die zum Muster genommenen futuristischen und
expressionistischen Autoren so gut nachgeahmt
haben, daß ein Kunstkritiker sich nicht zu scheuen
brauchte, daran das Wesen dieser Kunst zu de-
monstrieren." Auf Grund dieser Kenntnisse und
nach diesem Einfaii mit R wagt dieser Universi-
tätsprofessor vieie Spaiteu über Kandinsky mit K
zu schreiben. Ich sehe darin eine sexuale Marotte.
In der Hüte heißt es mit professoraler Gewissen-
haftigkeit : „Denn wer die Bilder nicht
gesehen hat, wird sich schweriich eine Vor-
stellung von diesem Wirrwarr machen können.
Ein Trümmerhaufen hat mehr Sinn und Gestalt,
und Farben, die man auf Wasser gießt, könnten
nicht so grenzenlos chaotisch verfließen, wie die
Elemente auf diesen Bildern sich verflechten." Ich
will dem Herrn Professor aus Marburg zur Hilfe
kommen, der nur Bilder von Candinsky ohne K
gesehen hat. In Marburg hieß es: „Das ist das
rein Malerische, grenzenloser Zusammenklang der
Farben, unbestimmt, mystisch, wie Musik der
Sphären." Jetzt heißt es: „Das Sinnlose als jugend-
liche Unbesonnenheit, das absolut Ungesetzliche
dieser Kunst." Kandinsky ist zwar dreizehn Jahre
älter als der jugendlich unbesonnene Hamann.
„Es muß doch wohl ein allgemeines Bedürfnis der
Zeit darin zum Ausdruck kommen, wenn er gerade
mit diesen sich eine Gefolgschaft errang, die in
der Zeitschrift Der Sturm sich versammelt und
äußert." Hier will man sich nicht mit schlechten
Elementen verflechten, wir verzichten auf die Ge-
folgschaft aus Marburg . Denn wir haben Wich-
tigeres zu tun. Die Leser dieser Zeitschrift wissen
es: Wir müssen Heft für Heft die Erörterung
sexualer Dinge in den Vordergrund stellen, und
deshalb jugendlich unreifen Professoren das Lesen
verbieten, weil sie nicht schreiben können. Das
Schreiben verbieten, weil sie nicht sehen können,
das Sehen verbieten, weil sie noch nicht einmal
lesen können, und sich ein C für ein K vormachen
lassen, und Elemente verflechten. Herr Hamann
soll die Tintenfinger von der Kunst lassen. Sonst
werde ich ihn noch elementarer an den verflochte-
nen Zopf fassen.
Herwarth Waiden
Der Wetterfrosch
Hermann Essig
Fortsetzung
Mit unbehaglichem Gefühl machte er sich auf.
Niemand begegnete er, nicht dem gemeinsten
Spießknecht. Das steigerte sein Unbehagen. Er
war immer in wilder Hetzjagd über den Graben
gesprungen, langweilig war der enge Durchgang
zwischen den fettfeudhten Steinmauern der
Scheunen. Es war, als wäre dem Frosch sein
Besuch ganz gleichgültig. Das stachelte seinen
Ehrgeiz, begehrt zu sein. Er mußte wieder der
werden, den Schick als Liebling aus dem Dorfe
erkor. Freundschaftssucht, ein kriecherischer
Eigendünkel, geleitete ihn über die grüngelben
Wiesen mit den schwarzen Maulwurfshaufen.
Bis der Froschteidh kam! es war nicht zu er-
leben! Schick schenkte ihm sogar die Zeit, es
noch einmal zu überlegen.
Auch war da gar nichts los. Dem Knaben lag
ein großes Schuhpechpflaster auf der Haut. Wenn
er's gewußt hätte, wie schmutzig das Krötenloch
war, er wäre noch geflohen. Er stand vor einem
Armenhaus, nicht mehr vor einem Königspalast.
Wäre er noch geflohen. Aber es war zu spät.
