Die Grundbewegungen sind die wagerechte und
senkrechte, die ansteigende und absteigende Be-
wegung, die sich öffnende und sich schließende
Spiralbewegung.
Die Grundtöne sind die reinen Töne.
Die Verbindungen der Grundgestalten im
Kunstwerk sind eine künstlerische Gesamtheit und
Einheit.
Die Einheit ist eine Einheit in Raum und Zeit.
Aus den Grundformen und Grundfarben sind die
Elemente des Bühnenkunstwerkes geschaffen, die
den Raum bilden und gliedern.
Die Kunstmacht der Flächen ist gegeben durch
das Verhältnis ihrer Ausdehnung zu ihrer Umriß-
linie, die Kunstmacht der Körper durch das Ver-
hältnis der Körperfläche zur Körpermasse.
Die Fläche ist stets Körperfläche.
Die Grundformen bilden den Raum; sie öffnen
und schließen ihn. Sie geben der Bühnenöffnung,
dem Grundriß und den anderen räumlichen Be-
grenzungen des Bühnenkunstwerkes die Gestalt.
Die Grundformen gliedern den Raum. Jede
Raumbildung ist schon Raumgliederung. Die Kör-
per* gliedern den geschaffenen Raum. Die Körper
haben Kunstgestalt und nicht Naturgestalt oder
Kulturgestalt. Die Körpergestalt wirkt nur durch
ihre Form und nicht durch ihre AAaterie. Ddr
einzige natürliche und echte Körper auf der Bühne
scheint der Mensch zu sein. Er scheint cs nur zu
sein. Denn im Bühnenkunstwerk ist er kein
Mensch mehr. Der Künstler verwandelt. Der
Körper, der Träger der Form, ist Träger der Aus-
drucksmittel der Verwandlung.
Die Form trägt die Farbe. Auch die Farbe
bildet und gliedert den Raum.
Die Kunstmacht der Farbe ist abhängig von
dem Helligkeitsgrad und der Flächenausdehnung
des einzelnen Farbelementes. Meist sind es mehr
als zwei Grundfarben, die das Kunstwerk ge-
stalten. Das Farbkunstwerk ergibt sich dann aths-
einer Mischung oder einem Nebeneinander der
Grundfarben.
Jede von der Form getragene Farbe ist eine
Mischung von Farbe und Lichtfarbe. Die Licht-
farbe wandelt und bestimmt die Farbe der Form.
Das Licht ist Farbbildner.
Das Licht trägt die Farbe. Die Lichtfarbe selbst
ist Ausdrucksmitte!. Das Licht des Bühnenkunst-
werkes ist GrundJicht oder Beleuchtung. Die Be-
leuchtung ist direktes, das Grundlicht indirektes
Licht. Das Licht ist das einfachste Mittel, Kör-
perlichkeit in Geistigkeit zu wandeln.
Das Licht und seine Farbe sind Träger der
Bewegung.
Die Bewegung winkt in der Zeit. Sie ist Mittel
der Entwicklung. Sie kündet von dem Werden,
Wachsen und Vergehen der Vision. Sie verkündet
die geistige Handlung.
Die Kunstmacht der Bewegung ist bestimmt
durch Richtung und Geschwindigkeit der Bewe-
gung.
Die Bewegung ist Grundbewegung und Einzel-
bewegung. Die Grundbewegung trägt das Ge-
samtwerk, die Einzelbewegung seinen einzelnen
Bestandteil.
Das bewegte Licht ist wandelndes Grundlicht
oder wandelnde Beleuchtung. Die wandelnde Be-
leuchtung kann das Grundlicht wandeln.
Bewegte Farbe ist bewegtes Licht oder be-
wegter Körper.
Bewegter Körper ist bewegte Form.
Bewegung der Körper wandelt den Raum.
Bewegter Körper ist meist der menschliche. Der
Einzelmensch, die Menschengruppe, die Menschen-
masse tragen die Bewegung. Die bewegte Gruppe
umfaßt drei oder mehr Einzelmenschen. Jede
Gruppe ist eine Bewegungseinheit mit unterge-
ordneten Eigenbewegungen der Einztelmenschen.
Haben die Einzelglieder der Gruppe keine Eigen-
bewegung mehr, bilden sie ausschließlich eine Be-
wegungseiuheit, so ist die Gruppe Masse gewor-
den.
Der bewegte Körper ist Teil der Form des
Bühnenkunstwerkes, also von der Raumgestalt
abhängig.
