28t
1892. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST
Nr. 9.
286
den. Denn vor der Erneuerung könnte die obere,
etwa beschädigte bezw. verwitterte Steinlage ab-
getragen worden sein. Das Dachgesimse hat
wahrscheinlich nicht aus der von Oltmans und
Hermann gezeichneten Form (wie sie Fig. 1 und 2
zeigt), sondern wohl aus einfacher Platte und
Schmiege bestanden, wie solche auch an den
anderen äufseren
und inneren Bau-
teilen der Ka-
pelle ausschliefs-
lich vorkommen.
Zweifelhaft bleibt
auch die ursprüng-
liche Gestaltung
des Chores. Der-
selbe könnte im
Grundrifs huf-
eisenförmig6) oder
quadratisch mit
innererRundung")
oder von aufsen
und von innen
quadratisch8) oder
endlich von aufsen
mehrseitig u. von
innen halbkreis-
rund9) gewesen
sein. Soweit bisher Nach-
grabungen angestellt worden
sind, ist keine Spur der ehe-
maligen Chorgrundmauer ge-
funden. Der spätere gothische
noch zum Theil erhaltene
Chor war dreiseitig geschlos-
sen und mit drei Fenstern
versehen (wie in Fig. 3). Viel-
leicht dürfte man daher auch
für den ursprünglichen Chor
eine ähnliche, d. h. eine von
aufsen dreiseitige, jedoch von
innen halbkreisrunde Form
voraussetzen. — Mit Sicherheit könnte also
weder das Dach, wie oben ausgeführt ist, noch
der Chor, weder im Grundrifs, noch viel weniger
im Aufrifs, rekonstruirt werden. Auf ähnliche
c) Wie z. B. der Chor des Centralbaues zu Germigny
les-Pres (X. Jahrb.).
7) Wie z. B. der Chor des Centralbaues zu Fulda
(IX. Jahrh.).
8) Wie in Aachen und Ottmarsheim.
•9) Wie besonders bei Ravennatischen Bauwerken.
Schwierigkeiten würde man aber bei vielen an-
deren Bautheilen stofsen und eine Erneuerung
von sehr zweifelhaftem Werthe schaffen.
Die Fenster des Mittelbaues mit ihren äufse-
ren Blendbogen sind bei Oltmans bezw. Reusens
(Fig. 1 U. 2) und bei Hermann (vom Durchschnitt
in Fig. 2 abgesehen) ziemlich richtig gezeichnet;
doch habe ich, so-
weit mir zur Zeit
eine Vermessung
möglich war, eine
etwas gröfsere Hö-
henlage und somit
eine entsprechend
gröfsere Dachstei-
gung gefunden, als
inFig.lu.2und bei
Hermann (a. a. CO
angenommen ist.
Diese würde dem
Aeufseren ein
nicht unwesent-
lich anderes Ge-
präge verleihen!
Die Stelle, wo
BBB&.1»-'. ursprünglich das
(später erhöhte)
Dach des Umgan-
ges sich an den Mittelbau an-
lehnte, ist (unter dem jetzigen
Dache) noch deutlich erkenn-
bar. Unmittelbar darüber be-
findet sich ein in den genann-
tenZeichnungen nicht berück-
sichtigtes Gesimse, welches
aus Schmiege und darunter
befindlicher Platte besteht.
Die ursprüngliche Um-
fassungsmauer des Umganges
ist an der Nordwestseite, be-
sonders in dem unteren Ge-
schofs, noch gröfstentheils er-
halten. Zwei der alten vermauerten Rundbogen-
fenster sind hier in letzter Zeit offen gelegt
worden. Dieselben zeigen an der inneren Seite
sehr stark, an der äufseren Seite schwach ge-
schmiegte Laibungen. In Folge des Umstandes,
dafs die inneren stark geschmiegten Laibungen
bei weitem tiefer, d. h. bis zu ca. 60 cm in das
ca. 80 cm starke Mauerwerk eingreifen, entsteht
dort, wo die inneren und äufseren Laibungen
zusammentreffen, ein Vorsprung (Anschlag). Hier,
1892. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST
Nr. 9.
