798 Mitteilungen und Berichte.
Rom, Wien, Neapel während des ſpaniſchen Erbfolgekrieges. Ein
Beitrag zur Geſchichte des Kampfes zwiſchen Papſttum und
Kaiſertum. Von Dr. Markus Landau. Leipzig, Wilhelm
LEL SS OS
Der Verfaſſer, deſſen bisher erſchienene Schriften, wenn wir nicht irren,
ausſchließlich litterarhiſtoriſche Themen, vornehmlich die italieniſche Novelliſtik des
Cinquecento behandelten, hat mit dem vorliegenden Werke das Gebiet der prag—
matiſchen Geſchichtſchreibung betreten und als erſtes Produkt ſeiner der Regierungs—
zeit Karls VI. zugewandten Forſchungen, zugleich als Einleitung zu einem dieſelbe
Epoche behandelnden mehrbändig gedachten Werke, eine Geſchichte der öſter—
reichiſchen Okkupation Neapels im ſpaniſchen Erbfolgekrieg und der gleichzeitigen
Kämpfe mit der römiſchen Kurie um die Anerkennung des deutſch-habsburgiſchen
Prätendenten als Königs von Spanien und Neapel veröffentlicht. Bekanntlich
iſt derſelbe Gegenſtand bereits in dem vor kaum zwei Jahren erſchienenen dritten
Band von Noordens Geſchichtswerk in mehreren Abſchnitten behandelt, und wenn
auch dort die öſterreichiſche Heerfahrt nach Neapel über eine auf die weſentlichſten
Züge beſchränkte Skizze, von der nur die geiſtvolle, wenn auch ſtark idealiſterte
Charakteriſtik Klemens' XI. eine liebevollere Ausführung erfahren, nicht hinaus—
reicht, ſo zählt doch jene Partie, welche den Kampf Joſephs J. mit der zu den
letzten Kraftanſtrengungen ſich aufraffenden papalen Gewalt um die Abgrenzung
der beiderſeitigen Machtſphären auf der apenniniſchen Halbinſel ſchildert, zu den
glänzendſten dieſes Werkes. Wenn es daher immer als ein Wagnis erſcheint,
nach ſo kurzer Friſt das Intereſſe der Geſchichtsfreunde für denſelben Gegen—
ſtand neuerdings in Anſpruch zu nehmen, ſo drängt ſich uns doch bei der
Kenntnisnahme der Landauſchen Publikation von Seite zu Seite mehr die Ueber—
zeugung auf, daß wir es nicht bloß mit einem durch die Neuheit des dargebotenen
Stoffes berechtigten, ſondern auch durch die wiſſenſchaftliche Verarbeitung des—
ſelben verdienſtlichen Werke zuſthun haben. Während nämlich bei Noorden, der
für den dritten Band ſeines Geſchichtswerkes vornehmlich das franzöſiſche Archiv
der auswärtigen Angelegenheiten benützte, dieſer Umſtand ſowohl in ſtofflicher
Beziehung als insbeſondere auch durch die Herübernahme des nationaliſtiſchen
Kolorits ſeiner franzöſiſchen Quellen auf ſeine Darſtellung von unverkennbarem
Einfluß war, kommt bei Landau, der die Archive von Wien, Turin und Venedig
durchforſchte und eine Reihe wertvoller Aktenſtücke, namentlich umfangreiche Kor—
reſpondenzen zu Tage förderte, der entgegengeſetzte öſterreichiſche Standpunkt mehr
zu Worte, wenngleich der Verfaſſer durch kritiſche Verwertung der bis in die
neueſte Zeit erſchienenen einſchlägigen Litteratur ſeinem Werke jeglichen Schein
einer Parteiſchrift benommen hat und ſichtlich nur beſtrebt iſt, in der objektivſten
Weiſe in allen nur irgend noch kontroverſen Fragen den gegenwärtigen Stand
der Forſchung zu markieren. Als ein beſonderes Verdienſt des Landauſchen
Buches iſt ferner zu erwähnen, daß damit der Verfaſſer, der ſich wie ſchon in
früheren Schriften, ſo auch in der vorliegenden als ein gründlicher Kenner der
