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Zeitschrift für christliche Kunst — 25.1912

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Schneider, Joseph: Friedhof und Grabmal
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https://doi.org/10.11588/diglit.4342#0218

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389

1912.

ZEITSCHRIFT KÜR CHRISTLICHE KUNST _ Nr 12.

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tragen ist, mit dicken Katalogen beglückt
werden, in denen sicher „jeder Geschmack
etwas Passendes findet". So sind denn, da
jeder einzelne Käufer von seinem Unverständ-
nis ausgiebigen Gebrauch macht, an eine
Rücksicht auf das Gesamtbild des Friedhofs
aber gar nicht denkt, jene unbehaglichen
Friedhofsbilder unvermeidlich.

Deshalb ist es dringend nötig, Aufklärung
zu verbreiten über die häufig vorkommenden
Fehler und über die geeignetsten Mittel zur

haben uns im besten Falle nur zu sagen,
was wir am Grab eines Geliebten ohnehin
mehr wie genug empfinden. Ebenso ver-
werflich ist die vorherrschend schwarze Farbe
der Grabmäler wie auch die grell-weiße, denn
die Farbe der Trauer paßt hier nicht, und
beide, schwarz wie weiß, stören die in erster
Linie nötige Ruhe und Harmonie. Ein weiteres
Haupterfordernis ist das Prinzip der Klarheit,
Ordnung und Gesetzmäßigkeit. — Gehen wir
nun vom Großen, Gesamten aus zum Ein-

Grabdenkmal (von Bildhauer Sehneider). Beeinträchtigung durch Fehlen des grünen Hintergrundes.

Erzielung echter Friedhofskunst. Im folgenden
mögen also diejenigen Grundsätze aufgestellt
werden, die im allgemeinen geeignet sind, zu-
nächst bei der Gestaltung der Friedhöfe im
ganzen, sodann der Grabstätten im einzelnen
gehandhabt zu werden, unter Berücksichtigung
der durch neuzeitliche Bedürfnisse im Städte-
bau gegebenen Gesichtspunkte. — Zunächst ist
auf den Friedhöfen alles zu vermeiden, was
den Eindruck der Trauer verstärkt; christliche
Jenseitshoffnung, Ruhe, Ernst, Würde und Er-
habenheit sollen aus allem sprechen, aber die
endlosen Wiederholungen der Trauerfiguren

zelnen, Kleinen, so entscheiden wir zunächst
nach der Größe eines Friedhofs, nach der
unbedingt notwendigen Ausnutzung der Boden-
fläche und den verfügbaren Mitteln zur Aus-
gestaltung der' Gesamtanlage. Das weiter
unten besprochene Ideal eines Friedhofs: den
sich um die Kirche herum ausbreitenden
„Kirchhof", scheint man leider aus gesundheit-
lichen Rücksichten aufgegeben zu haben,
während man sich gleichzeitig nicht scheut,
mit den Wohnungen bis fest an die Fried-
höfe heranzurücken; aber hinsichtlich der
Schönheit wird man niemals etwas Voll-
 
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