Jahrg. VIII, Nr. 1 vom 7. Januar 1934
DIE WELTKUNST
3
Poetzelberger und Edmund Step-
pe s: beide Romantiker, der eine tragisch und
düster, der andere klar und idyllisch. Del'
„Alarm“, der „Traum vom Brand“, der
„Sturm“, die „Schlafwandlerin“ sind Themen
Poetzelbergers. In einer düsteren Atmosphäre,
in tiefblauen Nächten, in brennendem Gelb, in
veilchenblauem Grau eilen Figuren dahin, ge-
peitscht von der Furcht, bleiben erschreckt
stehen, schmiegen sich aneinander in Angst, mit
fragenden Augen. Die Fülle in der Komposi-
tion, die Sicherheit in der Formgebung, das
Mitleid, mit der die einzelnen Gefühle in den
Mienen und im Gebärdenspiel ihren Ausdruck
finden, beweisen, daß der Künstler seinen Stoff
völlig beherrscht. Der Stoff, ja ein Bild mit
einem Thema, das ist an sich schon eine Neu-
heit, die freilich ein Vorläufer von vorgestern
mit dem Beinamen der Dekoration abgetan hat.
— Steppes ist leidenschaftlicher Land-
schaftsmaler. Man sieht dies an seinen Felsen
der Dolomiten, an dem blauen Himmel mit dem
weißen Wölkchen, an den kleinen Bergseen,
glatt und unbeweglich wie Spiegel. Seine Pin-
selführung ist zart und geschickt; er hat ein
aufmerksames Empfinden für die Zeit in jenen
erhabenen Einsamkeiten; jede seiner Land-
schaften ist eine Farbenmusik, aufgebaut auf
wenigen Tönen, aber von rührender Zartheit.
Da und dort wird man an den Hintergrund eini-
ger leider symbolischer Bilder Segantinis aus
seiner letzten Schaffenszeit erinnert, auch an
Maloja. Nur glauben wir, daß drei oder vier
seiner Bilder, wie „Morgen“, „Dämmerung“,
„Frühling“, „Nach dem Sturm“ den Beschauer
besser überzeugen würden, als diese 25, weil
man am Schluß ein wenig von der Zahl beein-
flußt wird. Ich kenne die künstlerische Entwick-
lung von Steppes nicht, aber auch in ihm, wie
in manchen anderen dieser Landschafter, ist
das Beispiel von Hans Thoma offenbar: eines
Thoma, dessen heiterer und ländlicher Friede
sich schließlich in Gesang auflöst.
Die Ausstellung wäre nicht ganz deutsch,
wenn dort nicht auch Symbole und Allegorien
vertreten wären, wenn der Verstand keine
Möglichkeit hätte, das Gefühl durch logische
Anspielungen erklären zu können. Auch ist
da vom alten Hans Thoma ein Bildnis von
Bühler, Haar für Haar; der gute Einsiedler
erscheint hier in einem Sturm, angetan wie ein
Priester, mit einem Kelch in der Hand, in wel-
chem gleichsam d-ie Quintessenz aller deutschen
Malerei sichtbar und behütet wird. Man denkt
an die Definition, welche Friedrich Schlegel
vom deutschen Künstler gab: daß er leider
seinen alten Meistem nicht folge und bürger-
lich erscheine. Bei uns ist die Allegorie, von
Giotto bis Tiepolo, stets einfach und verständ-
lich, mit nur wenigem Beiwerk, schon weil sie
vor allem schön und überzeugend sein will;
vom 16. Jahrhundert an ist sie oft nur ein
Vorwand, um irgendeinen schönen Gegenstand
frei zu malen oder zu meißeln. Diejenigen von
unseren allegorischen Figuren, welche der
Wahrheit am nächsten kommen, z. B. die von
Serpotta modellierten; sind gewissermaßen ga-
lante und formenschöne Figuren der Mode. Bei
den Deutschen dagegen, bei ihrer atembeklem-
menden Sucht, Zeichen auf Zeichen. Svmhol
auf Symbol zu häufen, aus Furcht nicht alles
C. G. Carus, Aus den Weinbergen bei Pillnitz.
Romantiker-Ausstellung der
Galerie Abels, Köln a. Rh.