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den. Denn vor der Erneuerung könnte die obere,
etwa beschädigte bezw. verwitterte Steinlage ab-
getragen worden sein. Das Dachgesimse hat
wahrscheinlich nicht aus der von Oltmans und
Hermann gezeichneten Form (wie sie Fig. 1 und 2
zeigt), sondern wohl aus einfacher Platte und
Schmiege bestanden, wie solche auch an den
anderen äufseren
und inneren Bau-
teilen der Ka-
pelle ausschliefs-
lich vorkommen.
Zweifelhaft bleibt
auch die ursprüng-
liche Gestaltung
des Chores. Der-
selbe könnte im
Grundrifs huf-
eisenförmig6) oder
quadratisch mit
innererRundung")
oder von aufsen
und von innen
quadratisch8) oder
endlich von aufsen
mehrseitig u. von
innen halbkreis-
rund9) gewesen
sein. Soweit bisher Nach-
grabungen angestellt worden
sind, ist keine Spur der ehe-
maligen Chorgrundmauer ge-
funden. Der spätere gothische
noch zum Theil erhaltene
Chor war dreiseitig geschlos-
sen und mit drei Fenstern
versehen (wie in Fig. 3). Viel-
leicht dürfte man daher auch
für den ursprünglichen Chor
eine ähnliche, d. h. eine von
aufsen dreiseitige, jedoch von
innen halbkreisrunde Form
voraussetzen. — Mit Sicherheit könnte also
weder das Dach, wie oben ausgeführt ist, noch
der Chor, weder im Grundrifs, noch viel weniger
im Aufrifs, rekonstruirt werden. Auf ähnliche
c) Wie z. B. der Chor des Centralbaues zu Germigny
les-Pres (X. Jahrb.).
7) Wie z. B. der Chor des Centralbaues zu Fulda
(IX. Jahrh.).
8) Wie in Aachen und Ottmarsheim.
•9) Wie besonders bei Ravennatischen Bauwerken.
Schwierigkeiten würde man aber bei vielen an-
deren Bautheilen stofsen und eine Erneuerung
von sehr zweifelhaftem Werthe schaffen.
Die Fenster des Mittelbaues mit ihren äufse-
ren Blendbogen sind bei Oltmans bezw. Reusens
(Fig. 1 U. 2) und bei Hermann (vom Durchschnitt
in Fig. 2 abgesehen) ziemlich richtig gezeichnet;
doch habe ich, so-
weit mir zur Zeit
eine Vermessung
möglich war, eine
etwas gröfsere Hö-
henlage und somit
eine entsprechend
gröfsere Dachstei-
gung gefunden, als
inFig.lu.2und bei
Hermann (a. a. CO
angenommen ist.
Diese würde dem
Aeufseren ein
nicht unwesent-
lich anderes Ge-
präge verleihen!
Die Stelle, wo
BBB&.1»-'. ursprünglich das
(später erhöhte)
Dach des Umgan-
ges sich an den Mittelbau an-
lehnte, ist (unter dem jetzigen
Dache) noch deutlich erkenn-
bar. Unmittelbar darüber be-
findet sich ein in den genann-
tenZeichnungen nicht berück-
sichtigtes Gesimse, welches
aus Schmiege und darunter
befindlicher Platte besteht.
Die ursprüngliche Um-
fassungsmauer des Umganges
ist an der Nordwestseite, be-
sonders in dem unteren Ge-
schofs, noch gröfstentheils er-
halten. Zwei der alten vermauerten Rundbogen-
fenster sind hier in letzter Zeit offen gelegt
worden. Dieselben zeigen an der inneren Seite
sehr stark, an der äufseren Seite schwach ge-
schmiegte Laibungen. In Folge des Umstandes,
dafs die inneren stark geschmiegten Laibungen
bei weitem tiefer, d. h. bis zu ca. 60 cm in das
ca. 80 cm starke Mauerwerk eingreifen, entsteht
dort, wo die inneren und äufseren Laibungen
zusammentreffen, ein Vorsprung (Anschlag). Hier,