Karl Anguft und dit denkſche Kitteratur.
Von
Iranz AMunchker.
I.
Zu wiederholten Malen nehmen wir in der Geſchichte unſerer
Litteratur ein fröhliches Keimen und Sproſſen wahr. Aber
öfters wurde die Lenzeshoffnung durch feindſelige Zwiſchenfälle
vereitelt. Nur zweimal, ſoweit uns die hiſtoriſche Wiſſenſchaft
das Dunkel vergangener Zeiten klar aufhellt, ward es voller,
prangender Frühling, am Schluſſe des 12. und am Schluſſe des
18. Jahrhunderts. Und beide Male war es ein thüringiſcher
Fürſt, deſſen Huld die ſchönſten Blüten dieſes Geiſtesfrühlings
reifen ließ. Am Hofe zu Eiſenach verſammelte Landgraf Hermann
die erſten Meiſter unſerer mittelalterlichen Poeſie um ſich. Schon
in jüngeren Jahren, als er noch Pfalzgraf von Naumburg war, -
hatte er ſeine Gunſt Heinrich von Veldeke, dem Begründer der
höfiſchen Dichtkunſt in Deutſchland, angedeihen laſſen; ſpäter, als
nach dem Tode ſeines älteren Bruders ihm die landgräfliche Würde
zugefallen war, fanden Wolfram von Eſchenbach und Walther von
der Vogelweide und mancher neben ihnen vorübergehende oder
dauernde Aufnahme auf der Wartburg, und Herbort von Fritzlar
wie Albrecht von Halberſtadt wurden durch Hermanns Wort zu
ihren epiſchen Verſuchen angeregt. Sechshundert Jahre darnach
war es der nachbarliche Hof zu Weimar, wo ſich teils zum Beſuch,
meiſt aber zu lebenslänglichem Verbleib die größten Geiſter unſeres
Volkes um den hochſinnigen Herzog Karl Auguſt ſcharten.
Nicht zufällig und ohne eignes Verdienſt ward Karl Auguſt der
Mittelpunkt dieſes Kreiſes. Sein edler, willensſtarker, jederzeit
Von
Iranz AMunchker.
I.
Zu wiederholten Malen nehmen wir in der Geſchichte unſerer
Litteratur ein fröhliches Keimen und Sproſſen wahr. Aber
öfters wurde die Lenzeshoffnung durch feindſelige Zwiſchenfälle
vereitelt. Nur zweimal, ſoweit uns die hiſtoriſche Wiſſenſchaft
das Dunkel vergangener Zeiten klar aufhellt, ward es voller,
prangender Frühling, am Schluſſe des 12. und am Schluſſe des
18. Jahrhunderts. Und beide Male war es ein thüringiſcher
Fürſt, deſſen Huld die ſchönſten Blüten dieſes Geiſtesfrühlings
reifen ließ. Am Hofe zu Eiſenach verſammelte Landgraf Hermann
die erſten Meiſter unſerer mittelalterlichen Poeſie um ſich. Schon
in jüngeren Jahren, als er noch Pfalzgraf von Naumburg war, -
hatte er ſeine Gunſt Heinrich von Veldeke, dem Begründer der
höfiſchen Dichtkunſt in Deutſchland, angedeihen laſſen; ſpäter, als
nach dem Tode ſeines älteren Bruders ihm die landgräfliche Würde
zugefallen war, fanden Wolfram von Eſchenbach und Walther von
der Vogelweide und mancher neben ihnen vorübergehende oder
dauernde Aufnahme auf der Wartburg, und Herbort von Fritzlar
wie Albrecht von Halberſtadt wurden durch Hermanns Wort zu
ihren epiſchen Verſuchen angeregt. Sechshundert Jahre darnach
war es der nachbarliche Hof zu Weimar, wo ſich teils zum Beſuch,
meiſt aber zu lebenslänglichem Verbleib die größten Geiſter unſeres
Volkes um den hochſinnigen Herzog Karl Auguſt ſcharten.
Nicht zufällig und ohne eignes Verdienſt ward Karl Auguſt der
Mittelpunkt dieſes Kreiſes. Sein edler, willensſtarker, jederzeit