bis auf die letzte Silbe gesagt zu haben, bei
ihrer Schwierigkeit, beim wirklichen und end-
gültigen Modell stehenbleiben zu können, wenn
es einmal in jeder Falte und Fuge redlich wie-
dergegeben ist, löst sich die Allegorie selten in
Schönheit auf. Es scheint, als ob man so ein
Bild eher lesen als betrachten müsse, es sich
einprägen wie einen philosophischen Satz statt
wie eine Erscheinung der Kunst. Man denke,
ohne gar zu weit zurückzugehen, an die „Muse
der Harmonie“ von Max Klinger, aus der Zeit
vor 40 oder 50 Jahren, und man sehe sich
daraufhin diesen „Thoma“, diese „Maya“ von
Bühler an, diese „Mutterschaft“ von Erich
E r 1 e r, dieses „Jüngste Gericht“ von
Schoedder. Keine Wandlung! Kann aber
die Kunst in Zeiten wie der unsrigen es sich
gestatten, unveränderlich zu bleiben?
Bemerkenswerter im Vergleich zu diesen
ermüdenden Stücken, sind die vielen Kopf-
und Charakterstudien, die Tiroler Bauern-
studien, von Ferdinand Spiegel bis zu den
Bildern von Fritz Erler. Wenn der Maler
Ewald Müller der musterhafte und geduldige
Ordner der Ausstellung war, so ist Fritz Erler
ihr liebevoller Schutzgeist. In Italien hat er,
wenn wir nicht irren, seit 1912 nicht mehr aus-
gestellt, d. h. seit der Kollektivschau in
der venezianischen Ausstellung. Er legt zur
Zeit an die 50 Werke vor, Bildnisse, Land-
schaften, Genrebilder, dekorative Stücke mit
sauberer Zeichnung und mit lebhaften Farben
und Hintergrund, treu sich selbst und der Zeit,
die ihn bildete, besessen von einem Mute, der
manchmal geradezu kühn ist und ihn zu Hod-
ler und seinen heroischen Bildern stellt; zu-
weilen ist er elegant und erinnert an die
lebensfrohen Zeiten der „Jugend“.
Übersetzung von Lex
Familie noire-Vase. K’hang-Hsi
H. 70 cm — Slg. Edson Bradley, New York
Versteigerung: Sotheby & Co., London
14. Dezember 1933: £ 1680
Auktionsvorberichte
Berlin, Januar
Das Internationale Kunst- und
Auktions-Haus kündigt für den 13. Ja-
nuar eine Versteigerung von Mobiliar, Ge-
mälden alter und neuer Meister, und für Ende
Januar eine solche von Antiquitäten und Ge-
mälden an. In der Auktion vom 13. Januar
befinden sich Gemälde von Momper, Pynaker,
und van Kessel, ferner an neuen Meistern Ar-
beiten von Zumbusch, Am-
berg, Köster, Mathias
Schmidt, Pechstein, Dett-
mann u. a. Ferner finden wir
in dieser Auktion antikes und
Stil-Mobiliar, Bronzen, Silber,
Porzellan.
In der Auktion Ende
Januar gelangen Gemälde
alter Meister, hierunter
Werke von Lucas Cranach,
Lanfranco, Ricci, Frans
Floris, zur Versteigerung,
ferner signierte Gemälde des
Wiener. Plazer und ein ganz
frühes Gemälde des nieder-
ländischen Landschafters
Abraham Bloemart. Viele
Plastiken des 15. bis 18. Jahr-
hunderts in Holz und Stein
(darunter ein Bozzetto aus
dem Kreis des Sansovino,
Poseidon darstellend), sind in
besonders schöner Qualität
vorhanden. Englisches Mo-
biliar des 18. Jahrhdts., deut-
sche Klein- und Sitzmöbel der
Rokoko-Zeit, sowie schöne
China-Teppiche und Kristall-
Kronen des 18. Jahrhunderts vervollständigen
die interessante Auktion.
Kunst in Köln
Die Galerie Abels beginnt das neue
Jahr mit einer Ausstellung von Gemälden und
Zeichnungen deutscher Künstler aus der Zeit
um 1790—1850. Man findet Arbeiten der beiden
Goethe-Freunde H ackert und Carus (s.
Abb.) sowie solche der Romantiker Dillis,
Heinel, Wasmann usw. bis zu Lessing
und Schwind.
Berichtigung
In Nr. 52/53 des letzten Jahrgangs sind einige
Druckfehler unterlaufen, die wir hiermit richtig-
zustellen bitten:
S. 1, Sp. 2, Z. 2, statt „sicht senkt“: sich nicht
senkt.