Der bewegte ist auch der tönende Körper.
Der Ton ist Einzelton oder Tonverbindung.
Seine Kunstmacht ist abhängig von Höhe, Stärke,
Geschwindigkeit und Klang des Tones.
Der menschliche Ton als Sprache gibt die Me-
lodie des Einzelmenschen, der Gruppe oder Masse,
aufgebaut auf der Melodie des Gesamtwerkes.
Zwischen beiden steht die Vokalmusik als Ueber-
gang.
Die Sprache formt Worte und Wortverbindun-
gen. Die Wortverbindung kann in ein selbstän-
diges Kunstwerk, ein Wortkunstwerk, eine Dich-
tung verwandelt werden.
Jeder Teil des Bühnenkunstwerkes wird von
seinem Rhythmus getragen. Alle Teile werden
von dem Grundrhythmus des Gesamtwerkes zu-
sanimengehalten.
* * '
X
Diese Leitsätze einer Bühnenkunst vernichten
die bestehende Theaterkunst.
' Abgetan ist das Starsystem. Abgetan sind die
psychologischen Studien. Abgetan ist die Natur
auf der Bühne. Abgetan ist die Bogenbühne und
ihre Malerei, die künstliche Perspektive und ihr
Beleuchtungssystem. Abgetan ist die Illusions-
bühne. Abgetan ist die Bühne als Museum für
Geschichtsanschauung und Trachtenkunde. Abge-
tan ist die Bühne als Museum für Literaturge-
schichte. Die Bühne ist Kunststätte geworden.
Diese Leitsätze schaffen eine Bühnenkunst.
X X
X
Der Schöpfer des Bühnenkunstwerkes ist der
Bühnenkünstler.
Der Bühnenkünstler schafft das Bühnenkunst-
werk, der Regisseur führt es auf.
Das Bühnenkunstwerk ist in dem gleichen Masse
festgelegt wie die musikalische Komposition. Jedes
Element ist zum Ausdruck gestaltet. Die Gestalt
der Form ist festgelegt durch die Bestimmung
ihrer Masse und ihrer Körperfläche. Die Gestalt
der Farbe ist festgelegt durch die Bestimmung von
Ausdehnung und Helligkeit, die Gestalt der Be-
wegung durch Bestimmung von Bewegungsrich-
tung und Geschwindigkeit, die Gestalt des Tones
durch Bestimmung von Wort, Klangfarbe, Ton-
stärke, Tonhöhe und Geschwindigkeit. Für jedes
Element ist der Rhythmus fest bestimmt, abhängig
vom Grundrhythmus des Gesamtwerkes.
Der' Regisseur führt das Bühnenkunstwerk auf.
Das Verhältnis zwischen Bühnenkünstler und Re-
gisseur entspricht dem zwischen Komponisten und
aufführendem Kapellmeister. Der Regisseur ist
Künstler.
Das Schaffen des Bühnenkünstlers ist nur be-
grenzt durch die Ausdrucksmittel der Bühnen-
kunst. Der Aufführung sind engere Grenzen ge-
zogen durch die Organe, deren sich der Regisseur
bei seiner Arbeit bedient.
Die ausführenden Organe des Regisseurs sind:
der Schauspieler, der Techniker, der bildende
Künstler und der Musiker. Der Schauspieler ist
sein Mund, der Techniker seine Hand, der bildende
Künstler sein Auge, der Musiker sein Ohr; alle
sind geführt vom Regisseur.
Der Schauspieler ist Träger des Formmitteis,
Farbmittels, Bewegungsmittels und Tonmittels.
Der Schauspieler ist kein Alenschendarsteller.
Der bildende Künstler führt das Form- und
Farbmittel der Szenerie und des Kostüms aus. Er
hat, abhängig von der Anschauung des Regisseurs,
die Formen und Farben so zu gestalten, daß sie
das vom Bühnenkünstler geschaffene Kunstwerk
bilden.
Der Techniker ermöglicht den Aufbau der
Form, die Sichtbarkeit der Formmittel in der Ge-
samtheit einer Szenerie, er schafft die Farbe, ins-
besondere das Licht, und löst alle praktischen
Schwierigkeiten, die sich der Bildung der Form-
gestalt und Farbgestalt entgegenstellen.
Der Musiker führt die musikalischen Tonele-
mente des Bühnenkunstwerkes aus.
