karl Auguft und die deutſche Litterakur.
Von
Iranz Auncher.
II.
Der Verluſt dieſes Freundes, den Goethe an der Schwelle
der achtziger Jahre, vier Jahre vor ſeinem eignen Tod, erlitt,
drückte den greiſen Dichter ſchwer darnieder. Um bei dem ſchmerz—
lichen Zuſtand ſeines Innern wenigſtens die äußeren Sinne zu
ſchonen, entzog er ſich den Trauerfeierlichkeiten, indem er ſich auf
zehn Wochen nach dem großherzoglichen Schloſſe bei Dornburg begab,
wo alles ihn an die glückliche Thätigkeit des Verſtorbenen erinnerte.
Die reizende Lage des Schlößchens, die äußeren Annehmlichkeiten
und Bequemlichkeiten des Wohnens daſelbſt, der wiederholte Beſuch
der Freunde aus dem nahen Jena und Weimar hätten ihm den
Aufenthalt behaglich machen müſſen, „erſchiene nicht ſogleich im
Hintergrunde der düſtere Katafalk, der alle Betrachtungen aufregt,
die der Menſch in heiterer Stunde mit Recht beſeitigt“. In ſeinen
Briefen aus jenen Tagen lieh er ſeinem Schmerz nur ſelten Worte;
deſto tiefer trauerte er im ſtillen über den heimgegangenen Freund.
Allerdings war das Verhältnis zwiſchen ihm und dem Herzog
im Verlauf von mehr als einem halben Jahrhundert trotz aller
Innigkeit und Unlöslichkeit nicht frei von empfindlichen Störungen
geblieben. Namentlich Goethes Beziehungen zum Weimarer Hof—
theater, an dem Karl Auguſt den regſten, bis ins einzelne gehenden,
hie und da jedoch durch perſönliche Rückſichten beſtimmten Anteil
Von
Iranz Auncher.
II.
Der Verluſt dieſes Freundes, den Goethe an der Schwelle
der achtziger Jahre, vier Jahre vor ſeinem eignen Tod, erlitt,
drückte den greiſen Dichter ſchwer darnieder. Um bei dem ſchmerz—
lichen Zuſtand ſeines Innern wenigſtens die äußeren Sinne zu
ſchonen, entzog er ſich den Trauerfeierlichkeiten, indem er ſich auf
zehn Wochen nach dem großherzoglichen Schloſſe bei Dornburg begab,
wo alles ihn an die glückliche Thätigkeit des Verſtorbenen erinnerte.
Die reizende Lage des Schlößchens, die äußeren Annehmlichkeiten
und Bequemlichkeiten des Wohnens daſelbſt, der wiederholte Beſuch
der Freunde aus dem nahen Jena und Weimar hätten ihm den
Aufenthalt behaglich machen müſſen, „erſchiene nicht ſogleich im
Hintergrunde der düſtere Katafalk, der alle Betrachtungen aufregt,
die der Menſch in heiterer Stunde mit Recht beſeitigt“. In ſeinen
Briefen aus jenen Tagen lieh er ſeinem Schmerz nur ſelten Worte;
deſto tiefer trauerte er im ſtillen über den heimgegangenen Freund.
Allerdings war das Verhältnis zwiſchen ihm und dem Herzog
im Verlauf von mehr als einem halben Jahrhundert trotz aller
Innigkeit und Unlöslichkeit nicht frei von empfindlichen Störungen
geblieben. Namentlich Goethes Beziehungen zum Weimarer Hof—
theater, an dem Karl Auguſt den regſten, bis ins einzelne gehenden,
hie und da jedoch durch perſönliche Rückſichten beſtimmten Anteil