Vallenſteins erſte Derufung zun Generalat.
Von
Hermann Hallwich.
Am 25. Februar 1884 vollenden ſich dritthalbhundert Jahre,
ſeitdem in einer grauenvollen Blutnacht zu Eger der beklagens—
werte Machtſpruch eines ſchwächlichen, getäuſchten Kaiſers an
Wallenſtein und ſeinen Getreuen von ruchloſer Hand vollzogen
wurde: ein „Gottesgericht“, ſo nannten's die feilen Federn da—
maliger und ſpäterer Hofhiſtoriographie. Unſern Tagen blieb es
vorbehalten, nicht bloß den Vorhang zu heben, den nur allzu ge—
ſchäftige Hände über die Bühne fallen ließen, auf welcher der
ſtaunenden Mitwelt nach allen Regeln der Schauſpielkunſt ein gar
neues, unerhörtes Drama vorgeführt worden; es iſt gelungen, der
faſt nicht minder erſtaunten, zugleich aber ernüchterten Nachwelt
die großen und kleinen Akteurs jenes verwickelten Dramas in ihrer
ganzen Nacktheit zu enthüllen, mit allen ihren zum Teil alltäg—
lichen und kleinlichen, weil überaus menſchlichen Kouliſſengeheim—
niſſen.
Und dennoch! das Leben Wallenſteins iſt noch bei weitem nicht
vollſtändig klargelegt. Ich will hier nicht wieder von dem viel—
geſuchten „entſcheidenden Dokument“ über Schuld oder Nicht—
ſchuld meines Helden ſprechen. Auffallender, als daß in ſeinem
Nachlaſſe gewiſſe imaginäre Papiere fehlen, welche nach offizieller
Mutmaßung der Egerer Schlußkataſtrophe zu Grunde gelegen
haben ſollen, erſcheint ohne Zweifel, daß der unermüdlichſten For—
Von
Hermann Hallwich.
Am 25. Februar 1884 vollenden ſich dritthalbhundert Jahre,
ſeitdem in einer grauenvollen Blutnacht zu Eger der beklagens—
werte Machtſpruch eines ſchwächlichen, getäuſchten Kaiſers an
Wallenſtein und ſeinen Getreuen von ruchloſer Hand vollzogen
wurde: ein „Gottesgericht“, ſo nannten's die feilen Federn da—
maliger und ſpäterer Hofhiſtoriographie. Unſern Tagen blieb es
vorbehalten, nicht bloß den Vorhang zu heben, den nur allzu ge—
ſchäftige Hände über die Bühne fallen ließen, auf welcher der
ſtaunenden Mitwelt nach allen Regeln der Schauſpielkunſt ein gar
neues, unerhörtes Drama vorgeführt worden; es iſt gelungen, der
faſt nicht minder erſtaunten, zugleich aber ernüchterten Nachwelt
die großen und kleinen Akteurs jenes verwickelten Dramas in ihrer
ganzen Nacktheit zu enthüllen, mit allen ihren zum Teil alltäg—
lichen und kleinlichen, weil überaus menſchlichen Kouliſſengeheim—
niſſen.
Und dennoch! das Leben Wallenſteins iſt noch bei weitem nicht
vollſtändig klargelegt. Ich will hier nicht wieder von dem viel—
geſuchten „entſcheidenden Dokument“ über Schuld oder Nicht—
ſchuld meines Helden ſprechen. Auffallender, als daß in ſeinem
Nachlaſſe gewiſſe imaginäre Papiere fehlen, welche nach offizieller
Mutmaßung der Egerer Schlußkataſtrophe zu Grunde gelegen
haben ſollen, erſcheint ohne Zweifel, daß der unermüdlichſten For—