Gedichte
tsidor Quartner
Gefallen September 1915
StiHer Abend
Vater, nun ist es Abend.
Wie hat sich mein Groti vor deiner Güte
verwandelt.
Weich eine schöne Einkehr muß der Tod sein.
Auf meinem Scheitei ieise atmet dein Segen,
ich bin unter deinen Händen ein iunger Baum.
Ich möchte Bititen tragen für die Liebe in
deinen Augen.
Sitz ieh stiü am Ufer . . .
Sitz ich stiü am Eifer, seh ins Wasser;
Zucken Sonnenpfeiie hin und her
Junge unerwachsne Biitze.
Sitz ich stiü am Ufer, es ist Mittag;
Fiießt der ganze See in giiihndem Golde
Bianke eingeschmoizne Biitze.
Sitz ich stiü am Ufer, es ist Abend.
Reißen rote Pfeiie auf mein Herz
Tausend heißgegiühte Biitze.
Sitz ich stiü am Ufer; es ist Nacht.
Kommt vom Himmel eine milde Kühie,
Legt der Mond mir seine weichen Strahlen,
Weiße dünne Seide auf das wunde Herz.
Land der Freude
An deinen leuchtenden Feuern hab ich dich
erkannt:
Du bist das Land,
Das von der Erde zu den Gestirnen reicht,
Deß Sonne nie verbleicht.
In deinen Städten iebt eine lichte Menge
Und auf den Straßen ist stets ein Gedränge
Von Festen und Gästen,
In deinen Palästen
Singt eine ewige Flamme:
Ihr Gesang ist dein Name.
fm Hebe!
Kahle Hügel lasten schwer im Nebel,
Uber die laufen graue Hunde hin.
Hellgelbe Lichter schreien erschrocken auf
Und ertrinken im Nebel.
Rasen aus dunkeln Haaren von Toten
Rauscht Schwermut um meinen Schritt.
Der Dolch an meinem Handgelenk
Klirrt aus der Scheide:
Tastend trafen meine Hände einen Stamm.
Aus der Luft stürzen Tropfen plump zur Erde:
Die schallt hohlen Tones wie ein Gong.
Mein Ruf nach dir
Wird dicht vor meinen Lippen weggenommen
Und still versteckt.
!eh sehreite über eine weite Heide . . .
Ich schreite über eine weite Heide,
Durch die die Spuren eines Wagens gehn.
Nirgends sind Menschen zu sehn.
Heideblumen pflück ich mit Blättern von Seide,
Aus ihnen form ich einen Strauß.
Dann zieh ich die Blüten einzeln heraus
Und meine weißen trauernden Finger
Zerreißen die duftenden Dinger
Gedankenlos.
Tod des Enttäuschten
überall, wo mein Blut fließt,
Schlägt auch mein Herz.
Es ist doch iunger Frühling im Reich meiner
Seele
Mit einer tiefen Wunde
Wanke ich über den Weg.
Oh mir,
Zur Seite fall ich
Ins blumige Feld.
An meine Schultern schlägt die Erde:
„Auftun"
Es murmeln alle Quellen,
Es rinnen alle Brunnen
In meiner Brust.
Zwei rote Blumen
Sinken auf meine Augen
Es ist doch iunger Frühling im Reich meiner
Seele.
Überall, wo mein Blut fließt,
Schlägt auch mein Herz.
Um meine Lippen und um die Spitzen meiner
Finger
Hängt Wind sich wie Trauer.
Meine Augen sind junge Wetten
Und ihre Lider Himmel aus lichtem Gold:
Al!.e weißen Wolken
Sind unter ihnen eingefangen.
Die Sonne ist bis zu Gott hinaufgestiegen.
Der hält sie unter sein Herz
Und schenkt der Erglühten
Viel Güte von seinem schönen Gesicht.
FüMe
Braun von Sonne
Füllt reifer Weizen meine hohle Hand.
Da mein Mund nun spricht,
Schaut auf alle Gottheit unter Bäumen
Und lächelt über das Leben.
Gottheit, die Hände beugend im Schoße:
Das ist die Füüe.
Aber die Menschen sind Speicher.
Morgen
Die zwei Reihen der hochästigen Kiefern am
Hochwege
Sind eine brausende Orgel für den Wind.
Die zwei Reihen der hochästigen Schwarzkiefern
am Talwege
Wandern in den hellen Laubwald.
In den Netzen des Mooses
Fängt Tau sich als Wohlgeruch.
Im Walde, der uralt ist,
Liegen Götterbilder,
Viele Götterbilder aus weißem Marmor
In Faltengewändern:
In den Ästen, wie eingesponnen,
Am Boden, von Moos begrünt,
Schlafend auch an die Stämme gelehnt.
Im leeren Berge der schwarze See
Ist nicht mehr so schreckhaft,
Wenn ich im leeren Berge singe,
Bin ich auch nicht mehr allein.
