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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 7.1916-1917

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Siebentes Heft (Oktober 1916)
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Schreyer, Lothar: Meer
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Stramm, August: Der Letzte
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Leer, Francisca van: Gedichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.37112#0087

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sind Eins
und Johanna:

Johanna:
Licht!
Andreas:
Gelichtete mein
Johanna:
Meer dein
Andreas:
In dir
Johanna:
Du
Andreas:
Durch dich
Zu mir
Johanna:
Mir zu
Dich durch.
Andreas:
Du
Johanna:
In dir
Andreas und Johanna
Meeriicht!
Kind!
Andreas:
Johanna:
Andreas
Licht
Meer
Kind
Mich Du
Meer
Licht
Kind
Dich Ich
Licht
Meer
Kind
Uns Kind
Wir Kind
Dich Mich
Uns
Kind
Kind
Die Geburt
Das Meer ist das Licht
Lichtmeer
Die Stimme:
Roter Leib
Brand
Brand
-Roter Leib
Brand
Brand
Roter Leib
Brand
Brand
Roter Leib
Werden
Kreisen
Sternen
Der Stern

ist die Erde.

Die dunketen Leiber rohen hoch
Der Gram schämt seine Wunden ins Biau.
Siibern fingert das Lächeln den Mund.
Die letzten Tiere sind Augen.
Die letzten Menschen sind Tropfenschein.
Die Höhe brennt
Feuer.
Johanna senkt den giühen Leib
Johanna:
Vergessen heißt das schöne Wort
Andreas:
Das heiße Vergessen schönt das Wort
Johanna:
Das heiße Wort vergießt die Schöne
Andreas:
Die vergossene Schöne strömt
Aui
Ewig.
Johanna:
Die Krone senkt den Ring
Fiute Giühen
Der Ring fesseit das Licht
Kronenblau
Glühe Fiut.
Zerwandelt Gassen und Gossen
Vergessen die müden Betten
Der stürmende Strahl strählt das zerrissene
Herz
Gebreitet dir.
Wir insein uns nicht.
Gelebt ist das Leben der Menschen.
Vergossene wir
Trank und Rausch
Nun sind wir leer
Gefäß.
Andreas:
Kristall
Rauschender Guß
Meere Sternen
Uns
Meere trinken
Uns
Sterne rauschen
Uns
Kristalle gießen
Uns.
Johanna:
Licht weht
Wehen lichten
Meer
Leib
Kreis
Geschieht.
Andreas:
Umschlingen Wechsel Abschied Nie
Verrinnen Wechsel Abschied Nie
Bluttiefe enthüllt.
Mein Schoß!
Tief und Blut
Mein
Scham Du entschämte.
Johanna:
Du Dein
Blut und tief
Schämt Schaum Dir
Krone
Mich um Mich
Gleich und gleich
Sein Nie
Ende Nie
Wir.
Andreas:
Ich glaube Du
Johanna:
Ich glaube Du
Andreas:
Meer!

Der Letzte
August Stramm
He! da oben! Lachen! ich lache! drei Tage
stürzen! brüllen! drei Tage Jahre Ewigkeiten!
und bist noch nicht zerstürzt! verfluchter Him-
mel! Blaubalg! pafft Zigarren und stiebt Asche,
alles zusammen, den Graben. Schützengraben.
Schutz. Grab, die Stellung wird gehalten bis zum
letzten Mann! vorwärts Jungens. Das Blau-
gespenst klimmt rote Augen auf. rot. feuerrot,
verschlafen. Der Tag hält nicht aus. so oder so!
schießt! schießt! der Wald! ja. in den Wald!

Schädel. Wolken, lustig! der beste Schütze darf,
ja. darf zuerst schlafen. Teufel! schlafen. Mord
Müdigkeit Rasen Wut! He! Bursche! Bursche da
vorn! willst du? willst du schießen?! du? ja? der
Kopf zwischen die Beine geklatscht? Drückeber-
ger! schießen! knallen! seht! sie kommen aus dem
Wald, raus aus dem Lauf! die Backe gesetzt!
brav! brav! Schnellfeuer! Blaue Bohnen! Bohnen!
Blaue Augen! mein Schatz hat blaue Augen, haha!
drauf! drauf! sie laufen. Korn nehmen. Zielschei-
ben. laufen. Mädchenbeine, ich beiße, beiße, ver-
flucht. Küsse scharfe, drauf gehalten! Standvisier
Aug in Auge! Wasser? was? die Läufe glühn?
alle Schläuche glühn. letzte Nacht hat die Feld-
flasche zerschlagen, das trockne Glas geleckt,
die Zunge blutet, schluckt, schluckt, schießt die
Flinten kalt, euch selber kalt, kaltes Blut! da vorne
pfützt Wasser. Pfui Teufel! gierig! Dreck! Blut,
blutiger Dreck. Blut modert zu schnell. Feuer!
Schnellfeuer! raus! nicht einschlafen! wer? nehmt
ihm die Patronen aus der Tasche, wir brauchen
sie. der Kerl blutet! ein kleines Loch kann so blu-
ten! schießen! Zielpunkt. Donner! Knacken! das
Flattern! so müßt ihr auch schießen, zielen, zielen,
gut. ruhig, die Hunde drüben, die arme Erde. Brief
in der Tasche? natürlich, schlapp und gleich tot
auf der Nase, „mein lieber Mann!" ja. Männer
brauchen wir. aber keine toten hier, essen. Brök-
kel Schokolade. Mutter, schießt Kerle, ach Mütter
weinen immer, schießt! ich war ein weicher
Junge. Teufel! Kopf hoch! die Nasen aus dem
Dreck! Was?! keiner? alle? Faullenzer! Verstär-
kung. hört ihr? Verstärkung kommt. Feind nicht
ranlassen! die Flinten vor! Teufel! totsein ist
Schande! seht! ich schieße, schieße. Verstärkung,
hört! Trommeln. Hörner. Tata trrr! eilt da hin-
ten! eilt! Muttertränen. Vaterbrünste. Dreck! Drei
Tage Dreck! Menschen! meine Mutter hat mich
immer so sorgsam gewaschen. Grab. Hölle. Teu-
fel. mein Arm schießt. Finger ladet. Auge trifft.
Hurrah! Hurrah! die Beine in die Hand! Hurrah!
Tod und Leben! hurrah! Eisen! hurrah! drauf! Mein
Kopf! Kopf! wo ist mein Kopf? voran, fliegt, kol-
lert. brav. Bursche! in den Feind! beißen beißen!
Säbel! ha! weich der Vaterbauch, weich. Mutter,
wo bist? Mutter, seh dich nicht? Mutter du küßt.
Alutter. rauh, halte mich, ich falle doch. Mutter
ich falle. Mutter.

Gedichte
Sophie van Leer
I
In die Welt bin ich geworfen
Weit wurde die Erde
In roten Wolken bin ich aufgefangen
Der Mond geht rund
und immer seh ich sein eines Gesicht
Hinter den Sternen rauscht die Ewigkeit
Klein sind meine Arme und Vögel haben Flügel
Die Sonne strahlt mir das Lächeln von Gott
Mein Schatten fällt den Strahlen in das Haar
Auf meiner Stirne weint das Leben
Die Seele schläft
und träumt
und wartet in die Ewigkeit
II
Die Blumen schlummern in den Falten meiner
Stirn
Auf meinen Schultern träumt der Mond
In meinen Händen nisten kleine Vögel
Der bunte Tag löscht seine Lichter aus
Das Herz der Sonne pocht in meinem Herzen
In meinen Armen schläft die Erde ein

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