Ein wüster abscheulicher Kopf kam heraus und
redete ihn an. Er schauderte, aber fliehen konnte
er nicht mehr. Furcht und das Auge von Schick
nagelten ihn fest. In seinem Herzen schnitt ihm
die Mahnung des Mädchens, der schönen Eis-
königin „geh nicht wieder zum Froschteich" wie's
ein Griffel in eine Schiefertafel eingrub.
„Gutenmorgen mein Jüngelchen" pfui! wie das
klang. Aber er blieb stehen. Der Frosch durfte
ihm seinen Ekel nicht anmerken. Der Eiskönigin
wäre es gewiß nicht darauf angekommen, ihren
Ekel vor dem „Ekel" auszusprechen, aber e r
konnte das nicht.
Auch war er ja ein Mann und Männer tun
Dinge, die Frauen niemals begreifen. Die Eis-
königin verstand das ja gar nicht, daß er mit
Schick nicht ganz brechen konnte. Er mußte hin-
gehen, und war's die düsterste Zaubererhöhle, die
vor ihm lag.
Daß er ein „Schöner" war, daran dachte er
nicht, zum Frosche ging er eher hin als zu seinem
Herzlieb. Trotzdem. Als er jetzt dastand und den
trüben Sumpf vor sich sah, fühlte er sich als ein
ganz gewöhnliches Menschenexemplar, ausge-
stoßen von Glück, Glanz und Ruhm.
Der Unsinn war vollendet.
„Guten Morgen mein Jüngelchen." — Der
Knabe nickte nur.
„Warst du kränk?"
„Nein."
„Nicht krank?" „Warst du auf Arbeit?"
„Nein."
„Warst du verreist?"
Aha, jetzt war er daran. Besser, ich lasse ihn
noch einmal ein bischen anders fragen, dachte der
Knabe.
„Also du warst verreist? wo warst du denn?
. . bei deiner Tante?" Tante. Der Frosch wußte
genau wo er war, der Knabe spürte es dem
Frosche an. Warum also lügen?! „Eigentlich ver-
reist war ich nicht, aber ich war einmal auf dem
Eise auf dem Stadtsee."
„Allein oder mit wem?"
Der Knabe erschrak . . Was antworten? Er
war allein hingegangen. — Der Frosch legte sich
platt ins Wasser wie ein Haspelkreuz, und wartete
auf Antwort.
„Allein." Der Frosch zuckte wie elektrisiert
mit allen vier Beinen, stand aber wieder still . .
er merkte die Auffassung des Knaben und sagte
ruhig „So? . . war's hübsch? das rauhe Eis
schleifen? es ist doch ein bischen rauh auf einem
See? nicht?"
Ganz erleichtert, daß der Frosch nicht zankte
— er hätte mindestens erwartet, daß er ihm die
große Zehe wegschnappte, — fing der Knabe voll
Begeisterung an „gar nicht rauh ist's, ich habe
auch nicht geschliffen, ich bin auf meinen Schlitt-
schuhen gefahren, es war Musik, einen Pfann-
kuchen habe ich gegessen, mm . . mm . ." weiter
wußte er nicht, das letzte fügte er schon bei, um
sein Schlittschuhlaufen [etwas zu verdecken, es
schien ihm doch, als knurrte Schick.
„Nein, ganz so glatt war es nicht, aber doch
auch spiegelglatt."
„Erinnerst du dich noch, wie du die Eier greifen
wolltest? was?"
„Allerdings so spiegelhell und kristallklar war
es nicht . ."
„Drum eben" bemerkte der Frosch in hohem
Stolz und Selbstbewußtsein, er schwankte wie ein
Holz im Kielwasser eines aufgeblasenen Seglers.
Der Knabe liebte diese Gesprächswendung
nicht, er merkte, daß er das Mädchen dadurch vor
dem Frosche schlecht machte. In gewisser Hin-
sicht war's glätter als beim Frosch. Aber dies
wagte er nicht zu sagen, denn so konnte es sein,
daß der Frosch böser Laune wurde. Der Knabe
schwankte wie ein Kavalier beim Wucherer.
