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Zeitschrift für allgemeine Geschichte, Kultur-, Litteratur- und Kunstgeschichte — 1.1884

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Mitteilungen und Berichte
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M.: [Rezension von: Ferdinand Gregorovius, Der Kaiser Hadrian. Gemälde der römisch-hellenischen Welt zu seiner Zeit]
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H.: [Rezension von: Zur Gesschichte des Humanismus in Italien]
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https://doi.org/10.11588/diglit.52613#0088

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76 Mitteilungen und Berichte.

und ihre Verwaltung, ihr Verhältnis zur Centralgewalt, das Städteweſen, die
ſociale Gliederung, das Rechtsleben, die Pflege der Wiſſenſchaften, der ſchönen
Litteratur, der bildenden Künſte, Religion und Aberglauben werden in Ver—
bindung mit biographiſchen Skizzen hervorragender Perſönlichkeiten eingehend
beſprochen; einzelne Bilder erhalten durch weitere Ausdehnung eine beſondere
Stellung im Rahmen des Ganzen, wie die Geſchichte des Peregrinus Proteus
und des „Caglioſtro jener Tage“, des Griechen. Alexander von Abonoteichos.
Den Abſchluß bildet eine topographiſche Ueberſicht der ewigen Stadt mit be—
ſonderer Berückſichtigung der unter Hadrian hervorgerufenen Veränderungen.
Gregorovius hat mit ſeinem neueſten Werke, in welchem er eine vollſtändig
gereifte Neubearbeitung eines Stoffes bietet, der vor mehr als dreißig Jahren
die Veranlaſſung zur Eröffnung ſeiner litterariſchen Laufbahn gegeben hat, ein
Problem gelöſt, welches mit der Frage über die Aufgaben der modernen Ge—
ſchichtſchreibung innig zuſammenhängt; er gibt ein Muſter hiſtoriographiſcher
Leiſtung, deſſen Geheimnis in der weiſen Beſchränkung des Gegenſtandes, in
der Vertiefung der Unterſuchung und in der Methode der Darſtellung liegt.
Weit ausgreifende, verwickelte Verhältniſſe laſſen ſich durch ſchematiſche Aus—
einanderſetzungen ſchwer begreiflich machen. Autor und Leſer mühen ſich dabei
vergeblich ab, ohne ſich näher zu kommen. Dagegen wird es ſtets viel leichter
erreichbar ſein, die Wirkung der Verhältniſſe auf das Individuum klarzulegen
und an dem Faden des perſönlichen Erlebniſſes die Erſcheinungen aneinander—
zureihen, für welche wir ſchwer den inneren Zuſammenhang aufzufinden vermögen.
Sobald wir es mit greifbaren Menſchen zu thun haben, können wir uns auch
die Zuſtände konſtruieren, in welchen ſie ſich befunden haben; wollen wir ihre
Handlungen verſtehen, ſo müſſen wir auch den Objekten näher treten, auf welche
dieſe Handlungen gerichtet ſind — und damit iſt der Schlüſſel zur jeweiligen
Weltauffaſſung gegeben. Mit weiſer Berechnung hat Gregorovius die Geſchichte
der Regierung Hadrians vorausgeſendet und das Kulturbild ſeines Reiches folgen
laſſen. Wir haben die meiſten Perſönlichkeiten ſchon in Berührung mit dem
Kaiſer kennen gelernt, ehe von ihren künſtleriſchen Schöpfungen, von ihren
Lehren, von ihren Gewohnheiten, Tugenden und Laſtern die Rede iſt; dies erhöht
weſentlich das Intereſſe an den letzteren. M.

Zur Geſchichte des Humanismus in Italien

enthält die Abhandlung: Giano Vitale, Emanista del secolo XVI. Appunti
del Sac. Girol. Tumminello, dott. in lettere, welche im Arehivio Stoxico
Siciliano, N. S. VIII, Palermo 1883, abgedruckt iſt, einen hübſchen Beitrag.
Janus Vitalis war geborener Palermitaner und gehörte zum Kreiſe der Litte—
raten, welche ſich um das Jahr 1512 um Joh. Goritz aus Luxemburg in Rom
verſammelten, und deren lateiniſche Gedichte ſpäter in den. Coryciana abgedruckt
wurden. J. Vitalis hat aber die glänzenden Zeiten des humaniſtiſchen Roms
lange überlebt, da er ſicher die Regierung von Paul IV. und vielleicht noch die
erſten Jahre der von Pius IV. (1559—65) gefjehen hat. Er dichtete mit großem
Geſchick in lateiniſcher Sprache, und es gelangen ihm Epigramme auf Zeitgenoſſen
beſonders gut. Die Abhandlung des Herrn Tumminello gibt auch Proben
 
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