrten Max Rooses Tapisserien
nach Jac. Jordaens aufzusuchen. Jetzt aber ist durch die neuerliche Aus-
stellung im Wiener Belvedere wieder Gelegenheit geboten, die Pracht dieser
Wandbehänge zu bewundern und einige Hauptstücke neuerlich zu studieren.
Den Anfang in der jetzigen Auswahl machen drei Stücke aus einer
französisch-flandrischen Reihe um 1500, deren Darstellungen zu den be-
kannten „Trionfi“ des Petrarca erfunden sind. Über Darstellungen solcher
Art hat der Prince d’Essling ein umfassendes Werk herausgegeben, das auch
die Wiener Teppiche kennt. Ganz ähnliche Wandbehänge waren 1878 zu
Paris im Trocadero ausgestellt, und zwar aus dem Besitz des Herrn Leclanche.
Bald danach waren sie schon in anderen Händen. Viel weiter zurück be-
fanden sie sich im Besitz der Königin Christine von Schweden. (Dazu unter
anderem auch L. Palustre in Rouen illustre p. 81 bis 96, Eug. Müntz in
Revue critique d’histoire et de litterature vom 11. Januar 1879 und Frimmel
in der Wiener Montagsrevue vom 18. Dezember 1882, Nr. 51.) Als rein
französisch in technischer Beziehung möchte ich die unvergleichlich vor-
nehmen Tapisserien aus der Schule von Fontainebleau anreihen (Nr. 50 bis
53 der jetzigen Ausstellung), über deren alte Restaurierungen von 1690 der
Katalog beachtenswerte urkundliche Angaben beibringt. Nr. 50 mit der Dar-
stellung Danaes in figurenreicher Umrahmung läßt denn auch viele alte Aus-
besserungen erkennen, die zum Teil starke Änderungen sind, so z. B. unten
mitten im Medaillon, wo das große F vielfach überstickt und in ein J um-
gewandelt ist. Auch auf dem Tod des Adonis und dem Kampf der Lapithen
und Kentauren (Nr. 52 und 51) kommen ähnliche Ristauros vor. Die Kom-
position der Danae ist sicher von Primaticcio, aus dessen Schule wohl auch
die Umrahmung stammt. Die Gruppe Primaticcio, Rosso fiorentino, Ambroise
Dubois kommt auch bei den zwei übrigen Tapisserien in Betracht. Die Er-
findung ist durchaus französiert italienisch. Die Prachtliebe der Zeit Francois
Premier kommt darin glänzend zum Ausdruck. Aus späteren Zeiten franzö-
sischer Tapisserie stammen Nr. 26ff. mit Darstellungen aus dem Leben Alex-
anders des Großen nach Charles Lebrun in der Pariser Manufacture ausge-
führt (die Kompositionen sind durch Audrans Stiche weit bekannt), ferner
in technischem Sinn Nr. 29ff. mit Bildern aus Kaiser Konstantins Leben.
Diese Reihe ist zwar von Rubens entworfen, aber in Paris ausgeführt. Es
schließen sich an die drei Diana-Tapisserien aus dem 17. Jahrhundert und
dem Stil der Erfindung nach die Krönung Cäsars (Nr. 73), das Mahl der
Offiziere nach De la Peigne (Nr. 80), die Don-Quichote-Teppiche nach
 
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