„Aber Schlittschuhlaufen konntest du denn
das?" hielt der Frosch im Schaukeln inne.
Jetjt kam's. Er mußte bekennen, daß Schicks
Tpdfeindin seine Freundin war. Daß er sie Braut
nannte, wollte er wenigstens hinter dem Berge
halten. „Jawohl, könnt ich's. Ein Mädchen hat
mir's ein paar mal vorgemacht."
„Ist sie nicht einmal mit dir gefahren?" ver-
ächtlich.
„Oh, immer, wir kreuzten die Arme, es war
wie im Himmel."
„Daß dich" . . . wollte Schick anfangen, aber
er besänftigte sich und sagte: „Die, welche immer
zusammen laufen, gelten als Braut und Bräutigam
. . . weißt du das?"
Der Knabe bekam einen Kopf so rot wie die
Gichtrose, weil er merkte, daß Schick alles be-
kannt war, wie's auf dem Eisfeste gewesen war.
Schick rückte näher auf. „Wenn du das nicht
wußtest, und dir das nachträglich unangenehm
sein sollte, so sage mir, wer das Mädchen war,
vielleicht kann ich dich wieder von ihr los machen.
Ich beschäftige mich mit Heiratsvermittlung, ich
könnte für das Mädchen wohl schnell einen
anderen Bräutigam finden."
Nun wußte der Knabe, — sagte er jetzt, wer
das Mädchen war, . . so beging er einen schänd-
lichen Verrat. — Er schwieg.
Der Frosch hatte Takt, wenn er klug sein
mußte. Er knüpfte das Gespräch anders, neu, an:
„Gefällt dir das Schlittschuhlaufen?"
„Nichts tu ich lieber. Wenn man so dahinsaust!
Schick, ich sage dir." Er wurde ganz keck vor
mutigen Gedanken.
„Ja ja, es soll sehr schön sein . . „hast du
auch gute Schlittschuhe?"
Der Knabe grinste.
„Sind sie gut? ich meine, du seiest auf meinem
Teich — er erwähnte es mit Mischung von Bitter-
keit und Bedauern — hart damit gefallen?"
„Bessere Schlittschuhe hättest du mir gar nicht
schenken können, im Anfang war ich nur zu zag-
haft."
„Was höre ich? Ich habe sie dir geschenkt?
. . du träumst wohl, du . . ich schenke dir Schlitt-
schuhe, damit du auf's Eis auf den großen See
gehst, . . . glaubst wohl, wenn ich so was getan
hätte, ich hätte dich nicht auf meinem Teiche fest-
zuhalten verstanden, auf meinem schönen Teiche?
. . Sprich."
Der Knabe schlotterte in den Knieen, so hatte
ihn Schick angefahren. „Du hattest's ja gesagt, sie
seien von dir . . von wem sollen sie denn sein?"
„Das hatte ich nicht gesagt . . Fertig ab!" . .
er drehte sich einmal um sich selber, „ich will
von der Schenkung nichts wissen und weiß auch
nichts. Ich schenke dir Objekte der Beleidigung?!
. . so eine . . das Mädchen vom großen See macht
das nur ..die hat sie dir in einer Nacht gebracht.
Weißt du's besser? . . . nein, du weißt es nicht
besser, denn so ist's", er drehte sich ein paar mal
um sich selber wie eine vom Aerger getriebene
Turbine.
„Das Mädchen!!." der Knabe trat auf
wie ein Pfarrer im Beichtstuhl, würdevoll, „warum
hast du dann so getan, als wären sie von dir?"
als vergäße er sich und wähnte sich hinter dem
Wirtshaustisch fuhrs hinterher, „He"?
He? der Frosch ging auf wie Hefenteig. „Du
scheinst mich damals in der Tat mißverstanden
zu haben."