S. 4, Unterschrift der Landschaft: Cuyp statt
Engh.
S. 4, Sp. 3, 39. Zeile v. u.: Riegls statt Rieges.
Preisberichte
Hugo Helbing, München
12. Dezember 1933
Neuere Gemälde
RM
A. Achenbach, Römische Landschaft . . 500
Julius Adam, Katzenfamilie. 835
G. von Canal, Mühle. 280
J. Ehrentraut, Musikprobe. 370
E. von Grützner, Frader Schäfflermeister 1 750
E. von Grützner, Mönch.1 340
F. Heilbuth, Sur l’herbe. 245
A. Hoffmann, Aus dem Dreißigjährigen
Krieg. 940
G. Igler, Kindervesper. 810
Karl Jutz, Enten. 490
Ridgwey Knight, Zwiegespräch. 610
A. Lier, Kartoffelernte.1980
G. von Max, Mutter und Kind.1 250
G. Probst, Kriegserlebnisse. 295
A. Rasmussen, Norwegischer Fjord . . . 400
P. van Schendel, Der Heiratskontrakt . . 240
Charles Stuart, Schottisches Highland . . 250
Ludwig Volmar, Der Spielkamerad . . . 470
Friedrich Voltz, Rinderherde. 2 020
L. Zumbusch, Knabe mit roter Mütze . . 610
Christle & Co., London
14. Dezember 1933
Slg. Bradley: China-Porzellane
Nr.
£ sh
Nr.
£ sh '
Nr.
£ sh
1
28/7
24
147/—
47
■ 33/12
2
86/2
25
18/18
48
39/18
3
14/14
26
15/15
49
273/—
4
6/6
27
7/7
50
37/16
5
39/18
28
19/19
51
15/15
6
54/12
29
39/18
52
10/10
7
588/—
30
168/—
53
183/15
8
283/10
31
157—
54
110/5
9
135/10
32
315/—
55
47/5
10
52/10
33
168/—
56
15/15
11
94/10
34
204/15
57
23,2
12
99/15
35
57/15
58
18/18
13
94/10
36
819/—
59
30/9
14
672/—
37
1155/—
60
92/8
15
262/10
38
1 680/-
61
9/9
16
252/—
39
57/.15
62
3/3
17
63/—
40
63/—
63
19/19
18
15/15
41
23/2
64
1/1
19
27/6
42
68/5
65
39/18
20
63/—
43
31/10
66
3/13
21
60/18
44
16/16
67
9/9
22
52/10
45
19/19
68
31/10
23
31/10
46
12/12
69
54/10
Bekanntmachung
des Bundes der deutschen Kunst- und
Antiquitätenhändler Sitz München
Diejenigen Kunsthändler, Antiquare usw.,
die bereits die Fragebogen vom Bunde der
deutschen Kunst- und Antiquitätenhändler,
München, Max-Josef-Str. 7 — Fachgruppe in
der Reichskammer der bildenden Künste — be-
sitzen, werden aufgefordert dieselben um-
gehend in doppelter Ausführung mit
zwei Paßbildern an den Bund einzusenden. Ist
die Einsendung bereits in einfacher Art erfolgt,
muß die zweite Ausfertigung sofort nach-
geholt werden.
Die Versendung der Fragebogen an die Neu-
angemeldeten erfolgt dieser Tage.
Der Vorsitzende
des Bundes der deutschen Kunst-
und Antiquitätenhändler e. V.
München.
Nr.
£ sh
Nr.
