der preußiſthe „Militürſtaat“.
Von
Hans Vrutz.
Wenn man einen beſtimmten Moment als denjenigen be—
zeichnen ſollte, in welchem der moderne Staat im Gegenſatz zu
dem Staate des Mittelalters ſeinen Urſprung genommen hat,
und einen beſtimmten Akt anführen, mit dem und durch den der—
ſelbe ins Leben getreten iſt, ſo würde man füglich nur auf die
berühmten Ordonnanzen Karls VII. von Frankreich vom 2. No—
vember 1439 hinweiſen können. Denn die Inſtitutionen, welche
durch dieſelben in Frankreich eingeführt wurden, ſtanden ſowohl
nach den ihnen zu Grunde liegenden Principien als auch nach den
durch ſie erſtrebten Zielen in einem ausgeſprochenen Gegenſatze zu
der Feudalität und damit zu der Grundlage der mittelalterlichen
Staats- und Geſellſchaftsordnung.
Im Kampfe mit der feudalen Ordnung des Staates und der
Geſellſchaft war das franzöſiſche Königtum ſeit dem Beginn des
13. Jahrhunderts groß geworden, indem es ſeinen vornehmſten
Rückhalt in den aufſtrebenden Bürgerſchaften der Städte ſuchte
und fand: mit Hilfe derſelben hatte Philipp der Schöne das Recht
des nationalen Staates gegenüber den hierarchiſchen Anſprüchen
der römiſchen Kurie ſiegreich verteidigt und dem Papſttum eine
Niederlage beigebracht, welche dasſelbe nie ganz verwunden und
die auf die ganze fernere Geſchichte desſelben entſcheidend ein—
gewirkt hat. Dieſe Entwickelung, durch welche Frankreich an die
Spitze der Staaten erhoben wurde, welche nach dem Sturze erſt
Von
Hans Vrutz.
Wenn man einen beſtimmten Moment als denjenigen be—
zeichnen ſollte, in welchem der moderne Staat im Gegenſatz zu
dem Staate des Mittelalters ſeinen Urſprung genommen hat,
und einen beſtimmten Akt anführen, mit dem und durch den der—
ſelbe ins Leben getreten iſt, ſo würde man füglich nur auf die
berühmten Ordonnanzen Karls VII. von Frankreich vom 2. No—
vember 1439 hinweiſen können. Denn die Inſtitutionen, welche
durch dieſelben in Frankreich eingeführt wurden, ſtanden ſowohl
nach den ihnen zu Grunde liegenden Principien als auch nach den
durch ſie erſtrebten Zielen in einem ausgeſprochenen Gegenſatze zu
der Feudalität und damit zu der Grundlage der mittelalterlichen
Staats- und Geſellſchaftsordnung.
Im Kampfe mit der feudalen Ordnung des Staates und der
Geſellſchaft war das franzöſiſche Königtum ſeit dem Beginn des
13. Jahrhunderts groß geworden, indem es ſeinen vornehmſten
Rückhalt in den aufſtrebenden Bürgerſchaften der Städte ſuchte
und fand: mit Hilfe derſelben hatte Philipp der Schöne das Recht
des nationalen Staates gegenüber den hierarchiſchen Anſprüchen
der römiſchen Kurie ſiegreich verteidigt und dem Papſttum eine
Niederlage beigebracht, welche dasſelbe nie ganz verwunden und
die auf die ganze fernere Geſchichte desſelben entſcheidend ein—
gewirkt hat. Dieſe Entwickelung, durch welche Frankreich an die
Spitze der Staaten erhoben wurde, welche nach dem Sturze erſt