die früheſte dithterin in Deukſchland.
Von
Georg Binker.
Es iſt eine Erſcheinung, welche uns in der Geſchichte faſt
aller Kulturvölker mit gleicher Evidenz entgegentritt, daß die Zeiten
großen politiſchen Aufſchwungs und nationaler Begeiſterung zugleich
durch eine hohe Blüte der nationalen Litteratur ausgezeichnet ſind:
ſo war es bei den Griechen infolge der Perſerkriege, bei den Römern
in der Zeit der großartigen Machtentwickelung unter Auguſtus der
Fall; ſo fällt in England Shakeſpeare in eine Zeit größten poli—
tiſchen Glanzes.
In Deutſchland iſt das nicht in demſelben Maße der Fall
geweſen; ja faſt ſcheint es, als ob bei unſerem Volke ſtaatliche
und litterariſche Blüte einander eher abſtießen, als anzögen. Die
beiden klaſſiſchen Perioden, welche unſere Litteratur aufzuweiſen
hat — ein Vorzug, der von allen Litteraturen nur ihr allein
eigen iſt — fallen die eine in die Zeit einer abſteigenden politiſchen
Entwickelung, die andere in die der großen nationalen Erhebung
vorhergehende Epoche. Nicht in die Glanzzeit der Ottonen, nicht
in die des ſagenumwobenen Friedrich Barbaroſſa fiel die erſte,
ſondern in die des Untergangs der Hohenſtaufen; denn auch
Friedrich II. ſtand doch nicht mehr auf der Höhe der kaiſerlichen.
Machtentfaltung; die zweite traf nicht mit der großartigen natio—
nalen Erhebung der Freiheitskriege zuſammen, ſondern ging ihr
voran und war in vieler Hinſicht eine Vorbereitung zu derſelben.
Von
Georg Binker.
Es iſt eine Erſcheinung, welche uns in der Geſchichte faſt
aller Kulturvölker mit gleicher Evidenz entgegentritt, daß die Zeiten
großen politiſchen Aufſchwungs und nationaler Begeiſterung zugleich
durch eine hohe Blüte der nationalen Litteratur ausgezeichnet ſind:
ſo war es bei den Griechen infolge der Perſerkriege, bei den Römern
in der Zeit der großartigen Machtentwickelung unter Auguſtus der
Fall; ſo fällt in England Shakeſpeare in eine Zeit größten poli—
tiſchen Glanzes.
In Deutſchland iſt das nicht in demſelben Maße der Fall
geweſen; ja faſt ſcheint es, als ob bei unſerem Volke ſtaatliche
und litterariſche Blüte einander eher abſtießen, als anzögen. Die
beiden klaſſiſchen Perioden, welche unſere Litteratur aufzuweiſen
hat — ein Vorzug, der von allen Litteraturen nur ihr allein
eigen iſt — fallen die eine in die Zeit einer abſteigenden politiſchen
Entwickelung, die andere in die der großen nationalen Erhebung
vorhergehende Epoche. Nicht in die Glanzzeit der Ottonen, nicht
in die des ſagenumwobenen Friedrich Barbaroſſa fiel die erſte,
ſondern in die des Untergangs der Hohenſtaufen; denn auch
Friedrich II. ſtand doch nicht mehr auf der Höhe der kaiſerlichen.
Machtentfaltung; die zweite traf nicht mit der großartigen natio—
nalen Erhebung der Freiheitskriege zuſammen, ſondern ging ihr
voran und war in vieler Hinſicht eine Vorbereitung zu derſelben.