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Zeitschrift für allgemeine Geschichte, Kultur-, Litteratur- und Kunstgeschichte — 1.1884

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Mitteilungen und Berichte
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Duhn, Friedrich von: [Rezension von: Lucy m. Mitchell, A History of ancient sculpture]
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Krones, Franz Xaver von: [Rezension von: Adolf Bachmann, Deutsche Reichsgeschichte im Zeitalter Friedrichs III. und Max' I.]
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https://doi.org/10.11588/diglit.52613#0170

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158 Mitteilungen und Berichte.

In ungemein geſchickt angeordneten Zügen führt ſodann Kapitel 34 durch die
altitaliſche Kunſt, um den Boden zu bereiten für Kap. 35) die Rezeption der griechi—
ſchen Kunſt in Italien und Gap. 36) eine raſche Ueberſicht der römiſchen Kunſt.

Es bilden den Schluß 1290 Anmerkungen mit litterariſchen Nachweiſen,
ebenſo ſorgſam gearbeitet wie die Regiſter.

Das wäre der Inhalt des Buches, ſoweit er in ſo kurzen Ziigen wiederzugeben.
Schon die Dispoſition des Stoffes iſt eine Aufgabe von eigenartiger Schwierig⸗
keit, wo jeder Abteilungsſtrich die vorherige Entſcheidung einer Fülle gerade im
Augenblicke viel diskutierter Einzelfragen verlangt über die zeitliche und örtliche
Zuteilung dieſer oder jener Monumente, Fragen, zu denen Stellung genommen
werden muß; und wie in dieſen ſo in allen andern Fällen hat die Verfaſſerin
es auf das gewiſſenhafteſte gethan, es gethan mit jenem echt weiblichen Takte,
der ſo oft das Rechte findet, wie durch Inſtinkt getrieben, ohne den exakten Beweis
im einzelnen Falle immer führen zu können. In keinem Augenblick vergißt die
Verfaſſerin, daß ſie Frau iſt: ſie miſcht ſich nicht in das Gezänk der Männer,
in das Für und Wider der Parteien: ruhig zuwartend tritt ſie vor die Monumente
ſelbſt, ſucht deren Sprache zu leſen und ſich ihren eigenen Weg zu finden mit
einer Objektivität, einem Taktgefühl, einer Liebenswürdigkeit und Anſpruchsloſigkeit,
um die ſie die Männer beneiden dürften.

Eine prächtige Zugabe ſind die Illuſtrationen des Textbandes und die
Publikationen der Selections, freilich eine für die auf ſich angewieſene Verfaſſerin
unendlich mühevolle. Man wird es gerne entſchuldigen, wenn hier einmal ein
Holzſchnitt zu dunkel, dort einmal ein Lichtdruck zu hell ausgeführt iſt: wir Deutſchen
müſſen beides ſchon entſchuldigen, da faſt alles von den erſten Kräften in Berlin
hergeſtellt worden iſt. Entſchuldigen müſſen wir leider auch, daß durch äußern
Drang veranlaßt eine nicht geringe Zahl Klichees von Overbeck haben übernommen
werden müſſen: ſie ſind die einzige Unzierde des Buches.

Bei ſeiner Vorziglichkeit und dem im Verhältnis zum Gebotenen ſehr mäßigen
Preiſe wird das Werk gewiß auch in Deutſchland ſich bald der Verbreitung erfreuen,
die es verdient, und hoffentlich mit dazu beitragen, unſer bisheriges Illuſtrations—
ſyſtem nunmehr ganz unmöglich zu machen. Der einfachen aber eleganten
Schreibweiſe entſpricht der ſchöne Druck des Buches und ſeine ſonſtige Aus—
ſtattung. On 9 D —

Deutſche Reichsgeſchichte im Zeitalter Friedrichs II. und Max' L.,
mit beſonderer Berückſichtigung der öſterreichiſchen Staaten—
geſchichte von Dr. Adolf Bachmann. 1. Band. Leipgig,
BSE e OO

Es iſt keine erhebende Zeit deutſchen Reichsweſens, die ſich in dieſem ſtatt—
lichen Buche, dem unfangreichen Teile eines größeren Ganzen, vor uns aufthut,
aber eine Epoche von unleugbarem Intereſſe, tief bewegt von politiſchen Kämpfen,
inneren ſtaatlichen Kriſen, nicht arm an bedeutenden hiſtoriſchen Geſtalten, ein
bedeutſames Stück der Krankheitsgeſchichte des deutſchen Reichskörpers, nahe der
Wende zweier großer Zeiträume, des ſcheidenden Mittelalters und der hervor—
dämmernden Nenzeit.
 
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