Jur Geſchichte der Wiedertänfer in Mühren.
Von
J. oſerth.
Wer heutigestags von Wiedertäufern ſpricht, der denkt in
erſter Linie an die unſeligen Schwärmer von Münſter und, wenn's
hoch kommt, noch an deren Geſinnungsgenoſſen in Mitteldeutſch—
land und den Niederlanden. Daß dieſelben während der Refor—
mationszeit auch auf öſterreichiſchem Boden eine Rolle geſpielt und
in einigen Gegenden desſelben eine hervorragende Bedeutung er—
langt haben, iſt eine nur wenig bekannte Thatſache.
Unter den öſterreichiſchen Ländern iſt Mähren für ſie das
„gelobte Land“ geweſen, welches ſie — freilich nicht unangefochten
— bewohnt haben, bis die Nacht, die auf die „Weißenberger
Schlacht“ gefolgt iſt, ihre ſchweren Fittiche auch über ſie gebreitet
hat. In Mähren wohnten ſie bei Beginn des großen deutſchen
Krieges in einer ſtattlichen Zahl blühender Ortſchaften und zählten
nach mäßiger Schätzung an 15000 Seelen. !
Ueber ihre Geſchichte verlautete bisher wenig, und dieſes Wenige,
welches Adam Wolf in ſeinen geſchichtlichen Bildern aus Oeſter—
reich nach dem zuerſt von Gregor Wolny mitgeteilten „Chronikl“?
verzeichnet hat, iſt mehr geeignet, die Wißbegier anzuregen, als
daß es den Gegenſtand irgendwie erſchöpft hätte. Das neuere
In den „Zwölf wichtigen Urſachen Hanſel Jedelshauſers c.“ (Ingolſtadt
1587) wird ihre Zahl ſogar auf 70000 angegeben.
2 Archiv für Kunde öſterr. Geſchichtsquellen I, S. 70— 138.
Von
J. oſerth.
Wer heutigestags von Wiedertäufern ſpricht, der denkt in
erſter Linie an die unſeligen Schwärmer von Münſter und, wenn's
hoch kommt, noch an deren Geſinnungsgenoſſen in Mitteldeutſch—
land und den Niederlanden. Daß dieſelben während der Refor—
mationszeit auch auf öſterreichiſchem Boden eine Rolle geſpielt und
in einigen Gegenden desſelben eine hervorragende Bedeutung er—
langt haben, iſt eine nur wenig bekannte Thatſache.
Unter den öſterreichiſchen Ländern iſt Mähren für ſie das
„gelobte Land“ geweſen, welches ſie — freilich nicht unangefochten
— bewohnt haben, bis die Nacht, die auf die „Weißenberger
Schlacht“ gefolgt iſt, ihre ſchweren Fittiche auch über ſie gebreitet
hat. In Mähren wohnten ſie bei Beginn des großen deutſchen
Krieges in einer ſtattlichen Zahl blühender Ortſchaften und zählten
nach mäßiger Schätzung an 15000 Seelen. !
Ueber ihre Geſchichte verlautete bisher wenig, und dieſes Wenige,
welches Adam Wolf in ſeinen geſchichtlichen Bildern aus Oeſter—
reich nach dem zuerſt von Gregor Wolny mitgeteilten „Chronikl“?
verzeichnet hat, iſt mehr geeignet, die Wißbegier anzuregen, als
daß es den Gegenſtand irgendwie erſchöpft hätte. Das neuere
In den „Zwölf wichtigen Urſachen Hanſel Jedelshauſers c.“ (Ingolſtadt
1587) wird ihre Zahl ſogar auf 70000 angegeben.
2 Archiv für Kunde öſterr. Geſchichtsquellen I, S. 70— 138.