£ sh
Nr.|
£ sh
70
325/10
83
14/14
96
7/7
71
22/1
84
4/4
97
34/13
72
33/12
85
7/7
98
23/2
73
44/2
86
11/11
99
24/3
74
10/10
87
21/-
100
7/7
75
7/7
88
8/8
101
21/—
76
75/12
89
168/—
102
126/—
77
12/12
90
21/—
103
36/25
78
9/9
91
262/10
104
26/5
79
7/7
92
78/15
105
12/12
80
50/8
93
14/14
106
14/14
81
8/8
94
231/—
107
4/14
82
10/10
95
13/13
kauft bei den KUNSTHÄNDLERN in der
WILHELMSTRASSE
GERARD VAN AAKEN
Antiquitäten
BERLIN W68, Wilhelmstraße 99
Telephon: Al Jäger 3900
HUGO BRINKMANN
Wilhemstraße 94, Telephon: A2 Flora 3386
Möbel, Uhren, Kleinkunst, Porzellan
Fayencen, Zinngegenstände
FRITZ BROO
Antiquitäten
Reiches Lager Kunstgewerbe
BERLIN W8, Wilhelmstraße 51
Telephon: AI Jäger 0287
ERNST FRITZSCHE
Hoflieferant
Alt-Japan und China-Kunst
Herrlichste Sammelobjekte
BERLIN W8, Wilhelmstraße 49
RASMUSSEN & BIELENBERG
Antiquitäten
BERLIN SW68, Wilhelmstraße 105
Telephon: A2 Flora 5178
HEINRICH UEBERALL
Antiquitäten . Alte Gemälde
BERLIN SW68, Wilhelmstraße 98
Telephon: Al Jäger 2108
BERNH. CARL LUC Kl
GEMÄLDE RESTAURATOR
BERLINCHARLBG., SCH LÜTERSTR. 24
FERNSPRECHER: CI STEINPLATZ 930»
SPEZIAL-ATELIER FÜR
RÖNTGEN-QUA RZLAMPEN-
UND MIKROSKOPISCHE
UNTERSUCHUNGEN
FAR B E N - AN ALYS EN
Auktions- Kalender
S.A.«: siehe Anzeige f Abb. H.D.: Hotel Drouot Gern.: Gemälde Mob.:
Mobiliar Mst.:Meister Slg.:Sammlung Bes.:Besitz Gob.: Gobelins
Hdz.: Handzeichnungen Min.: Miniaturen Ant.: Antiquitäten
BERLIN
Januar 13 [Berlin
tJanuar28 -29 Berlin
AUSLAND
Int. Kunst-Auktli., Kurf.-Str- 79
Paul Graupe, Bellevuestr. 3
Antiquitäten, Gemälde
Gern., Mob., Slg. Max Alsberg f
Januar 4-5
Januar 18-20
New-York
Paris
American Art.-Anderson Gal.
H. D./Adcr-Giraud-Badin
Seltene Bücher, Manuskr., Zeichn.
Bücher
Kleine Anzeigen
Konrad Zimmermann, Berlin W 62, Schillstr. 18
sucht: Frick—Kolbe, Regt. Schleinitz / Ansichten von
Hildburghausen u. Meiningen / Wäscherei-Darstellungen/
Seifensieder / Luftfahrt / Eislauf.
Sign. Ölgemälde von Hans Thoma
„Sitzender Faun und lautespielendes Mädchen“ (1895).
85x70 cm zu verkaufen. Zuschriften unter 434 an die
Expedition der Weltkunst.
Original-Bronzeplastik von Constantin Meunier,
verkleinerte Wiederholung des reitenden Arbeiters in
Brüssel (..eines der schönsten Reiterbilder der zeitgenöss.
Kunst“), signiert. 84 cm hoch, zu verkaufen. Anfr. unter
534 an clie Expedition der Weltkusst.
Alte u. neue Düsseldorfer Stadtansichten (Merian usw.)
sucht Galerie Alex Vömel, Düsseldorf, Königsallee
Ich kaufe
Gemälde von Achenbach, Askevold, Baisch, Blechen, Bos-
boom, Braith, Brandt, Bürkel, Calame, J. 0. Dahl, Defregger,
C.F. Deiker, Diez, Eckersberg, Fagerlin, Gallegos, Gebier,
Grützner, Gude, Hackert, Hodler, Israels, Jutz, Kauffmann,
Kobell, Frz. Krüger, Kuhnert, Liljefors, Mali, CI. Meyer,
Melbye, Menzel, Modersohn, Mühlig, Munch, Nono, Preyer,
Ludw. Richter, Leop. Robert, Schleich, Sperl, Spitzweg,
Stäbli, Thaulow, Thoma, Tidemand, Uhde, Vautier. Ver-
boeckhoven, Fr. Voltz, Wierusz-Kowalski, Zorn, Zügel,
Zumbusch. A. Blumenreich, Berlin W35, Schöne-
berger Ufer 31, Telefon: Kurfürst 3033.
Fremdsprachliche Druckarbeiten Art
auch In russischer Sprache,
wie Kataloge, Prospekte, Zeitungsbeilagen
In Buch-, Offset-, Tiefdruck, auch in ein- und
mehrfarbigem Rotationsdruck,werden kurzfristig
und billigst hergestellt.
Die zuverlässige Übersetzung des deutschen
Wortlauts wird übernommen.
