Altägyptiſche Malerei und Jeichunng.
Von
Friedrich Vreiſigke.
Wenn der Beſucher im Berliner Muſeum die Sammlung der
klaſſiſchen Originalſkulpturen und der Gipsabgüſſe durchwandert
hat und er ſteigt alsdann die breite Treppe zu der ägyptiſchen
Abteilung hinab, ſo wird er ſich, hindurchſchreitend die langen
Reihen der dort aufgeſtellten Denkmäler, eines eigentümlichen Ge—
fühls der Beklemmung ſelten erwehren können. In der Seele
haften noch die Eindrücke, welche ſoeben beim Anſchauen der
Meiſterwerke griechiſcher und römiſcher Kunſt hervorgerufen wurden:
dort war alles Leben und Bewegung, man hatte ſich hinein—
geträumt in die heitere Welt der Griechen und den alten
Zauber empfunden, den ſie ihren Bildwerken einzuhauchen ver—
ſtanden — und jetzt ſieht man ſich plötzlich Kunſtwerken gegen—
über, welche, wie vom eiſigen Hauch des Todes übergoſſen, ſtarr
und leblos vor unſeren Blicken daſtehen. Nicht nur daß die Reihen
der ſteinernen und hölzernen Sarkophage den Gedanken an das
Grab in uns wachrufen, auch die überwiegend größere Menge
der übrigen Kunſtgegenſtände läßt deutlich erkennen, daß ſie für
den Totenkultus beſtimmt waren. Selbſt die ſteinernen Stand—
und Sitzbilder haben etwas Mumienhaftes: ſie empfangen uns alle
in derſelben geſchloſſenen Haltung, alle tragen den Stempel der
Einförmigkeit, und was den Beſucher am eheſten ermüdet, iſt der
abſolute Mangel an Darſtellung ſeeliſcher Affekte, der Mangel
an Mannigfaltigkeit der Erfindung.
Von
Friedrich Vreiſigke.
Wenn der Beſucher im Berliner Muſeum die Sammlung der
klaſſiſchen Originalſkulpturen und der Gipsabgüſſe durchwandert
hat und er ſteigt alsdann die breite Treppe zu der ägyptiſchen
Abteilung hinab, ſo wird er ſich, hindurchſchreitend die langen
Reihen der dort aufgeſtellten Denkmäler, eines eigentümlichen Ge—
fühls der Beklemmung ſelten erwehren können. In der Seele
haften noch die Eindrücke, welche ſoeben beim Anſchauen der
Meiſterwerke griechiſcher und römiſcher Kunſt hervorgerufen wurden:
dort war alles Leben und Bewegung, man hatte ſich hinein—
geträumt in die heitere Welt der Griechen und den alten
Zauber empfunden, den ſie ihren Bildwerken einzuhauchen ver—
ſtanden — und jetzt ſieht man ſich plötzlich Kunſtwerken gegen—
über, welche, wie vom eiſigen Hauch des Todes übergoſſen, ſtarr
und leblos vor unſeren Blicken daſtehen. Nicht nur daß die Reihen
der ſteinernen und hölzernen Sarkophage den Gedanken an das
Grab in uns wachrufen, auch die überwiegend größere Menge
der übrigen Kunſtgegenſtände läßt deutlich erkennen, daß ſie für
den Totenkultus beſtimmt waren. Selbſt die ſteinernen Stand—
und Sitzbilder haben etwas Mumienhaftes: ſie empfangen uns alle
in derſelben geſchloſſenen Haltung, alle tragen den Stempel der
Einförmigkeit, und was den Beſucher am eheſten ermüdet, iſt der
abſolute Mangel an Darſtellung ſeeliſcher Affekte, der Mangel
an Mannigfaltigkeit der Erfindung.