Die Ausführungstätigkeit der einzelnen Organe
bestimmt und leitet der Regisseur. Er ist es, der
das geschaffene Kunstwerk bildet. Er führt seiner
eigenen künstlerischen Eingebung gemäß das Büh-
nenkunstwerk auf.
X X
X
Die Bühnenkunst umfaßt das Bühnenkunstwerk
und seine Aufführung.
Das Bühnenkunstwerk fordert seine Auffüh-
rung.
Den Musiker muß sich die Bühnenkunst er-
ziehen.
Den Techniker muß sich die Bühneukunst er-
ziehen.
Den bildenden Künstler muß sich die Bülmen-
kunst erziehen.
Den Schauspieler muß sich die Bühnenkunst
erziehen.
Den Regisseur muß sich die Bühnenkunst er-
ziehen.
Die Aufführung des Bühnenkunstwerkes macht
das Theater zur Kunststätte.
X X
X
Das Theater als Kunststätte überwindet das
Geschäftstheater und das Kulturtheater. Die
Kunststätte ist Kultstätte.
Das Theater von heute ist ohne Geist. Mit der
Bühnenkunst erobert das Reich des Geistes das
Theater.
Die Sehnsucht nach Geistigkeit ist der Weg
des Menschen. Zwei Alenschen verkünden das
Reich: der Priester und der Künstler. Beide sind
Seher. Beide sind der Vision, der Offenbarung
teilhaftig. Beide verkünden ihr Gesicht ihren
Gläubigen.
Der verzückte Priester, der verzückte Künstler
ist nicht mehr Mensch. Nur der Verwandelte
überwindet sich zur Anschauung des Geistes. Das
Werk des Priesters, das Werk des Künstlers ver-
wandelt die Gemeinde zu Gläubigen.
Unter allen Künstlern hat der Musiker die
größte Gemeinde. Der Bühnenkünstler tritt an
seine Seite. Das Bühnenkunstwerk tritt seine
Apostelfahrt an. Die Unbekehrten selbst verlangen
Bekehrung:
Eine Bühnenkunst tut not.
X X
X
Es kommt darauf an, den Alenschen die Vision
zu gestalten.
Es kommt darauf an, den Künstler zu hören.
Es kommt darauf an, die Vision zu haben.
Es tut not, an die Kunst zu glauben.
Kunst leidet nicht Not.
Kunst nimmt dem Menschen die Not.
51
senkrechte, die ansteigende und absteigende Be-
wegung, die sich öffnende und sich schließende
Spiralbewegung.
Die Grundtöne sind die reinen Töne.
Die Verbindungen der Grundgestalten im
Kunstwerk sind eine künstlerische Gesamtheit und
Einheit.
Die Einheit ist eine Einheit in Raum und Zeit.
Aus den Grundformen und Grundfarben sind die
Elemente des Bühnenkunstwerkes geschaffen, die
den Raum bilden und gliedern.
Die Kunstmacht der Flächen ist gegeben durch
das Verhältnis ihrer Ausdehnung zu ihrer Umriß-
linie, die Kunstmacht der Körper durch das Ver-
hältnis der Körperfläche zur Körpermasse.
Die Fläche ist stets Körperfläche.
Die Grundformen bilden den Raum; sie öffnen
und schließen ihn. Sie geben der Bühnenöffnung,
dem Grundriß und den anderen räumlichen Be-
grenzungen des Bühnenkunstwerkes die Gestalt.
Die Grundformen gliedern den Raum. Jede
Raumbildung ist schon Raumgliederung. Die Kör-
per* gliedern den geschaffenen Raum. Die Körper
haben Kunstgestalt und nicht Naturgestalt oder
Kulturgestalt. Die Körpergestalt wirkt nur durch
ihre Form und nicht durch ihre AAaterie. Ddr
einzige natürliche und echte Körper auf der Bühne
scheint der Mensch zu sein. Er scheint cs nur zu
sein. Denn im Bühnenkunstwerk ist er kein
Mensch mehr. Der Künstler verwandelt. Der
Körper, der Träger der Form, ist Träger der Aus-
drucksmittel der Verwandlung.
Die Form trägt die Farbe. Auch die Farbe
bildet und gliedert den Raum.
Die Kunstmacht der Farbe ist abhängig von
dem Helligkeitsgrad und der Flächenausdehnung
des einzelnen Farbelementes. Meist sind es mehr
als zwei Grundfarben, die das Kunstwerk ge-
stalten. Das Farbkunstwerk ergibt sich dann aths-
einer Mischung oder einem Nebeneinander der
Grundfarben.