H.S. HERMANN GmbH, Berlin SW19, Beuthstr. 8
DIE WELTKUNST
3
Poetzelberger und Edmund Step-
pe s: beide Romantiker, der eine tragisch und
düster, der andere klar und idyllisch. Del'
„Alarm“, der „Traum vom Brand“, der
„Sturm“, die „Schlafwandlerin“ sind Themen
Poetzelbergers. In einer düsteren Atmosphäre,
in tiefblauen Nächten, in brennendem Gelb, in
veilchenblauem Grau eilen Figuren dahin, ge-
peitscht von der Furcht, bleiben erschreckt
stehen, schmiegen sich aneinander in Angst, mit
fragenden Augen. Die Fülle in der Komposi-
tion, die Sicherheit in der Formgebung, das
Mitleid, mit der die einzelnen Gefühle in den
Mienen und im Gebärdenspiel ihren Ausdruck
finden, beweisen, daß der Künstler seinen Stoff
völlig beherrscht. Der Stoff, ja ein Bild mit
einem Thema, das ist an sich schon eine Neu-
heit, die freilich ein Vorläufer von vorgestern
mit dem Beinamen der Dekoration abgetan hat.
— Steppes ist leidenschaftlicher Land-
schaftsmaler. Man sieht dies an seinen Felsen
der Dolomiten, an dem blauen Himmel mit dem
weißen Wölkchen, an den kleinen Bergseen,
glatt und unbeweglich wie Spiegel. Seine Pin-
selführung ist zart und geschickt; er hat ein
aufmerksames Empfinden für die Zeit in jenen
erhabenen Einsamkeiten; jede seiner Land-
schaften ist eine Farbenmusik, aufgebaut auf
wenigen Tönen, aber von rührender Zartheit.
Da und dort wird man an den Hintergrund eini-
ger leider symbolischer Bilder Segantinis aus
seiner letzten Schaffenszeit erinnert, auch an
Maloja. Nur glauben wir, daß drei oder vier
seiner Bilder, wie „Morgen“, „Dämmerung“,
„Frühling“, „Nach dem Sturm“ den Beschauer
besser überzeugen würden, als diese 25, weil
man am Schluß ein wenig von der Zahl beein-
flußt wird. Ich kenne die künstlerische Entwick-
lung von Steppes nicht, aber auch in ihm, wie
in manchen anderen dieser Landschafter, ist
das Beispiel von Hans Thoma offenbar: eines
Thoma, dessen heiterer und ländlicher Friede
sich schließlich in Gesang auflöst.
Die Ausstellung wäre nicht ganz deutsch,
wenn dort nicht auch Symbole und Allegorien
vertreten wären, wenn der Verstand keine
Möglichkeit hätte, das Gefühl durch logische
Anspielungen erklären zu können. Auch ist
da vom alten Hans Thoma ein Bildnis von
Bühler, Haar für Haar; der gute Einsiedler
erscheint hier in einem Sturm, angetan wie ein
Priester, mit einem Kelch in der Hand, in wel-
chem gleichsam d-ie Quintessenz aller deutschen
Malerei sichtbar und behütet wird. Man denkt
an die Definition, welche Friedrich Schlegel
vom deutschen Künstler gab: daß er leider
seinen alten Meistem nicht folge und bürger-
lich erscheine. Bei uns ist die Allegorie, von
Giotto bis Tiepolo, stets einfach und verständ-
lich, mit nur wenigem Beiwerk, schon weil sie
vor allem schön und überzeugend sein will;
vom 16. Jahrhundert an ist sie oft nur ein
Vorwand, um irgendeinen schönen Gegenstand
frei zu malen oder zu meißeln. Diejenigen von
unseren allegorischen Figuren, welche der
Wahrheit am nächsten kommen, z. B. die von
Serpotta modellierten; sind gewissermaßen ga-
lante und formenschöne Figuren der Mode. Bei
den Deutschen dagegen, bei ihrer atembeklem-
menden Sucht, Zeichen auf Zeichen. Svmhol
auf Symbol zu häufen, aus Furcht nicht alles
C. G. Carus, Aus den Weinbergen bei Pillnitz.
Romantiker-Ausstellung der
Galerie Abels, Köln a. Rh.