Der Knabe ballte sich wie der arme Konrad,
jetzt, er schrie: „Da hätte ich gar nicht so ängst-
lich tun müssen, als wäre ich an dein Dreckloch
gebunden." Als stopfte ihm das Mädchen eine
Ladung Salz in den Mund, so bissig wurde er.
expressionistischen Autoren so gut nachgeahmt
haben, daß ein Kunstkritiker sich nicht zu scheuen
brauchte, daran das Wesen dieser Kunst zu de-
monstrieren." Auf Grund dieser Kenntnisse und
nach diesem Einfaii mit R wagt dieser Universi-
tätsprofessor vieie Spaiteu über Kandinsky mit K
zu schreiben. Ich sehe darin eine sexuale Marotte.
In der Hüte heißt es mit professoraler Gewissen-
haftigkeit : „Denn wer die Bilder nicht
gesehen hat, wird sich schweriich eine Vor-
stellung von diesem Wirrwarr machen können.
Ein Trümmerhaufen hat mehr Sinn und Gestalt,
und Farben, die man auf Wasser gießt, könnten
nicht so grenzenlos chaotisch verfließen, wie die
Elemente auf diesen Bildern sich verflechten." Ich
will dem Herrn Professor aus Marburg zur Hilfe
kommen, der nur Bilder von Candinsky ohne K
gesehen hat. In Marburg hieß es: „Das ist das
rein Malerische, grenzenloser Zusammenklang der
Farben, unbestimmt, mystisch, wie Musik der
Sphären." Jetzt heißt es: „Das Sinnlose als jugend-
liche Unbesonnenheit, das absolut Ungesetzliche
dieser Kunst." Kandinsky ist zwar dreizehn Jahre
älter als der jugendlich unbesonnene Hamann.
„Es muß doch wohl ein allgemeines Bedürfnis der
Zeit darin zum Ausdruck kommen, wenn er gerade
mit diesen sich eine Gefolgschaft errang, die in
der Zeitschrift Der Sturm sich versammelt und
äußert." Hier will man sich nicht mit schlechten
Elementen verflechten, wir verzichten auf die Ge-
folgschaft aus Marburg . Denn wir haben Wich-
tigeres zu tun. Die Leser dieser Zeitschrift wissen
es: Wir müssen Heft für Heft die Erörterung
sexualer Dinge in den Vordergrund stellen, und
deshalb jugendlich unreifen Professoren das Lesen
verbieten, weil sie nicht schreiben können. Das
Schreiben verbieten, weil sie nicht sehen können,
das Sehen verbieten, weil sie noch nicht einmal
lesen können, und sich ein C für ein K vormachen
lassen, und Elemente verflechten. Herr Hamann
soll die Tintenfinger von der Kunst lassen. Sonst
werde ich ihn noch elementarer an den verflochte-
nen Zopf fassen.
Herwarth Waiden
Der Wetterfrosch
Hermann Essig
Fortsetzung
Mit unbehaglichem Gefühl machte er sich auf.
Niemand begegnete er, nicht dem gemeinsten
Spießknecht. Das steigerte sein Unbehagen. Er
war immer in wilder Hetzjagd über den Graben
gesprungen, langweilig war der enge Durchgang
zwischen den fettfeudhten Steinmauern der
Scheunen. Es war, als wäre dem Frosch sein
Besuch ganz gleichgültig. Das stachelte seinen
Ehrgeiz, begehrt zu sein. Er mußte wieder der
werden, den Schick als Liebling aus dem Dorfe
erkor. Freundschaftssucht, ein kriecherischer
Eigendünkel, geleitete ihn über die grüngelben
Wiesen mit den schwarzen Maulwurfshaufen.
Bis der Froschteidh kam! es war nicht zu er-
leben! Schick schenkte ihm sogar die Zeit, es
noch einmal zu überlegen.
Auch war da gar nichts los. Dem Knaben lag
ein großes Schuhpechpflaster auf der Haut. Wenn
er's gewußt hätte, wie schmutzig das Krötenloch
war, er wäre noch geflohen. Er stand vor einem
Armenhaus, nicht mehr vor einem Königspalast.
Wäre er noch geflohen. Aber es war zu spät.