Tausend Stimmen erwidern mir
Aus der Höhe
Und aber aus der Tiefe.
Ich schreite hinaus:
Von allen Seiten
Fließt Gold mir entgegen.
Vom Farren am Bache
Sammle ich kostbare Tropfen
Hier: Trinket allesamt.
Aus der Kehle alles Leben
Singt es im Morgenwalde.
HeHer Mittag
Durch die ganz feinen Wolkenstreifen
Tropft blauer Himmel ins Meer.
Segel flattern auf
Und fliegen zu den weißen Möwen.
Um den Kiel meines Kahnes im schlafenden Schilf
Liebt sich die See.
Schwertlilien gleiten über Bord
Und schauen auf mein Gesicht herab.
Du Kind mit der kleinen Garbe im Arme:
Wenn die Gottheit schaut,
Werden schwer die Ähren,
Des Irdischen Blicke sind Schnitter und
Erntewagen.
Du Kind mit der kleinen Garbe im Arme:
Krüge süßen Methes voll
Sind die dunklen Wolken
Hinter den goldenen Feldern.
Oh du Kind mit der kleinen Garbe im Arme!
Deine Augen sind groß:
Es blüht in ihnen ein lichtes Land mit silbernen
Strömen,
An denen du ganz einsam sitzest und spielst.
Des Nachts,
Wenn die Sterne, Singende wandeln die weiße
Straße:
Manch einer stürzt da im rauschenden Korn
Und wird auf der Erde geboren.
Dann sitzest du, Kind, mit der kleinen Garbe
im Arme,
In deinem nachtblauen Lande an silbernen Strömen
Und lächelst über das Leben
Sinnüchkeit
In meinen Adern häufet sich Blütenstaub:
Wie alles Blut in ihm versiegt!
Von Sehnsucht erklingend begatten sich gläserne
Blumen in meinem Herzen.
Fallen welkend aus den Schatten der Schläfen
Meiner Finger enge Fünfblattblüten
Und verlieren sich in reißenden Strömen
Da weht aus des Gaumens Wüste so müder Wind.
Da beugen sich zitternde Zweige zu mir herab
Und trinken heißen Wein aus den Kelchen
meiner Augen.
Mit pflaumiger Pfirsichhaut sind Himmel und
Steine bekleidet.
Vom Sonnenfelsen höhnt mich begreifendes
Lächeln von Schlangen:
Das verglättet alle Kanten zu weicher Rundheit.
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tsidor Quartner
Gefallen September 1915
StiHer Abend
Vater, nun ist es Abend.
Wie hat sich mein Groti vor deiner Güte
verwandelt.
Weich eine schöne Einkehr muß der Tod sein.
Auf meinem Scheitei ieise atmet dein Segen,
ich bin unter deinen Händen ein iunger Baum.
Ich möchte Bititen tragen für die Liebe in
deinen Augen.
Sitz ieh stiü am Ufer . . .
Sitz ich stiü am Eifer, seh ins Wasser;
Zucken Sonnenpfeiie hin und her
Junge unerwachsne Biitze.
Sitz ich stiü am Ufer, es ist Mittag;
Fiießt der ganze See in giiihndem Golde
Bianke eingeschmoizne Biitze.
Sitz ich stiü am Ufer, es ist Abend.
Reißen rote Pfeiie auf mein Herz
Tausend heißgegiühte Biitze.
Sitz ich stiü am Ufer; es ist Nacht.
Kommt vom Himmel eine milde Kühie,
Legt der Mond mir seine weichen Strahlen,
Weiße dünne Seide auf das wunde Herz.
Land der Freude
An deinen leuchtenden Feuern hab ich dich
erkannt:
Du bist das Land,
Das von der Erde zu den Gestirnen reicht,
Deß Sonne nie verbleicht.
In deinen Städten iebt eine lichte Menge
Und auf den Straßen ist stets ein Gedränge
Von Festen und Gästen,
In deinen Palästen
Singt eine ewige Flamme:
Ihr Gesang ist dein Name.
fm Hebe!
Kahle Hügel lasten schwer im Nebel,
Uber die laufen graue Hunde hin.
Hellgelbe Lichter schreien erschrocken auf
Und ertrinken im Nebel.
Rasen aus dunkeln Haaren von Toten
Rauscht Schwermut um meinen Schritt.
Der Dolch an meinem Handgelenk
Klirrt aus der Scheide:
Tastend trafen meine Hände einen Stamm.
Aus der Luft stürzen Tropfen plump zur Erde:
Die schallt hohlen Tones wie ein Gong.
Mein Ruf nach dir
Wird dicht vor meinen Lippen weggenommen
Und still versteckt.
!eh sehreite über eine weite Heide . . .
Ich schreite über eine weite Heide,
Durch die die Spuren eines Wagens gehn.
Nirgends sind Menschen zu sehn.