bis auf die letzte Silbe gesagt zu haben, bei
ihrer Schwierigkeit, beim wirklichen und end-
gültigen Modell stehenbleiben zu können, wenn
es einmal in jeder Falte und Fuge redlich wie-
dergegeben ist, löst sich die Allegorie selten in
Schönheit auf. Es scheint, als ob man so ein
Bild eher lesen als betrachten müsse, es sich
einprägen wie einen philosophischen Satz statt
wie eine Erscheinung der Kunst. Man denke,
ohne gar zu weit zurückzugehen, an die „Muse
der Harmonie“ von Max Klinger, aus der Zeit
vor 40 oder 50 Jahren, und man sehe sich
daraufhin diesen „Thoma“, diese „Maya“ von
Bühler an, diese „Mutterschaft“ von Erich
E r 1 e r, dieses „Jüngste Gericht“ von
Schoedder. Keine Wandlung! Kann aber
die Kunst in Zeiten wie der unsrigen es sich
gestatten, unveränderlich zu bleiben?
Bemerkenswerter im Vergleich zu diesen
ermüdenden Stücken, sind die vielen Kopf-
und Charakterstudien, die Tiroler Bauern-
studien, von Ferdinand Spiegel bis zu den
Bildern von Fritz Erler. Wenn der Maler
Ewald Müller der musterhafte und geduldige
Ordner der Ausstellung war, so ist Fritz Erler
ihr liebevoller Schutzgeist. In Italien hat er,
wenn wir nicht irren, seit 1912 nicht mehr aus-
gestellt, d. h. seit der Kollektivschau in
der venezianischen Ausstellung. Er legt zur
Zeit an die 50 Werke vor, Bildnisse, Land-
schaften, Genrebilder, dekorative Stücke mit
sauberer Zeichnung und mit lebhaften Farben
und Hintergrund, treu sich selbst und der Zeit,
die ihn bildete, besessen von einem Mute, der
manchmal geradezu kühn ist und ihn zu Hod-
ler und seinen heroischen Bildern stellt; zu-
weilen ist er elegant und erinnert an die
lebensfrohen Zeiten der „Jugend“.
Übersetzung von Lex
Familie noire-Vase. K’hang-Hsi
H. 70 cm — Slg. Edson Bradley, New York
Versteigerung: Sotheby & Co., London
14. Dezember 1933: £ 1680
Auktionsvorberichte
Berlin, Januar
Das Internationale Kunst- und
Auktions-Haus kündigt für den 13. Ja-
nuar eine Versteigerung von Mobiliar, Ge-
mälden alter und neuer Meister, und für Ende
Januar eine solche von Antiquitäten und Ge-
mälden an. In der Auktion vom 13. Januar
befinden sich Gemälde von Momper, Pynaker,
und van Kessel, ferner an neuen Meistern Ar-
beiten von Zumbusch, Am-
berg, Köster, Mathias
Schmidt, Pechstein, Dett-
mann u. a. Ferner finden wir
in dieser Auktion antikes und
Stil-Mobiliar, Bronzen, Silber,
Porzellan.
In der Auktion Ende
Januar gelangen Gemälde
alter Meister, hierunter
Werke von Lucas Cranach,
Lanfranco, Ricci, Frans
Floris, zur Versteigerung,
ferner signierte Gemälde des
Wiener. Plazer und ein ganz
frühes Gemälde des nieder-
ländischen Landschafters
Abraham Bloemart. Viele
Plastiken des 15. bis 18. Jahr-
hunderts in Holz und Stein
(darunter ein Bozzetto aus
dem Kreis des Sansovino,
Poseidon darstellend), sind in
besonders schöner Qualität
vorhanden. Englisches Mo-
biliar des 18. Jahrhdts., deut-
sche Klein- und Sitzmöbel der
Rokoko-Zeit, sowie schöne
China-Teppiche und Kristall-
Kronen des 18. Jahrhunderts vervollständigen
die interessante Auktion.
Kunst in Köln
Die Galerie Abels beginnt das neue
Jahr mit einer Ausstellung von Gemälden und
Zeichnungen deutscher Künstler aus der Zeit
um 1790—1850. Man findet Arbeiten der beiden
Goethe-Freunde H ackert und Carus (s.
Abb.) sowie solche der Romantiker Dillis,
Heinel, Wasmann usw. bis zu Lessing
und Schwind.
Berichtigung
In Nr. 52/53 des letzten Jahrgangs sind einige
Druckfehler unterlaufen, die wir hiermit richtig-
zustellen bitten:
S. 1, Sp. 2, Z. 2, statt „sicht senkt“: sich nicht
senkt.
S. 4, Unterschrift der Landschaft: Cuyp statt
Engh.
