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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 8.1934

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Nr. 8 (25. Februar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44614#0032
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4

DIE WELTKUNST

Jahrg. VIII, Nr. 8 vom 25. Februar 1934

Auktionsvorschau

Berlin, 28. Febr.
Das Internationale Kunst- und
Auktionshaus versteigert am 28. Februar
Gemälde alter und neuer Meister, antikes und
modernes Mobiliar, Perserteppiche, Be-
leuchtungen und die schöne Porzellansamm-
lung S.. .-Berlin mit Geschirren und Figuren.
Berlin, März
In den ersten Tagen des März bringt
Rudolph Lepke am Kurfürstendamm 74
die Wohnungseinrichtung und Porzellansamm-
lung aus dem Nachlaß Dr. Max Glaser zur
Versteigerung.
Zum Ausgebot gelangen Speisezimmer,
Wohnzimmer, Schlafzimmer, ein Salon, sowie


Antonio Rossellino, Madonna mit Kind
Neuerwerbung des Toledo Museum of Art (U.S.A.)

Einzelmöbel des 18. bis 20. Jahrhunderts, ferner
ein Steinway-Flügel, Gemälde, Perser Teppiche,
Silber, Kristall, Bücher, Beleuchtungskörper
u. a. m. Besonders sei auf die Porzellansamm-
lung hingewiesen, die in der Hauptsache
Meißener und Berliner Porzellane der besten
Perioden enthält.
Brüssel, 7. März .
Die Versteigerung von alten Bildern,
griechisch-römischen Altertümern und Silber,
die am 7. März in der Galerie Breckpot
durch M. C. Neuhuys stattfindet, enthält
als eines der interessantesten Stücke einen
tadellos erhaltenen sächsischen Flügelaltar des
16. Jahrhunderts mit der Anbetung der Könige,
besonders wichtig dadurch, daß der eine König
die unverkennbaren Porträtzüge Friedrichs
des Weisen von Sachsen trägt. Der
Altar stammt aus der Sammlung des Herzogs
von Norfolk.
Nizza, 26.—27. Febr.
Die Sammlung Marquise de Bois-
guilbert, die durch Mc J. J. T e r r i s und
M. E. Martini versteigert wird, ist bemerkens-
wert vor allem durch die herrlichen Serien von
Stichen des 18. Jahrhunderts, denen sich Ge-

Hans Frohne, Selbstbildnis
(vgl. Ausstellungsbericht in Nr. 52/53, Jg. VII)


mälde derselben Epoche, Kunstgewerbe und
Möbel anschließen.
Paris, 5.-—8. März
Eine der kostbarsten und bedeutendsten
Pariser Bibliotheken, die des ehern. Buchhänd-
lers Lucien Gougy, wird vom 5.—8. März
durch Mes B a u d o i n und Boisgirard so-
wie die Experten MM. Besombes, Blaizot
und Giraud-Badin versteigert. In schön-
sten alten Einbänden findet man illuminierte
Manuskripte, Inkunabeln und frühe Holz-
schnittbücher, Originalausgaben sämtlicher
französischer Klassiker und illustrierte Bücher
des 18. Jahrhunderts.