Jede von der Form getragene Farbe ist eine
Mischung von Farbe und Lichtfarbe. Die Licht-
farbe wandelt und bestimmt die Farbe der Form.
Das Licht ist Farbbildner.
Das Licht trägt die Farbe. Die Lichtfarbe selbst
ist Ausdrucksmitte!. Das Licht des Bühnenkunst-
werkes ist GrundJicht oder Beleuchtung. Die Be-
leuchtung ist direktes, das Grundlicht indirektes
Licht. Das Licht ist das einfachste Mittel, Kör-
perlichkeit in Geistigkeit zu wandeln.
Das Licht und seine Farbe sind Träger der
Bewegung.
Die Bewegung winkt in der Zeit. Sie ist Mittel
der Entwicklung. Sie kündet von dem Werden,
Wachsen und Vergehen der Vision. Sie verkündet
die geistige Handlung.
Die Kunstmacht der Bewegung ist bestimmt
durch Richtung und Geschwindigkeit der Bewe-
gung.
Die Bewegung ist Grundbewegung und Einzel-
bewegung. Die Grundbewegung trägt das Ge-
samtwerk, die Einzelbewegung seinen einzelnen
Bestandteil.
Das bewegte Licht ist wandelndes Grundlicht
oder wandelnde Beleuchtung. Die wandelnde Be-
leuchtung kann das Grundlicht wandeln.
Bewegte Farbe ist bewegtes Licht oder be-
wegter Körper.
Bewegter Körper ist bewegte Form.
Bewegung der Körper wandelt den Raum.
Bewegter Körper ist meist der menschliche. Der
Einzelmensch, die Menschengruppe, die Menschen-
masse tragen die Bewegung. Die bewegte Gruppe
umfaßt drei oder mehr Einzelmenschen. Jede
Gruppe ist eine Bewegungseinheit mit unterge-
ordneten Eigenbewegungen der Einztelmenschen.
Haben die Einzelglieder der Gruppe keine Eigen-
bewegung mehr, bilden sie ausschließlich eine Be-
wegungseiuheit, so ist die Gruppe Masse gewor-
den.
Der bewegte Körper ist Teil der Form des
Bühnenkunstwerkes, also von der Raumgestalt
abhängig.
Der bewegte ist auch der tönende Körper.
Der Ton ist Einzelton oder Tonverbindung.
Seine Kunstmacht ist abhängig von Höhe, Stärke,
Geschwindigkeit und Klang des Tones.
Der menschliche Ton als Sprache gibt die Me-
lodie des Einzelmenschen, der Gruppe oder Masse,
aufgebaut auf der Melodie des Gesamtwerkes.
Zwischen beiden steht die Vokalmusik als Ueber-
gang.
Die Sprache formt Worte und Wortverbindun-
gen. Die Wortverbindung kann in ein selbstän-
diges Kunstwerk, ein Wortkunstwerk, eine Dich-
tung verwandelt werden.
Jeder Teil des Bühnenkunstwerkes wird von
seinem Rhythmus getragen. Alle Teile werden
von dem Grundrhythmus des Gesamtwerkes zu-
sanimengehalten.
* * '
X
Diese Leitsätze einer Bühnenkunst vernichten
die bestehende Theaterkunst.
' Abgetan ist das Starsystem. Abgetan sind die
psychologischen Studien. Abgetan ist die Natur
auf der Bühne. Abgetan ist die Bogenbühne und
ihre Malerei, die künstliche Perspektive und ihr
Beleuchtungssystem. Abgetan ist die Illusions-
bühne. Abgetan ist die Bühne als Museum für
Geschichtsanschauung und Trachtenkunde. Abge-
tan ist die Bühne als Museum für Literaturge-
schichte. Die Bühne ist Kunststätte geworden.
Diese Leitsätze schaffen eine Bühnenkunst.
X X
X
Der Schöpfer des Bühnenkunstwerkes ist der
Bühnenkünstler.
Der Bühnenkünstler schafft das Bühnenkunst-
werk, der Regisseur führt es auf.
Das Bühnenkunstwerk ist in dem gleichen Masse
festgelegt wie die musikalische Komposition. Jedes
Element ist zum Ausdruck gestaltet. Die Gestalt
der Form ist festgelegt durch die Bestimmung
ihrer Masse und ihrer Körperfläche. Die Gestalt
der Farbe ist festgelegt durch die Bestimmung von
Ausdehnung und Helligkeit, die Gestalt der Be-
wegung durch Bestimmung von Bewegungsrich-
tung und Geschwindigkeit, die Gestalt des Tones
durch Bestimmung von Wort, Klangfarbe, Ton-
stärke, Tonhöhe und Geschwindigkeit. Für jedes
Element ist der Rhythmus fest bestimmt, abhängig
vom Grundrhythmus des Gesamtwerkes.