Ein wüster abscheulicher Kopf kam heraus und
redete ihn an. Er schauderte, aber fliehen konnte
er nicht mehr. Furcht und das Auge von Schick
nagelten ihn fest. In seinem Herzen schnitt ihm
die Mahnung des Mädchens, der schönen Eis-
königin „geh nicht wieder zum Froschteich" wie's
ein Griffel in eine Schiefertafel eingrub.
„Gutenmorgen mein Jüngelchen" pfui! wie das
klang. Aber er blieb stehen. Der Frosch durfte
ihm seinen Ekel nicht anmerken. Der Eiskönigin
wäre es gewiß nicht darauf angekommen, ihren
Ekel vor dem „Ekel" auszusprechen, aber e r
konnte das nicht.
Auch war er ja ein Mann und Männer tun
Dinge, die Frauen niemals begreifen. Die Eis-
königin verstand das ja gar nicht, daß er mit
Schick nicht ganz brechen konnte. Er mußte hin-
gehen, und war's die düsterste Zaubererhöhle, die
vor ihm lag.
Daß er ein „Schöner" war, daran dachte er
nicht, zum Frosche ging er eher hin als zu seinem
Herzlieb. Trotzdem. Als er jetzt dastand und den
trüben Sumpf vor sich sah, fühlte er sich als ein
ganz gewöhnliches Menschenexemplar, ausge-
stoßen von Glück, Glanz und Ruhm.
Der Unsinn war vollendet.
„Guten Morgen mein Jüngelchen." — Der
Knabe nickte nur.
„Warst du kränk?"
„Nein."
„Nicht krank?" „Warst du auf Arbeit?"
„Nein."
„Warst du verreist?"
Aha, jetzt war er daran. Besser, ich lasse ihn
noch einmal ein bischen anders fragen, dachte der
Knabe.
„Also du warst verreist? wo warst du denn?
. . bei deiner Tante?" Tante. Der Frosch wußte
genau wo er war, der Knabe spürte es dem
Frosche an. Warum also lügen?! „Eigentlich ver-
reist war ich nicht, aber ich war einmal auf dem
Eise auf dem Stadtsee."
„Allein oder mit wem?"
Der Knabe erschrak . . Was antworten? Er
war allein hingegangen. — Der Frosch legte sich
platt ins Wasser wie ein Haspelkreuz, und wartete
auf Antwort.
„Allein." Der Frosch zuckte wie elektrisiert
mit allen vier Beinen, stand aber wieder still . .
er merkte die Auffassung des Knaben und sagte
ruhig „So? . . war's hübsch? das rauhe Eis
schleifen? es ist doch ein bischen rauh auf einem
See? nicht?"
Ganz erleichtert, daß der Frosch nicht zankte
— er hätte mindestens erwartet, daß er ihm die
große Zehe wegschnappte, — fing der Knabe voll
Begeisterung an „gar nicht rauh ist's, ich habe
auch nicht geschliffen, ich bin auf meinen Schlitt-
schuhen gefahren, es war Musik, einen Pfann-
kuchen habe ich gegessen, mm . . mm . ." weiter
wußte er nicht, das letzte fügte er schon bei, um
sein Schlittschuhlaufen [etwas zu verdecken, es
schien ihm doch, als knurrte Schick.
„Nein, ganz so glatt war es nicht, aber doch
auch spiegelglatt."
„Erinnerst du dich noch, wie du die Eier greifen
wolltest? was?"
„Allerdings so spiegelhell und kristallklar war
es nicht . ."
„Drum eben" bemerkte der Frosch in hohem
Stolz und Selbstbewußtsein, er schwankte wie ein
Holz im Kielwasser eines aufgeblasenen Seglers.
Der Knabe liebte diese Gesprächswendung
nicht, er merkte, daß er das Mädchen dadurch vor
dem Frosche schlecht machte. In gewisser Hin-
sicht war's glätter als beim Frosch. Aber dies
wagte er nicht zu sagen, denn so konnte es sein,
daß der Frosch böser Laune wurde. Der Knabe
schwankte wie ein Kavalier beim Wucherer.