S. 4, Sp. 3, 39. Zeile v. u.: Riegls statt Rieges.
Preisberichte
Hugo Helbing, München
12. Dezember 1933
Neuere Gemälde
RM
A. Achenbach, Römische Landschaft . . 500
Julius Adam, Katzenfamilie. 835
G. von Canal, Mühle. 280
J. Ehrentraut, Musikprobe. 370
E. von Grützner, Frader Schäfflermeister 1 750
E. von Grützner, Mönch.1 340
F. Heilbuth, Sur l’herbe. 245
A. Hoffmann, Aus dem Dreißigjährigen
Krieg. 940
G. Igler, Kindervesper. 810
Karl Jutz, Enten. 490
Ridgwey Knight, Zwiegespräch. 610
A. Lier, Kartoffelernte.1980
G. von Max, Mutter und Kind.1 250
G. Probst, Kriegserlebnisse. 295
A. Rasmussen, Norwegischer Fjord . . . 400
P. van Schendel, Der Heiratskontrakt . . 240
Charles Stuart, Schottisches Highland . . 250
Ludwig Volmar, Der Spielkamerad . . . 470
Friedrich Voltz, Rinderherde. 2 020
L. Zumbusch, Knabe mit roter Mütze . . 610
Christle & Co., London
14. Dezember 1933
Slg. Bradley: China-Porzellane
Nr.
£ sh
Nr.
£ sh '
Nr.
£ sh
1
28/7
24
147/—
47
■ 33/12
2
86/2
25
18/18
48
39/18
3
14/14
26
15/15
49
273/—
4
6/6
27
7/7
50
37/16
5
39/18
28
19/19
51
15/15
6
54/12
29
39/18
52
10/10
7
588/—
30
168/—
53
183/15
8
283/10
31
157—
54
110/5
9
135/10
32
315/—
55
47/5
10
52/10
33
168/—
56
15/15
11
94/10
34
204/15
57
23,2
12
99/15
35
57/15
58
18/18
13
94/10
36
819/—
59
30/9
14
672/—
37
1155/—
60
92/8
15
262/10
38
1 680/-
61
9/9
16
252/—
39
57/.15
62
3/3
17
63/—
40
63/—
63
19/19
18
15/15
41
23/2
64
1/1
19
27/6
42
68/5
65
39/18
20
63/—
43
31/10
66
3/13
21
60/18
44
16/16
67
9/9
22
52/10
45
19/19
68
31/10
23
31/10
46
12/12
69
54/10
Bekanntmachung
des Bundes der deutschen Kunst- und
Antiquitätenhändler Sitz München
Diejenigen Kunsthändler, Antiquare usw.,
die bereits die Fragebogen vom Bunde der
deutschen Kunst- und Antiquitätenhändler,
München, Max-Josef-Str. 7 — Fachgruppe in
der Reichskammer der bildenden Künste — be-
sitzen, werden aufgefordert dieselben um-
gehend in doppelter Ausführung mit
zwei Paßbildern an den Bund einzusenden. Ist
die Einsendung bereits in einfacher Art erfolgt,
muß die zweite Ausfertigung sofort nach-
geholt werden.
Die Versendung der Fragebogen an die Neu-
angemeldeten erfolgt dieser Tage.
Der Vorsitzende
des Bundes der deutschen Kunst-
und Antiquitätenhändler e. V.
München.
Nr.
£ sh
Nr.
