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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 2.1885

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Der hl. Ernst, erster Abt des Klosters Neresheim, [2]
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Hofele, Engelbert: Nachtrag zu den Artikeln „Die Geistlichen und der Gottesdienst an der ehemaligen herzoglichen Hofkapelle zu Stuttgart“, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20206#0064

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solcher Katholik betreibt gewiß eine schlechte Kaufmannschaft
und wird weder Gewinn noch Ehren einschieben. Ihm mangelt
der Ernst des Glaubens, und diesen hl. Ernst findet er eben-
falls in keiner Geschichte und in keiner Legende, da es ihm
nicht Ernst ist, ihn zu finden. Er wirkt vielmehr wie die
Türken in Corozaim, als sie in den Gedärmen des hl. Ernstes
wühlten; auch er wühlt iu dem inneren Leben der Kirche,
aber nicht zu ihrem, sondern zu eigenem Schaden.
Nach dem Tode des heiligen Abtes wurde ein anderer
gewählt; das Kloster blühte trotz der mannigfachsten Leiden
und Drangsale immer mehr und mehr empor und war stets
wie sein erster Abt, ein unverdrossener Verteidiger des katho-
lischen Glaubens. Seit 1802 ist diese Verteidigung seitens
der Söhne des hl. Benedikts zwar aufgehoben, aber auch die
gewaltigen Klostergebäude mitsamt der sehenswerten Kirche sind
für das ganze Härdtsfeld eine fortdauernde Predigt, den katho-
lischen Glauben hochzuhalten und ihn nicht den verflachenden
Zeit-Ideen zu überlassen. An dieser Predigt können immer
alle Härdtsfelder teilnehmen, da der Predigtstuhl ganz frei
und offen vor ihnen steht und ihnen stets zürnst: Etwas
Festeres und Unzerstörbareres giebt es nimmer, als die katho-
lische Kirche; sie hat schon viele Reiche überdauert und wird
noch viele überdauern.

Nachtrag zu den Artikeln „Die Geistlichen und
der Gottesdienst an der ehemaligen herzoglichen
Hofkapelle zu Stuttgart".
Nr. 6, 7 u. 8 d. Bl., Jahrg. 1884, betr. die von Herzog Karl
versuchte Berufung des ?. Jldephons Schwarz von
Bamberg, der Zierde des Benediktiner-Stifts
Banz. Die zwei diesbezüglichen hochinteressan-
ten herzoglichen Schreiben.
.Von Or. Hofele.
Wie wir in den mit allgemeinem und hohem Interesse
gelesenen, oben zitierten Artikeln des „Diözesan-Archivs" er-
fahren, faßte seit 1782 Herzog Karl den Plan, Klostergeist-
liche an seinen Hof zu berufen, weil sie, wie er sagte, „mehr
Muße haben und an ihren Bibliotheken und den mit den
Klöstern verbundenen öffentlichen Lehrstellen mehr Hilfsmittel
und Veranlassungen hätten, als die Weltpriester, in den Wis-
senschaften weitere Fortschritte zu machen".
Neben und nach den genannten wirklich an die herzog-
liche Hofkapelle berufenen Klostergeistlichen verdient noch die
versuchte Berufung des gelehrten und gefeierten U. Jldephons
Schwarz aus dem Benediktiner-Stift Banz und zwar etwas
einläßlicher nachgetragen zu werden. Im dritten Bande
seines für damals bedeutenden, zwar vom Geiste der Kant'schen
Philosophie angehauchten „Handbuchs der christlichen Religion",
(Bamberg und Würzburg, 1800) findet sich am Schluffe eine
ausführlichere Lebensbeschreibung des Verfassers von Othmar
Frank, Benediktiner und Professor der Theologie zu Banz,
der wir folgende einschlägige Notizen entnehmen. Karl Josef
wurde den 4. Nov. 1752 zu Bamberg geboren, wo sein Va-
ter Christian Wilhelm Schwarz Professor der Medizin, fürst-
licher Leibarzt und Hofrat war. Frühzeitig entwickelteil sich
seine glücklichen Geistesgaben. Dazu ließ man es zu Hause an
keinem Mittel fehlen zur tüchtigen Ausbildung seines Geistes und
Herzens. Im neunten Jahre hatte er die lateinische Sprache
in solchem Grade gefaßt, daß er ausgesuchte Schwierigkeiten
in auswendigen Aufgaben behend zu lösen wußte. Im zehn-
ten Jahre trat er schon in die Klasse der Grammatik am