Der' Regisseur führt das Bühnenkunstwerk auf.
Das Verhältnis zwischen Bühnenkünstler und Re-
gisseur entspricht dem zwischen Komponisten und
aufführendem Kapellmeister. Der Regisseur ist
Künstler.
Das Schaffen des Bühnenkünstlers ist nur be-
grenzt durch die Ausdrucksmittel der Bühnen-
kunst. Der Aufführung sind engere Grenzen ge-
zogen durch die Organe, deren sich der Regisseur
bei seiner Arbeit bedient.
Die ausführenden Organe des Regisseurs sind:
der Schauspieler, der Techniker, der bildende
Künstler und der Musiker. Der Schauspieler ist
sein Mund, der Techniker seine Hand, der bildende
Künstler sein Auge, der Musiker sein Ohr; alle
sind geführt vom Regisseur.
Der Schauspieler ist Träger des Formmitteis,
Farbmittels, Bewegungsmittels und Tonmittels.
Der Schauspieler ist kein Alenschendarsteller.
Der bildende Künstler führt das Form- und
Farbmittel der Szenerie und des Kostüms aus. Er
hat, abhängig von der Anschauung des Regisseurs,
die Formen und Farben so zu gestalten, daß sie
das vom Bühnenkünstler geschaffene Kunstwerk
bilden.
Der Techniker ermöglicht den Aufbau der
Form, die Sichtbarkeit der Formmittel in der Ge-
samtheit einer Szenerie, er schafft die Farbe, ins-
besondere das Licht, und löst alle praktischen
Schwierigkeiten, die sich der Bildung der Form-
gestalt und Farbgestalt entgegenstellen.
Der Musiker führt die musikalischen Tonele-
mente des Bühnenkunstwerkes aus.
Die Ausführungstätigkeit der einzelnen Organe
bestimmt und leitet der Regisseur. Er ist es, der
das geschaffene Kunstwerk bildet. Er führt seiner
eigenen künstlerischen Eingebung gemäß das Büh-
nenkunstwerk auf.
X X
X
Die Bühnenkunst umfaßt das Bühnenkunstwerk
und seine Aufführung.
Das Bühnenkunstwerk fordert seine Auffüh-
rung.
Den Musiker muß sich die Bühnenkunst er-
ziehen.
Den Techniker muß sich die Bühneukunst er-
ziehen.
Den bildenden Künstler muß sich die Bülmen-
kunst erziehen.
Den Schauspieler muß sich die Bühnenkunst
erziehen.
Den Regisseur muß sich die Bühnenkunst er-
ziehen.
Die Aufführung des Bühnenkunstwerkes macht
das Theater zur Kunststätte.
X X
X
Das Theater als Kunststätte überwindet das
Geschäftstheater und das Kulturtheater. Die
Kunststätte ist Kultstätte.
Das Theater von heute ist ohne Geist. Mit der
Bühnenkunst erobert das Reich des Geistes das
Theater.
Die Sehnsucht nach Geistigkeit ist der Weg
des Menschen. Zwei Alenschen verkünden das
Reich: der Priester und der Künstler. Beide sind
Seher. Beide sind der Vision, der Offenbarung
teilhaftig. Beide verkünden ihr Gesicht ihren
Gläubigen.
Der verzückte Priester, der verzückte Künstler
ist nicht mehr Mensch. Nur der Verwandelte
überwindet sich zur Anschauung des Geistes. Das
Werk des Priesters, das Werk des Künstlers ver-
wandelt die Gemeinde zu Gläubigen.
Unter allen Künstlern hat der Musiker die
größte Gemeinde. Der Bühnenkünstler tritt an
seine Seite. Das Bühnenkunstwerk tritt seine
Apostelfahrt an. Die Unbekehrten selbst verlangen
Bekehrung:
Eine Bühnenkunst tut not.
X X
X
Es kommt darauf an, den Alenschen die Vision
zu gestalten.
Es kommt darauf an, den Künstler zu hören.
Es kommt darauf an, die Vision zu haben.
Es tut not, an die Kunst zu glauben.
Kunst leidet nicht Not.
Kunst nimmt dem Menschen die Not.
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