794 Mitteilungen und Berichte.
Im breiten grünen Thale des Weißen Main liegt das ehemalige Frauen—
kloſter Himmelkron, das Otto v. Orlamünde im Jahre 1280 in dem Dorfe
Pretzendorf — ein lange verloren gegangener Name — errichtet hatte. Dieſe
ruhige, idylliſche Stätte wurde nach der Säkulariſierung des Kloſters ein Lieb—
lingsaufenthalt der markgräflichen Landesherren — an Stelle des Weltvergeſſens
und der Entſagung trat der Glanz und das Geräuſch eines bunten Hoflebens,
und ſchließlich geſellten ſich zu den Steinbildern der frommen Aebtiſſinnen in
der Kloſterkirche die Marmorſarkophage von vier Markgrafen, welche auch da
ſchlummern wollten, wo ſie im Leben ſo gerne geweilt. Georg Friedrich Karl
fand zuerſt hier ſeine Ruheſtätte; auf ſeine Anordnung war die Gruft in der
Ritterkapelle der Kirche eingerichtet worden.
In der ſtillen Nacht des 27. Mai 1735 verließ der Trauerzug mit dem
toten Markgrafen die Reſidenz — aus der Ferne geſehen wohl einer ſich langſam
fortbewegenden Feuerſchlange gleichend, denn 80 Wachslichter, welche von Sol—
daten der Bayreuther Stadtcompagnie „in ihrer blauen Montur mit Untergewehr“
getragen wurden, warfen ihren ungewiſſen Schein über die nächtliche Landſchaft.
Den Leichenwagen zogen 8 Trauerpferde, geführt von 12 Knechten, und 24 Geiſt—
liche, die Hofchargen, Huſaren, Pagen, Läufer 2c. geleiteten ihn zu Wagen, zu
Roß und Fuß, während die Glocken aller Dörfer, an welchen der Totenzug
vorüberkam, eine Stunde lang durch die Nacht ertönten.
Morgens 4 Uhr langte der Zug in Himmelkron an, empfangen vom Hof—
prediger und Hofdiakon, dann 12 Geiſtlichen aus der Kulmbacher Diözeſe. Der
mit rotem Samt und breiten goldenen Treſſen bekleidete Sarg wurde zuerſt
in der Kirche aufgeſtellt, dann in einen marmornen Sarkophag geſenkt und abends
feierlich in der Ritterkapelle beigeſetzt. X Za
Kaiſer Maximilian I. Auf urkundlicher Grundlage dargeſtellt von
Dr. Heinrich Ulmann, Profeſſor der Geſchichte an der Uni—
verſität zu Greifswald. Erſter Band. ((VIII, 870 S))
Stuttgart, Verlag der J. G. Cotta'ſchen Buchhandlung, 1884.
Ein im größten Stile angelegtes, auf der umfaſſendſten Kenntnis der ein—
ſchlägigen Litteratur und langjähriger archivaliſcher Forſchung beruhendes Werk
tritt hiermit in die Lücke, welche in der deutſchen Geſchichtſchreibung lange Zeit
mit Bedauern vermerkt werden mußte, ergänzend ein. So viele Einzelunter—
ſuchungen ſich auch in der Maximilianiſchen Zeit begegneten, ſo häufig auch ſchon
beſtimmte Unternehmungen und politiſche Verwicklungen des „ritterlichen Kaiſers“
dargeſtellt, oder auffallende Erſcheinungen im Kulturleben während ſeiner Regie—
rung geſchildert worden waren, ſo mangelte es bisher doch immer an einer fort—
laufenden Erzählung alles Ineinandergreifenden, durch welche ein Geſamtbild
geſchaffen worden wäre. Ulmann beſchränkt ſich nicht auf eine ausführliche Bio—
Im breiten grünen Thale des Weißen Main liegt das ehemalige Frauen—
kloſter Himmelkron, das Otto v. Orlamünde im Jahre 1280 in dem Dorfe
Pretzendorf — ein lange verloren gegangener Name — errichtet hatte. Dieſe
ruhige, idylliſche Stätte wurde nach der Säkulariſierung des Kloſters ein Lieb—
lingsaufenthalt der markgräflichen Landesherren — an Stelle des Weltvergeſſens
und der Entſagung trat der Glanz und das Geräuſch eines bunten Hoflebens,
und ſchließlich geſellten ſich zu den Steinbildern der frommen Aebtiſſinnen in
der Kloſterkirche die Marmorſarkophage von vier Markgrafen, welche auch da
ſchlummern wollten, wo ſie im Leben ſo gerne geweilt. Georg Friedrich Karl
fand zuerſt hier ſeine Ruheſtätte; auf ſeine Anordnung war die Gruft in der
Ritterkapelle der Kirche eingerichtet worden.
In der ſtillen Nacht des 27. Mai 1735 verließ der Trauerzug mit dem
toten Markgrafen die Reſidenz — aus der Ferne geſehen wohl einer ſich langſam
fortbewegenden Feuerſchlange gleichend, denn 80 Wachslichter, welche von Sol—
daten der Bayreuther Stadtcompagnie „in ihrer blauen Montur mit Untergewehr“
getragen wurden, warfen ihren ungewiſſen Schein über die nächtliche Landſchaft.
Den Leichenwagen zogen 8 Trauerpferde, geführt von 12 Knechten, und 24 Geiſt—
liche, die Hofchargen, Huſaren, Pagen, Läufer 2c. geleiteten ihn zu Wagen, zu
Roß und Fuß, während die Glocken aller Dörfer, an welchen der Totenzug
vorüberkam, eine Stunde lang durch die Nacht ertönten.
Morgens 4 Uhr langte der Zug in Himmelkron an, empfangen vom Hof—
prediger und Hofdiakon, dann 12 Geiſtlichen aus der Kulmbacher Diözeſe. Der
mit rotem Samt und breiten goldenen Treſſen bekleidete Sarg wurde zuerſt
in der Kirche aufgeſtellt, dann in einen marmornen Sarkophag geſenkt und abends
feierlich in der Ritterkapelle beigeſetzt. X Za
Kaiſer Maximilian I. Auf urkundlicher Grundlage dargeſtellt von
Dr. Heinrich Ulmann, Profeſſor der Geſchichte an der Uni—
verſität zu Greifswald. Erſter Band. ((VIII, 870 S))
Stuttgart, Verlag der J. G. Cotta'ſchen Buchhandlung, 1884.
Ein im größten Stile angelegtes, auf der umfaſſendſten Kenntnis der ein—
ſchlägigen Litteratur und langjähriger archivaliſcher Forſchung beruhendes Werk
tritt hiermit in die Lücke, welche in der deutſchen Geſchichtſchreibung lange Zeit
mit Bedauern vermerkt werden mußte, ergänzend ein. So viele Einzelunter—
ſuchungen ſich auch in der Maximilianiſchen Zeit begegneten, ſo häufig auch ſchon
beſtimmte Unternehmungen und politiſche Verwicklungen des „ritterlichen Kaiſers“
dargeſtellt, oder auffallende Erſcheinungen im Kulturleben während ſeiner Regie—
rung geſchildert worden waren, ſo mangelte es bisher doch immer an einer fort—
laufenden Erzählung alles Ineinandergreifenden, durch welche ein Geſamtbild
geſchaffen worden wäre. Ulmann beſchränkt ſich nicht auf eine ausführliche Bio—