Heideblumen pflück ich mit Blättern von Seide,
Aus ihnen form ich einen Strauß.
Dann zieh ich die Blüten einzeln heraus
Und meine weißen trauernden Finger
Zerreißen die duftenden Dinger
Gedankenlos.
Tod des Enttäuschten
überall, wo mein Blut fließt,
Schlägt auch mein Herz.
Es ist doch iunger Frühling im Reich meiner
Seele
Mit einer tiefen Wunde
Wanke ich über den Weg.
Oh mir,
Zur Seite fall ich
Ins blumige Feld.
An meine Schultern schlägt die Erde:
„Auftun"
Es murmeln alle Quellen,
Es rinnen alle Brunnen
In meiner Brust.
Zwei rote Blumen
Sinken auf meine Augen
Es ist doch iunger Frühling im Reich meiner
Seele.
Überall, wo mein Blut fließt,
Schlägt auch mein Herz.
Um meine Lippen und um die Spitzen meiner
Finger
Hängt Wind sich wie Trauer.
Meine Augen sind junge Wetten
Und ihre Lider Himmel aus lichtem Gold:
Al!.e weißen Wolken
Sind unter ihnen eingefangen.
Die Sonne ist bis zu Gott hinaufgestiegen.
Der hält sie unter sein Herz
Und schenkt der Erglühten
Viel Güte von seinem schönen Gesicht.
FüMe
Braun von Sonne
Füllt reifer Weizen meine hohle Hand.
Da mein Mund nun spricht,
Schaut auf alle Gottheit unter Bäumen
Und lächelt über das Leben.
Gottheit, die Hände beugend im Schoße:
Das ist die Füüe.
Aber die Menschen sind Speicher.
Morgen
Die zwei Reihen der hochästigen Kiefern am
Hochwege
Sind eine brausende Orgel für den Wind.
Die zwei Reihen der hochästigen Schwarzkiefern
am Talwege
Wandern in den hellen Laubwald.
In den Netzen des Mooses
Fängt Tau sich als Wohlgeruch.
Im Walde, der uralt ist,
Liegen Götterbilder,
Viele Götterbilder aus weißem Marmor
In Faltengewändern:
In den Ästen, wie eingesponnen,
Am Boden, von Moos begrünt,
Schlafend auch an die Stämme gelehnt.
Im leeren Berge der schwarze See
Ist nicht mehr so schreckhaft,
Wenn ich im leeren Berge singe,
Bin ich auch nicht mehr allein.
Tausend Stimmen erwidern mir
Aus der Höhe
Und aber aus der Tiefe.
Ich schreite hinaus:
Von allen Seiten
Fließt Gold mir entgegen.
Vom Farren am Bache
Sammle ich kostbare Tropfen
Hier: Trinket allesamt.
Aus der Kehle alles Leben
Singt es im Morgenwalde.
HeHer Mittag
Durch die ganz feinen Wolkenstreifen
Tropft blauer Himmel ins Meer.
Segel flattern auf
Und fliegen zu den weißen Möwen.
Um den Kiel meines Kahnes im schlafenden Schilf
Liebt sich die See.
Schwertlilien gleiten über Bord
Und schauen auf mein Gesicht herab.
Du Kind mit der kleinen Garbe im Arme:
Wenn die Gottheit schaut,
Werden schwer die Ähren,
Des Irdischen Blicke sind Schnitter und
Erntewagen.
Du Kind mit der kleinen Garbe im Arme:
Krüge süßen Methes voll
Sind die dunklen Wolken
Hinter den goldenen Feldern.
Oh du Kind mit der kleinen Garbe im Arme!
Deine Augen sind groß:
Es blüht in ihnen ein lichtes Land mit silbernen
Strömen,
An denen du ganz einsam sitzest und spielst.
Des Nachts,
Wenn die Sterne, Singende wandeln die weiße
Straße:
Manch einer stürzt da im rauschenden Korn
Und wird auf der Erde geboren.
Dann sitzest du, Kind, mit der kleinen Garbe
im Arme,
In deinem nachtblauen Lande an silbernen Strömen
Und lächelst über das Leben
Sinnüchkeit
In meinen Adern häufet sich Blütenstaub:
Wie alles Blut in ihm versiegt!
Von Sehnsucht erklingend begatten sich gläserne
Blumen in meinem Herzen.
Fallen welkend aus den Schatten der Schläfen
Meiner Finger enge Fünfblattblüten
Und verlieren sich in reißenden Strömen
Da weht aus des Gaumens Wüste so müder Wind.
Da beugen sich zitternde Zweige zu mir herab
Und trinken heißen Wein aus den Kelchen
meiner Augen.
Mit pflaumiger Pfirsichhaut sind Himmel und
Steine bekleidet.
Vom Sonnenfelsen höhnt mich begreifendes
Lächeln von Schlangen:
Das verglättet alle Kanten zu weicher Rundheit.
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