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Zeitschrift für allgemeine Geschichte, Kultur-, Litteratur- und Kunstgeschichte — 1.1884

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Jung, Julius: Die letzten Jahre des Tiberius
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https://doi.org/10.11588/diglit.52613#0573

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die letzten Jahre des Tiberins.
Von

Julius Jung.

Grollend und verbittert hatte ſich Tiberius im Jahre 26 nach
Capri zurückgezogen. Allerlei Urſachen hatten mitgewirkt, dieſen
Entſchluß zur Reife zu bringen. Einmal ſein geſpanntes Ver—
hältnis zu den Frauen des kaiſerlichen Hauſes: Livia, die nun—
mehr hochbetagte Witwe des Auguſtus, die dieſer in ſeinem Te—
ſtament in das Juliſche Geſchlecht adoptiert hatte, ließ es den
Sohn entgelten, daß er ihr die Zuwendung der Herrſchaft zu
verdanken habe, und der Anhang, den ſie namentlich unter den
älteren Senatoren hatte, verabſäumte es nicht, gegen die Politik
des Tiberius die der „Auguſta“ auszuſpielen und gelegentlich
beſſer zu wiſſen, was im Intereſſe des kaiſerlichen Regimentes ge—
than werden müſſe, als der Kaiſer. — Neben Livia und gegen
dieſelbe agierte Agrippina, die Witwe des Germanicus, den
Tiberius von Auguſtus zum Adoptivſohn und Thronfolger erhalten
hatte; eine leidenſchaftliche Frau, die leibliche Enkelin des Auguſtus,
die den Gedanken nicht los ward, daß ihrem Manne vor Tiberius
die Herrſchaft gebührt hätte, denn durch die Heirat mit ihr war
er dem Auguſtus näher verwandt als der Sohn der Livia. Sie
glaubte, daß der Kaiſer ihrem Gatten Nachſtellungen bereitet
habe, ja ſie beſchuldigte ihn ganz offen, ſeinen Tod herbeigeführt
zu haben: ſie ſelbſt müſſe ſich vor ihm in acht nehmen. Wenn
ſie bei Hofe geladen war, wies ſie die Erfriſchungen zurück; ſelbſt

Zeitſchrift für Allgem. Geſchichte c., 1884. Heft VIII. 8
 
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