Nachrichten von Überall

Kunstkäufe in U.S.A.
In Kansas City wurde die William
Nelson Rockhili Gallery nach Fertig-
stellung dem Publikum übergeben. Der Stifter
hatte zum Bau und Ausbau des Museums nicht
weniger als rund 14 Millionen Dollar zur Ver-
fügung gestellt. Die Kunstkäufe seitens der
Leitung sind noch nicht beendet.
Die Museen von Cincinnati und
Toledo (Ohio) kauften europäische Kunst.
Das erstere ein Gruppenbild von Cornelis de
Vos, das letztere ein Porträt von J. L. David.
Außerdem hat das Museum Toledo, das
im letzten Jahre seine baulichen Arbeiten ab-
schließen konnte, eine Reihe wichtiger
Stiftungen zu verzeichnen. Edward Drummond
Libbey ermöglichte dem Museum den Ankauf
zweier wichtiger Renaissance-Skulpturen. Aus
der ehern. Pariser Sammlung Dreyfus, die vor
einigen Jahren geschlossen an Duveen Brothers
übergegangen war, stammt die 1460 datierte,
polychromierte Holzbüste der Giovanna degli
Albizzi von Desiderio da Settignano (s. Abb.),
aus der Berliner Sammlung Hainauer das
Madonnen - Terrakotta-Relief von Rossellino
(s. Abb.), das auch in Bodes „Denkmälern der
Renaissance-Skulptur Toskanas“ abgebildet ist.
Erwerbungen der Staatlichen
Kunstbibliothek Berlin
Der komm. Direktor der Staatlichen Kunst-
bibliothek in Berlin, Prof. Dr. Hermann
Schmitz, hat eine größere Sammlung von
architektonischen Plänen und Handzeichnungen
des späten 18. Jahrhunderts erworben; es
handelt sich vorwiegend um Arbeiten der Ber-
liner Architektenschule, vorwiegend aus der
Werkstatt des älteren und jüngeren Gilly. Es
sind Entwürfe zu bürgerlichen und ländlichen
Baulichkeiten, zu Wohnhäusern und landwirt-
schaftlichen Gebäuden. Dieselben sind größten-
teils für den preußischen Osten entworfen und
auch dort ausgeführt worden, sie reichen bis
in die heute polnisch gewordenen Gebiete, wo
sie teilweise noch erhalten sind. Diese Samm-
lung, die außerordentlich wichtig ist für die
heutigen kulturellen Aufgaben der preußischen
Ostsiedlungen, soll durch eine größere Aus-
stellung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht
werden.
Maria Slavona
Im Untergeschoß der Gemäldegalerie zu
Bochum wurde eine große Kollektivausstellung
der 1865 in Lübeck geborenen, 1931 in Berlin
verstorbenen deutschen Malerin Maria
Slavona (Maria Schorer-Ackerinann) er-
öffnet. Die Kollektion gibt ein geschlossenes,
zeitlich geordnetes Bild von dem reichen, fünf
Jahrzehnte umfassenden Schaffen der
Künstlerin.
Italienische Graphiker
in München
Die erste offizielle Ausstellung italienischer
Graphik veranstaltet der Künstlerbund Mün-
chen in seinen Räumen am Hofgarten. Zur
feierlichen Eröffnung waren erschienen: als
Vertreter der italienischen Regierung General-
konsul und Minister Pittalis, für die bayerische
Reichsstatthalter von Epp, Ministerpräsident
Dr. Siebert, als Vertreter des Kultusministers
Ministerialdirektor Dr. Fischer und Prof.
Lösche, für die Stadt Stadtrat Flüggen, der
Amtsleiter der Reichspressestelle A. Dreßler,
Prof. G. Cairati, der sich um das Zustande-
kommen dieser Ausstellung wie im Vorjahre
um die für italienische Malerei große Ver-
dienste erworben hat u. v. a. Die Zusammen-
stellung geschah unter Leitung von Prof.
Maraini durch das Sindicato Nazionale
Faszista Belli Arti. Es sind 90 Künstler ver-
treten mit rund 300 Arbeiten, die ein getreues
Spiegelbild der neuzeitlichen italienischen
Schwarz-Weiß-Kunst geben. F.
Endgültige Spaltung des
österreichischen Werkbundes?
Auf der Generalversammlung des Öster-
reichischen Werkbundes erfuhr man, daß die
Verhandlungen zwischen den zwei gegnerischen
Gruppen abgebrochen wurden (vgl. Jahrg. VIII
der „Weltkunst“, Heft 3). Die Neuwahlen
führten zu der Wahl des alten Vorstandes mit
Strnad, Frank und Gabor. Auch Kokoschka
wird künftig dem Vorstand angehören. Für
das Jahr 1934 will der Österreichische Werk-
bund einen Kongreß der verschiedenen Werk-
bund-Organisationen nach Österreich ein-
berufen. P.-N.
Triennale-Preise an Deutschland
In der Preisverteilung auf der internationa-
len Triennale, deren Ergebnisse soeben bekannt
werden, hat Deutschland ausgezeichnet, im
Verhältnis zu anderen europäischen Ländern,
abgeschnitten. Selbst wenn in der Sonder-
klasse des G. P., dem „Gran Premio con ralle-
gramenti“ nur Italien, der Oesterreichische
Werkbund und die schwedische Manufaktur von
Orrefors bedacht wurden, sind im G. P. drei
Preise auf Deutschland gefallen, und zwar auf
den Deutschen Werkbund, den Verlag der Bre-
mer Presse und auf Rudolf Kramer. Das