£ sh
Nr.|
£ sh
70
325/10
83
14/14
96
7/7
71
22/1
84
4/4
97
34/13
72
33/12
85
7/7
98
23/2
73
44/2
86
11/11
99
24/3
74
10/10
87
21/-
100
7/7
75
7/7
88
8/8
101
21/—
76
75/12
89
168/—
102
126/—
77
12/12
90
21/—
103
36/25
78
9/9
91
262/10
104
26/5
79
7/7
92
78/15
105
12/12
80
50/8
93
14/14
106
14/14
81
8/8
94
231/—
107
4/14
82
10/10
95
13/13
kauft bei den KUNSTHÄNDLERN in der
WILHELMSTRASSE
GERARD VAN AAKEN
Antiquitäten
BERLIN W68, Wilhelmstraße 99
Telephon: Al Jäger 3900
HUGO BRINKMANN
Wilhemstraße 94, Telephon: A2 Flora 3386
Möbel, Uhren, Kleinkunst, Porzellan
Fayencen, Zinngegenstände
FRITZ BROO
Antiquitäten
Reiches Lager Kunstgewerbe
BERLIN W8, Wilhelmstraße 51
Telephon: AI Jäger 0287
ERNST FRITZSCHE
Hoflieferant
Alt-Japan und China-Kunst
Herrlichste Sammelobjekte
BERLIN W8, Wilhelmstraße 49
RASMUSSEN & BIELENBERG
Antiquitäten
BERLIN SW68, Wilhelmstraße 105
Telephon: A2 Flora 5178
HEINRICH UEBERALL
Antiquitäten . Alte Gemälde
BERLIN SW68, Wilhelmstraße 98
Telephon: Al Jäger 2108
BERNH. CARL LUC Kl
GEMÄLDE RESTAURATOR
BERLINCHARLBG., SCH LÜTERSTR. 24
FERNSPRECHER: CI STEINPLATZ 930»
SPEZIAL-ATELIER FÜR
RÖNTGEN-QUA RZLAMPEN-
UND MIKROSKOPISCHE
UNTERSUCHUNGEN
FAR B E N - AN ALYS EN
Auktions- Kalender
S.A.«: siehe Anzeige f Abb. H.D.: Hotel Drouot Gern.: Gemälde Mob.:
Mobiliar Mst.:Meister Slg.:Sammlung Bes.:Besitz Gob.: Gobelins
Hdz.: Handzeichnungen Min.: Miniaturen Ant.: Antiquitäten
BERLIN
Januar 13 [Berlin
tJanuar28 -29 Berlin
AUSLAND
Int. Kunst-Auktli., Kurf.-Str- 79
Paul Graupe, Bellevuestr. 3
Antiquitäten, Gemälde
Gern., Mob., Slg. Max Alsberg f
Januar 4-5
Januar 18-20
New-York
Paris
American Art.-Anderson Gal.
H. D./Adcr-Giraud-Badin
Seltene Bücher, Manuskr., Zeichn.
Bücher
Kleine Anzeigen
Konrad Zimmermann, Berlin W 62, Schillstr. 18
sucht: Frick—Kolbe, Regt. Schleinitz / Ansichten von
Hildburghausen u. Meiningen / Wäscherei-Darstellungen/
Seifensieder / Luftfahrt / Eislauf.
Sign. Ölgemälde von Hans Thoma
„Sitzender Faun und lautespielendes Mädchen“ (1895).
85x70 cm zu verkaufen. Zuschriften unter 434 an die
Expedition der Weltkunst.
Original-Bronzeplastik von Constantin Meunier,
verkleinerte Wiederholung des reitenden Arbeiters in
Brüssel (..eines der schönsten Reiterbilder der zeitgenöss.
Kunst“), signiert. 84 cm hoch, zu verkaufen. Anfr. unter
534 an clie Expedition der Weltkusst.
Alte u. neue Düsseldorfer Stadtansichten (Merian usw.)
sucht Galerie Alex Vömel, Düsseldorf, Königsallee
Ich kaufe
Gemälde von Achenbach, Askevold, Baisch, Blechen, Bos-
boom, Braith, Brandt, Bürkel, Calame, J. 0. Dahl, Defregger,
C.F. Deiker, Diez, Eckersberg, Fagerlin, Gallegos, Gebier,
Grützner, Gude, Hackert, Hodler, Israels, Jutz, Kauffmann,
Kobell, Frz. Krüger, Kuhnert, Liljefors, Mali, CI. Meyer,
Melbye, Menzel, Modersohn, Mühlig, Munch, Nono, Preyer,
Ludw. Richter, Leop. Robert, Schleich, Sperl, Spitzweg,
Stäbli, Thaulow, Thoma, Tidemand, Uhde, Vautier. Ver-
boeckhoven, Fr. Voltz, Wierusz-Kowalski, Zorn, Zügel,
Zumbusch. A. Blumenreich, Berlin W35, Schöne-
berger Ufer 31, Telefon: Kurfürst 3033.
Fremdsprachliche Druckarbeiten Art
auch In russischer Sprache,
wie Kataloge, Prospekte, Zeitungsbeilagen
In Buch-, Offset-, Tiefdruck, auch in ein- und
mehrfarbigem Rotationsdruck,werden kurzfristig
und billigst hergestellt.
Die zuverlässige Übersetzung des deutschen
Wortlauts wird übernommen.
H.S. HERMANN GmbH, Berlin SW19, Beuthstr. 8