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Zeitschrift für allgemeine Geschichte, Kultur-, Litteratur- und Kunstgeschichte — 1.1884

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Mitteilungen und Berichte
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Müller, Karl: Lord Byrons Eheverhältnisse
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https://doi.org/10.11588/diglit.52613#0562

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Mitteilungen und Deriehte,

Lord Byrons Eheverhältniſſe.

So viel auch ſchon über Englands größten Dichter im neunzehnten Jahr—
hundert geſchrieben worden. iſt, ſo beſitzen wir doch noch immer keine vollſtändige,
und ganz objektive Biographie Lord Byrons und werden auch wohl eine ſolche
nicht eher erhalten, als bis die hinterlaſſenen Papiere ſeines Freundes Hobhouſe.
(ſpäter Lord Broughton) veröffentlicht ſein werden, wofür erſt Ende dieſes Jahr—
hunderts Ausſicht vorhanden iſt. Bis dahin wird an dem Andenken des großen.
Dichters immer noch ein Teil des Odiums haften, welches das frömmelnde Eng—
land ſeinerzeit teilweiſe unverdient auf den. Verfaſſer des „Don Inan“ und von
„Childe Harold's Pilgrimage“ geworfen hat. Das fromme England hat es ja
von jeher geliebt, das Leben ſeiner größten Männer mit einer an Liebloſigkeit
grenzenden Strenge zu betrachten — wir erinnern nur an Sir Francis Bacon,
In Warren Haſtings, Lord Clive u. a., denen es zum Teil noch bis heute nicht
ganz gerecht geworden iſt. Und ſo laſtet auch auf Lord Byron wegen ſeiner ehe—
lichen Verhältniſſe heute noch ein verdammendes Urteil, das nicht ganz gerecht.
Allein glücklicherweiſe lüftet ſich der Schleier von Jahr zu Jahr mehr, welcher
über dieſen Zuſtänden und einem Teil von Lord Byrons innerem und äußerem
Leben liegt, und zu dieſer Aufklärung hat auch die jüngſte biographiſche Arbeit
über den Dichter von Mr. Jeaffreſon: „The Real Lord Byron“, London 1883,
einiges beigetragen, indem wir hier beinahe zum erſtenmal die ehelichen Verhält—
niſſe des Lords unparteiiſch geſchildert finden, zu deren Klarſtellung übrigens
auch die im „Athenacum“ vom. 18. Auguſt 1883 veröffentlichte Korreſpondenz
zwiſchen Lady Byron und Miß Leigh einiges beiſteuerte. Dichterehen ſind ſelten.
glücklich, beſonders in den höheren Ständen — Zeuge deſſen iſt auch Bulwers
Ehe mit ihren bekannten Folgen. Wenn aber ſelbſt noch neuerdings hervor—
ragende engliſche Schriftſteller, wie der Hiſtoriker Froude im „Nineteenth Cen-
tury“ vom Auguſt 1883, und Abraham Hayward im „Quarterly Review“
vom Auguſt 1883 in ſchroffſter Weiſe über Lord Byrons Betragen als Gatte
aburteilen, ſo verlohnt es ſich ſchon der Mühe, auch einige Milderungsgründe
für den Dichter geltend zu machen. Es fällt uns nicht ein, die Schuld von
 
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