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Zeitschrift für allgemeine Geschichte, Kultur-, Litteratur- und Kunstgeschichte — 2.1885

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Gebhardt, Bruno: Zur Geschichte des deutschen Bauernkrieges
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https://doi.org/10.11588/diglit.52690#0849

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Zur Geſchichte des deutſchen. Bauernkrieges. 837

ſo viel Bauern zuſammen, daß die Aufrührer, ſo geſtärkt, von der
demütigenden Strafe nichts mehr hören wollten, und ſchon 2 Tage
darauf'erklären die verſammelten Scharen, daß ihre Delegierten
die Lrteilten Vollmachten überſchritten hätten und ſie die Verträge
nicht als allgemein rechtskräftig anſähen. Noch einmal untexziehen
ſich die Schaffhauſener der Vermittelung, aber bald müſſen ſie
nach Radolfzell berichten, daß ſie „nüntz fruchtbars geſchafft“.
Aul 16. Seplember berichtet dann der Ausſchuß, der indes ſeinen
Sitz nach Engen verlegt hat, nach Innsbruck, daß die Meldung
von der gänzlichen Stillung des Stühlinger Aufſtandes verfrüht
war, daß die Sache noch guf demſelben Punkte wie vorher ſteht,
Und' daß'es jetzt wohl nötig ſei, mit der That einzuſchreiten. Er
glaubt zwar nicht, daß ein großes Heer dazu notwendig ſein werde,
macht aber doch ſchon die Bemerkung, daß „allerhand ſeltzſamer
Pracktiken mit den Schweitzern, Franzoſen und ſonderlich Wirten—
bergern im Handl ſchweben“.

Dabei war die Waldshuter Affaire nicht einen Schritt weiter
vorgerückt, und hin und her flogen die Berichte über die reſultat—
lofen Unterhandlungen. Immer ernſter und gefahrdrohender wird
aber auch das Auftreten Herzog Ulrichs, und der Ausſchuß zu Engen,
der unletm 20. September von Innsbruck aus den Befehl erhalten
haͤtte, die Bewegungen des Herzogs ſoxrgfältig zu beobachten, berichtet
ſchon 3 Tage fpäter, daß im Schloſſe zu Twiel cjetzt Hohentwiel)
„bis in 506 ſtark zu Roß und zu Fuß“ ſeien und ſich von Tag
zu Tag verſtärken. „Darzu hat er (der Hexzog) eine große Summa
und Anzal Profand hinuf gebracht; zuſambt ſolchem allem hat
er ein eignen Gießer, der das Kupfer, davon wir Euch geſchriben
haben, yetzo alles geußt, und traben ſeine Reuter allenthalb durch
das Hegem aus und ein. Nymand darff ihnen, dieweil man deß
kein Bebelh hat, niht thun, und müſſen alſo wiſſentlich, daß er
ſein Praktik unter den Bauern macht, diſes an ſich zugeben.“

Anſtatt nun mit Aufgebot aller verfügbaren Kräfte raſch vor—
zugehen, ordnet die Innsbrucker Behörde immer neue Unterhand—
tungen an, fordert immer neue Bexichte ein und gibt die Hoffnung
auf' friedliches Beilegen der Zwiſtigkeiten immer noch nicht auf.
Die angeordneten Rüſtungen und das Flüſſigmachen der notwen—
digen Geldmittel gehen nalürlich auch aufs langſamſte vor ſich, und
ſofiſt es kein Wunder, daß, dank der regen Agitation, der Auf—
ſtand bald um ſich greift und ſchon Anfang Oktober der Hegau
in vollen Flammen ſteht. Unter demſelben Datum ſchreibt auch
ſchon die Stadt Freiburg i. B. an Ritter Wolfgang von Hürn—
héim, daß es in Herzog Ulrichs Abſicht läge, einen Bundſchuh
aufzurichten, und nun fordert die öſterreichiſche Regierung in Würt—
temberg Hilfe beim ſchwäbiſchen Bunde.

Es iſt unleugbar, daß die Einwirkung Herzog Ulrichs nicht
 
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