Gymnasium zu Bamberg, wo damals Jesuiten lehrten. Hstn
machte er schnelle Fortschritte in der lateinischen und griechi-
schen Sprache und in den schönen Künsten und trug manche"
Preis davon. Man bildete seinen Geist an den besten alten
Klassikern. Dazu lernte er die französische Sprache und las
die damals vornehmsten deutschen Schriftsteller. Nach Vollen-
dung des ersten philosophischen Kurses im 16. Lebensjahre
trat er in das Benediktiner-Stift Banz, indem er sein be-
trächtliches Vermögen seinen Verwandten überließ und nur
einen geringen Teil samt der reichen Bibliothek seines Vaters
und was das beste, sich selbst dem Kloster schenkte. Den
15. August 1770 legte er die Klostergelübde ab und erhielt
zum Professor der Philosophie und Theologie den k. ColuM-
ban Röffer, den nachmaligen berühmten Professor der Philo-
sophie an der Universität zu Würzbnrg, sowie den um die
katholische Litteratnr Deutschlands sehr verdienten k. Plazidns
Sprenger. Im Jahre 1772 wurde U. Jldephons selbst zum
Professor der Philosophie und Mathematik und nachher der
Theologie ernannt, welche Wissenschaften er ununterbrochen
15 Jahre lang bis zu seinem Tode mit Auszeichnung dozierte-
Über seine Beeinflussung durch die damals noch so bestechende
Kant'sche Philosophie schreibt sein Biograph: Er drang unver-
drossen in das Lehrgebäude des Königsberger Philosophen/
lehrte selbst nach dessen Grundsätzen, die er zuweilen nur mil-
derte oder ihnen eine andere Wendung gab. Weniger gefielen
ihm seine letzteren Schriften." Gern beschäftigte er sich mit
empirischer und praktischer Psychologie, wohl wegen ihres
großen Wertes für Moral und Pastoral. Mathematik hielt
er für unentbehrlich in jedem Stande, studierte sie stets mit
Vergnügen, zeigte ihren ansgebreiteten Nutzen und las fast
über alle Teile derselben. In der Physik ging er mit den
neuesten Versuchen und Entdeckungen fort und machte dabe:
schöne religiöse Nutzanwendungen, so daß auch von ihm gist,
was Pellisonius von Leibnitz sagt: Lx (Eeidnitrüi) mscll-
tnlioniduZ tnntum reli^ionis relucere, ex cxuo et
intentio nnimi optimn et 8cop>us justus ntcxue purus P>ec-
tuscxue integrum elueent. Geschichte der Philosophie und
Theologie studierte er mit eigener Kritik aus den Quellen, die
ihm offen standen. Besonders reich war er bei jeder Materie
an Citaten anderer Schriften, die er immer selbst gelesen
hatte. Beständig war er bemüht, Harmonie und schwesterliche
Eintracht zwischen Bibel und Vernunft zu stiften. Er benützte
fleißig die klassischen Schriftsteller Griechenlands, Homer, Thn-
cydides, Xenophon rc. und besonders den alexandrinischen Phil"
und Josephus. Zu kulturhistorischen Studien las er die
neuesten Reisebeschreibungen. Auch seine Geschichte der Mensch-
heit, die er als Professor der Philosophie vortrng, konnte
man bis zu einem gewissen Grade als Vorbereitung zum 2st-
belstudium betrachten. Mit der exegetischen Behandlung eines
jeden Dogma verband er die historische und philosophische. Er las
die Schriften der meisten Religionsgegner; aber „je mehr ich lese,
sagte er, „desto mehr finde ich das wahre Christentum bestä-
tiget." Überzeugt, daß alle Wissenschaften mit einander anss
engste verbunden, vernachlässigte er keine, bereicherte er sich
mit den Schätzen aller, gab ihnen durch seinen philosophischen
Geist Leben und Kraft und schritt nach dem neuesten Stande einer'
jeden fort. Als Professor erlernte er noch die englische Sprache
von einem geborener: Britten, ?. Maurus Mac-Donald "N
Schottenkloster zu Würzbnrg, der sich lange im Kloster BanZ
aufhielt. Im Jahre 1787 gab er eine Übersetzung einer eng-
lisch geschriebenen Geschichte von Ausgaben und Übersetzun-
gen der Bibel in die lateinische Sprache heraus, die er mit
vielen gelehrten Noten und Citaten bereicherte. Wie die laten
 
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