„Aber Schlittschuhlaufen konntest du denn
das?" hielt der Frosch im Schaukeln inne.
Jetjt kam's. Er mußte bekennen, daß Schicks
Tpdfeindin seine Freundin war. Daß er sie Braut
nannte, wollte er wenigstens hinter dem Berge
halten. „Jawohl, könnt ich's. Ein Mädchen hat
mir's ein paar mal vorgemacht."
„Ist sie nicht einmal mit dir gefahren?" ver-
ächtlich.
„Oh, immer, wir kreuzten die Arme, es war
wie im Himmel."
„Daß dich" . . . wollte Schick anfangen, aber
er besänftigte sich und sagte: „Die, welche immer
zusammen laufen, gelten als Braut und Bräutigam
. . . weißt du das?"
Der Knabe bekam einen Kopf so rot wie die
Gichtrose, weil er merkte, daß Schick alles be-
kannt war, wie's auf dem Eisfeste gewesen war.
Schick rückte näher auf. „Wenn du das nicht
wußtest, und dir das nachträglich unangenehm
sein sollte, so sage mir, wer das Mädchen war,
vielleicht kann ich dich wieder von ihr los machen.
Ich beschäftige mich mit Heiratsvermittlung, ich
könnte für das Mädchen wohl schnell einen
anderen Bräutigam finden."
Nun wußte der Knabe, — sagte er jetzt, wer
das Mädchen war, . . so beging er einen schänd-
lichen Verrat. — Er schwieg.
Der Frosch hatte Takt, wenn er klug sein
mußte. Er knüpfte das Gespräch anders, neu, an:
„Gefällt dir das Schlittschuhlaufen?"
„Nichts tu ich lieber. Wenn man so dahinsaust!
Schick, ich sage dir." Er wurde ganz keck vor
mutigen Gedanken.
„Ja ja, es soll sehr schön sein . . „hast du
auch gute Schlittschuhe?"
Der Knabe grinste.
„Sind sie gut? ich meine, du seiest auf meinem
Teich — er erwähnte es mit Mischung von Bitter-
keit und Bedauern — hart damit gefallen?"
„Bessere Schlittschuhe hättest du mir gar nicht
schenken können, im Anfang war ich nur zu zag-
haft."
„Was höre ich? Ich habe sie dir geschenkt?
. . du träumst wohl, du . . ich schenke dir Schlitt-
schuhe, damit du auf's Eis auf den großen See
gehst, . . . glaubst wohl, wenn ich so was getan
hätte, ich hätte dich nicht auf meinem Teiche fest-
zuhalten verstanden, auf meinem schönen Teiche?
. . Sprich."
Der Knabe schlotterte in den Knieen, so hatte
ihn Schick angefahren. „Du hattest's ja gesagt, sie
seien von dir . . von wem sollen sie denn sein?"
„Das hatte ich nicht gesagt . . Fertig ab!" . .
er drehte sich einmal um sich selber, „ich will
von der Schenkung nichts wissen und weiß auch
nichts. Ich schenke dir Objekte der Beleidigung?!
. . so eine . . das Mädchen vom großen See macht
das nur ..die hat sie dir in einer Nacht gebracht.
Weißt du's besser? . . . nein, du weißt es nicht
besser, denn so ist's", er drehte sich ein paar mal
um sich selber wie eine vom Aerger getriebene
Turbine.
„Das Mädchen!!." der Knabe trat auf
wie ein Pfarrer im Beichtstuhl, würdevoll, „warum
hast du dann so getan, als wären sie von dir?"
als vergäße er sich und wähnte sich hinter dem
Wirtshaustisch fuhrs hinterher, „He"?
He? der Frosch ging auf wie Hefenteig. „Du
scheinst mich damals in der Tat mißverstanden
zu haben."
Der Knabe ballte sich wie der arme Konrad,
jetzt, er schrie: „Da hätte ich gar nicht so ängst-
lich tun müssen, als wäre ich an dein Dreckloch
gebunden." Als stopfte ihm das Mädchen eine
Ladung Salz in den Mund, so bissig wurde er.