zirihe und Staak am Aushangt des Alittelalters.
Von
Karl Wench.
Die Geſchichtsforſchung hat in neuerer Zeit ſich mehr als je
mit dem Reformationszeitalter beſchäftigt. Ohne Zweifel hat das
Gefühl einer inneren Seelenverwandtſchaft der Beſtrebungen der
Gegenwart mit denen des 16. Jahrhunderts dieſe Vorliebe ge—
weckt. Erkennen wir aber in den Gegenſätzen der Reformations⸗
periode die Gegenſätze unſerer Zeit wieder, ſo darf es uns nicht
Wunder nehmen, daß die Forſchung aufs neue in konfeſſionelle
Bahnen eingelenkt iſt.
Auf katholiſcher Seite hat man ſich nicht begnügt, die
Schattenſeiten der Reformation in den dunkelſten Farben zu malen,
das Bild mußte unendlich effektvoller werden, wenn man ihm die
Herrlichkeit des ausgehenden Mittelalters entgegenſtellte.
Dem gegenüber wird die proteſtantiſche Geſchichtsforſchung
ſich mehr und mehr genötigt ſehen, ihrerſeits, zunächſt ganz ohne
Rückſicht auf die nachfolgende Reformation, zu prüfen, inwiefern
jenes Bild der vorreformatoriſchen Zuſtände der Wahrheit entſpricht
oder einſeitig und in zu hellen Farben gezeichnet iſt. Dabei dürfte
die Erkenntnis gefördert werden, daß die mannigfaltigſten Ergeb⸗
niſſe der Reformation, ebenſowohl die gerühmten als die getadelten,
die Löſung des Gewiſſenszwanges und Aufhebung des prieſter—
lichen Mittlertums, die Vorausſetzungsloſigkeit wiſſenſchaftlicher
Forſchung, die Auflöſung des kirchlichen und Reichsverbandes, die
Von
Karl Wench.
Die Geſchichtsforſchung hat in neuerer Zeit ſich mehr als je
mit dem Reformationszeitalter beſchäftigt. Ohne Zweifel hat das
Gefühl einer inneren Seelenverwandtſchaft der Beſtrebungen der
Gegenwart mit denen des 16. Jahrhunderts dieſe Vorliebe ge—
weckt. Erkennen wir aber in den Gegenſätzen der Reformations⸗
periode die Gegenſätze unſerer Zeit wieder, ſo darf es uns nicht
Wunder nehmen, daß die Forſchung aufs neue in konfeſſionelle
Bahnen eingelenkt iſt.
Auf katholiſcher Seite hat man ſich nicht begnügt, die
Schattenſeiten der Reformation in den dunkelſten Farben zu malen,
das Bild mußte unendlich effektvoller werden, wenn man ihm die
Herrlichkeit des ausgehenden Mittelalters entgegenſtellte.
Dem gegenüber wird die proteſtantiſche Geſchichtsforſchung
ſich mehr und mehr genötigt ſehen, ihrerſeits, zunächſt ganz ohne
Rückſicht auf die nachfolgende Reformation, zu prüfen, inwiefern
jenes Bild der vorreformatoriſchen Zuſtände der Wahrheit entſpricht
oder einſeitig und in zu hellen Farben gezeichnet iſt. Dabei dürfte
die Erkenntnis gefördert werden, daß die mannigfaltigſten Ergeb⸗
niſſe der Reformation, ebenſowohl die gerühmten als die getadelten,
die Löſung des Gewiſſenszwanges und Aufhebung des prieſter—
lichen Mittlertums, die Vorausſetzungsloſigkeit wiſſenſchaftlicher
Forſchung, die Auflöſung des kirchlichen und Reichsverbandes, die