Rom, Wien, Neapel während des ſpaniſchen Erbfolgekrieges. Ein
Beitrag zur Geſchichte des Kampfes zwiſchen Papſttum und
Kaiſertum. Von Dr. Markus Landau. Leipzig, Wilhelm
LEL SS OS
Der Verfaſſer, deſſen bisher erſchienene Schriften, wenn wir nicht irren,
ausſchließlich litterarhiſtoriſche Themen, vornehmlich die italieniſche Novelliſtik des
Cinquecento behandelten, hat mit dem vorliegenden Werke das Gebiet der prag—
matiſchen Geſchichtſchreibung betreten und als erſtes Produkt ſeiner der Regierungs—
zeit Karls VI. zugewandten Forſchungen, zugleich als Einleitung zu einem dieſelbe
Epoche behandelnden mehrbändig gedachten Werke, eine Geſchichte der öſter—
reichiſchen Okkupation Neapels im ſpaniſchen Erbfolgekrieg und der gleichzeitigen
Kämpfe mit der römiſchen Kurie um die Anerkennung des deutſch-habsburgiſchen
Prätendenten als Königs von Spanien und Neapel veröffentlicht. Bekanntlich
iſt derſelbe Gegenſtand bereits in dem vor kaum zwei Jahren erſchienenen dritten
Band von Noordens Geſchichtswerk in mehreren Abſchnitten behandelt, und wenn
auch dort die öſterreichiſche Heerfahrt nach Neapel über eine auf die weſentlichſten
Züge beſchränkte Skizze, von der nur die geiſtvolle, wenn auch ſtark idealiſterte
Charakteriſtik Klemens' XI. eine liebevollere Ausführung erfahren, nicht hinaus—
reicht, ſo zählt doch jene Partie, welche den Kampf Joſephs J. mit der zu den
letzten Kraftanſtrengungen ſich aufraffenden papalen Gewalt um die Abgrenzung
der beiderſeitigen Machtſphären auf der apenniniſchen Halbinſel ſchildert, zu den
glänzendſten dieſes Werkes. Wenn es daher immer als ein Wagnis erſcheint,
nach ſo kurzer Friſt das Intereſſe der Geſchichtsfreunde für denſelben Gegen—
ſtand neuerdings in Anſpruch zu nehmen, ſo drängt ſich uns doch bei der
Kenntnisnahme der Landauſchen Publikation von Seite zu Seite mehr die Ueber—
zeugung auf, daß wir es nicht bloß mit einem durch die Neuheit des dargebotenen
Stoffes berechtigten, ſondern auch durch die wiſſenſchaftliche Verarbeitung des—
ſelben verdienſtlichen Werke zuſthun haben. Während nämlich bei Noorden, der
für den dritten Band ſeines Geſchichtswerkes vornehmlich das franzöſiſche Archiv
der auswärtigen Angelegenheiten benützte, dieſer Umſtand ſowohl in ſtofflicher
Beziehung als insbeſondere auch durch die Herübernahme des nationaliſtiſchen
Kolorits ſeiner franzöſiſchen Quellen auf ſeine Darſtellung von unverkennbarem
Einfluß war, kommt bei Landau, der die Archive von Wien, Turin und Venedig
durchforſchte und eine Reihe wertvoller Aktenſtücke, namentlich umfangreiche Kor—
reſpondenzen zu Tage förderte, der entgegengeſetzte öſterreichiſche Standpunkt mehr
zu Worte, wenngleich der Verfaſſer durch kritiſche Verwertung der bis in die
neueſte Zeit erſchienenen einſchlägigen Litteratur ſeinem Werke jeglichen Schein
einer Parteiſchrift benommen hat und ſichtlich nur beſtrebt iſt, in der objektivſten
Weiſe in allen nur irgend noch kontroverſen Fragen den gegenwärtigen Stand
der Forſchung zu markieren. Als ein beſonderes Verdienſt des Landauſchen
Buches iſt ferner zu erwähnen, daß damit der Verfaſſer, der ſich wie ſchon in
früheren Schriften, ſo auch in der vorliegenden als ein gründlicher Kenner der