Ehrendiplom ist sechs deutschen Ausstellern,
und zwar dem Verlag Hanfstaengl, der Zeit-
schrift „Gebrauchsgraphik“, Paul Renner, Fritz
Henle, Änne Biermann und F. Schensky zuge-
fallen. Die Goldmedaille erhielten Prof.
Schneider, Prof. R. Koch, Hanna Seewald, Wer-
ner Rohde, Adolf Lazi, Trude Fuld, Willi
Zielke, Hugo Erfurth, Alex Dinder. An Sil-
bermedaillen fielen 7 auf Deutschland, von den
Bronzemedaillen 21 auf deutsche Aussteller.
—th
Grünewald als Operngestalt
Paul Hindemith arbeitet zur Zeit an
einer abendfüllenden Oper, die das tragische
Schicksal des Malers Matthias Grünewald zum
Gegenstand hat. Dr. Wilhelm Furtwängler
wird drei Stücke aus dieser Oper unter dem
Titel „Symphonie Mathis der Maler“ in dem
nächsten Symphoniekonzert der Preuß. Staats-
kapelle am 12./13. März zur Uraufführung
bringen.
Kunstverein München
Es wird z. Z. eine Gedächtnisschau für den
vor zwei Jahren verstorbenen Meister Wilhelm
L ö w i t h gezeigt, eine Kollektivausstellung des
bekannten Landschafters Prof. Richard
Kaiser, gute Landschaften von Robert
Schraudolph und das gesamte graphische
Werk von Josef Weiß. F.
Eine Schenkung an das
Wallraff-Richartz-Museum
Das Kölner Kunsthaus M a 1 m e d e hat dem
Wallraff-Richartz-Museum ein auf Pergament
gemaltes auserlesenes Kanonbild aus einem
Meßbuche überwiesen, eine Kreuzigungsgruppe
darstellend, kölnisch, um 1470 bis etwa 1480
entstanden. Mit großer Zartheit und Cha-
rakterisierungskraft sind die Personen ge-
zeichnet. Fein durchgebildete Blumenranken
umrahmen das Bild. khb.

Italienische Kunstlittorialien
Littorialien sind Wettkämpfe der faschisti-
schen Studentenschaft. Im Vordergründe
standen bisher in diesem Kampf die Leibes-
übungen. Das Jahr 1934 bringt im Ausbau
dieser Erziehungsarbeit
die Kultur- und Kunst-
littorialien, die in Flo¬
renz abgehalten werden.
Die einzelnen Gruppen
des Kulturlittorials sind
der faschistischen Dok¬
trin, den Kolonial¬
studien, der Theater¬
kritik, der Film- und
Musikkritik, der litera¬
rischen und künstleri¬
schen Kritik, sodann
wissenschaftlichen The¬
men gewidmet. Par-
allel zu diesen Diskus¬
sionswettkämpfen lau¬
fen 10 Wettbewerbe für
Kultur und eine noch
größere Gruppe für
künstlerische Tätigkei¬
ten: sie sind unterteilt
in Wettbewerbe für Mu¬
sik, Schauspiel, Kino,
Rundfunk, Architektur
und figurale Künste,
unter denen Malerei,
Skulptur, Freskenmale¬
rei, Graphik, Bühnen¬
bildnerei, Reklamekunst
verstanden werden.
Über die eigentlichen
Kunstlittorialen heißt
es: „Sie lassen der Stu¬
dentenschaft den denk¬
bar weitesten Spiel-
raum und bieten Ge¬
legenheit zu den revo¬
lutionärsten Kunstäuße¬
rungen, die allein dem
Genie und der Phantasie der jüngsten Genera-
tion zugänglich sind. Aus den Littorialien soll
eine erste Manifestation des neuen Fühlens
und des neuen Atems der jungen italienischen
Generation hervortreten.“ -th.
Ausstellung chinesischer Malerei
Trotz des großen Besuches kann die Aus-
stellung chinesischer Malerei der Gegenwart in
der Preußischen Akademie der Künste nur
noch nächste Woche geöffnet bleiben, da die
Gemälde noch in anderen deutschen Städten
gezeigt werden sollen. Die Ausstellung muß
Sonntag, den 4. März-, unwiderruflich ge-
schlossen werden.
Hermann Sandkuhl-Stiftung
Für das Jahr 1934 sind schon jetzt (eigent-
licher Tag der Verteilung ist der 14. April)
aus der Stiftung je 100 M. verteilt worden an
folgende Künstler: Maler Hans Jürgen Kall-
mann-Berlin, Maler Walter Simsch-Berlin,
Maler Peter Stermann-Berlin, Bildhauer
Christian Theunert-Berlin. Alle vier Künstler
zeigen Arbeiten auf der „Freien Kunstschau“.

Strafe für Schändung von
Hügelgräbern
In Bayern besteht seit 1908 ein Gesetz, das
verbietet, Hügelgräber ohne amtliche Erlaubnis
aufzugraben oder gar zu beseitigen. Trotzdem
hat in letzter Zeit die Zerstörung von Hügel-
gräbern in der Absicht, Steine zu gewinnen,
in der Gegend von Amberg zugenommen. Nun-
mehr wurde ein Landwirt von Höhengau, der
trotz Kenntnis des Verbotes mehrere Hügel
angegraben hat, zu einer Geld- bzw. Ge-
fängnisstrafe verurteilt. F.
Vergessene Kölner Künstler
Otto Grashof (1812—1876)
Als erste Ausstellung in der Reihe „Ver-
gessene Kölner Künstler“ zeigt der Kölni-
sche Kunstverein das Werk Otto Gras-
hofs (1812—1876): 250 Ölbilder, Aquarelle,
Zeichnungen und Studien. Überrascht zuerst
die Fülle des Zusammengetragenen, so erstaunt
nicht minder das Können dieses Malers, der als
Unvollendeter 1862 erblindete. Der Künstler
ist nicht mit den steigenden Jahren in dem
Maße gewachsen, wie es das Selbstbildnis von
1830 versprach. Aber er stand in der Gunst
der hohen Gesellschaft. Drei Kaiser zeichneten
ihn aus. Lange und erfolgreiche Reisen führ-
ten ihn nach Rußland, Brasilien und Chile.
Seine Stärke lag aber im Bildnis, das fast
immer gut modelliert, durchgezeichnet und
farblich sicher ausgewogen ist. Die Neger-
bilder und fremdländischen Landschaften sind
zumeist hart, spröde und glasig in der Farbe,
bunt und starr die Personen. Nur zwei Land-
schaften mit Kordillerenkette und mit einer
Negerhütte machen eine erfreuliche Ausnahme.
In ihnen ist das Atmosphärische mit einer für
diese Zeit erstaunlichen Lockerheit und Wahr-
heit wiedergegeben. K. H. B.
Personalien
Prof. Dr. Friedrich Sarre, der ehern. Direktor
der Islamischen Kunstabteilung bei den Staatl.
Museen Berlin, wurde zum Honorarprofessor in
der Philosophischen Fakultät der Universität
Berlin ernannt.
Dr. Ernst Gall, der Direktor der Verwaltung
der Staatlichen Schlösser und Gärten, ist mit Wir-
kung vom 19. Februar durch den Kultusminister
vorläufig beurlaubt worden, zwecks Überprüfung
seiner früheren Verwaltungstätigkeit.
Vorträge
Dr. Wilhelm Bo eck wird am 26. Februar,
abends 8 Uhr, im I-Iörsaal der Staatlichen

Kunstbibliothek Berlin, auf Einladung
des Architekten- und Ingenieurvereins in Berlin
und des Freundeskreises der Staatlichen Kunst-
bibliothek einen Vortrag halten über: Andreas
Schlüter als Architekt und Bildhauer des Berliner
Schlosses.
Das Thema „Peter Cornelius, ein deutsches
Schicksal“, behandelte in einem Vortrag des
Kgl. Italienischen Instituts für Ger-
manische Studien in Rom der Kunst-
historiker Dr. Alfred Kuhn. Der Vortrag soll in
Mailand wiederholt werden.

KUNSTHAUS MALMEDE
Köln a. Rhein
Unter Sachsenhausen 33
Antike Kunst
in Gemälden, Plastik, Gobelins, Möbeln,
Antiquitäten
Ankauf Verkauf

Desiderio da Settignano, Büste Giovanna degli Albizzi
Neuerwerbung des Toledo Museum of Art (U.S.A)


Direktion: D r. A. B r e u e r. Schriftleitung: Dr. Werner Richard Deusch. — Redaktions - Vertretungen für München: Ludwig F. Fuchs / Paris: M. L. Szecsi, 232 Bld. St. Germain, Tel.: Littrö 56-18 / Rom: G. Kein-
both / Wien: Dr. St. Poglayen-Neuwall. — Verantwortlich für Inhalt und Anzeigen: Theo Rose, Berlin. — Erscheint im Weltkunst-Verlag G. m. b. TI., Berlin W 62. — Zuschriften, sind an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62.
Kurfürstenstraße 76-77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseratentarif auf Verlangen. Abdruck von Artikeln nur. mit Einverständnis (les Verlags, auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellen-
angabe gestattet. Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte wird nicht übernommen und jegliche Verantwortung, auch hinsichtlich des Veröffentlichungstermins und der Rücksendung, abgelehnt. Der Verlag übernimm-*
durch Erwerbung eines Manuskripts alle Verlagsrechte für dasselbe. A. d. Nr.2400. Druck TI. S. Hermann G. m. b. TL. Berlin SW 19
 
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