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Beck, Paul [Editor]; Hofele, Engelbert [Editor]; Diözese Rottenburg [Editor]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 2.1885

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Holzherr, Karl: Zur Geschichte des früheren Karmeliterklosters in Rottenburg a. Neckar, jetzt Priesterseminar, [4]
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Beck, Paul A.: Zur Säkularisationsgeschichte Schwabens: eine Reliquie von Gregor Thomas Ziegler von Kirchheim (Ries), Prior des Benediktiner-Reichsstifts Wiblingen, Professor und Domprediger zu Wien und Bischof von Linz
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https://doi.org/10.11588/diglit.20206#0035

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funken einen Einfall in die Grafschaft Hohenberg, befehlen
Ulenburg am 11. Febrnar, nnd der Herzog Friedrich von
Württemberg ließ sich von allen Bewohnern den Huldigungs-
^ leisten. Am 2. Oktober wurden die Karmeliter ans ihrem
'Heller vertrieben, ein württembergischer Verwalter, Joh.
Hichtner, bezog mit Weib und Kindern das leere Gebäude
// sequestrierte die Güter. Am 18. September, nach der
Gelacht bei Nördlingen, zog derselbe eilends wieder ab und
Prior mit seinen Brüdern, die an verschiedenen Orten
Zuflucht genommen hatten, kehrten ins Kloster zurück.
TD erlittene Schaden wurde auf mehr als 5000 fl. geschätzt.
neuer Überfall erfolgte am 5. April 1638 vor: den schwe-
Hicheu Obersten von Kallenbach und Nassau, und als sie am
, ü April nach schrecklichen Mißhandlungen und Erpressungen
feder abziehen mußten, plünderten sie vorher alle Klöster,
' ^'chen und Bürgerhäuser rein aus.
. Das schwerste Unglück kam aber durch Brand. Am
H - August 1644 brach Nachts 2 Uhr in eines Bäckers Haus
H Nr Marktgasse eine Feuersbrunst aus, welche die ganze
ZHdt mit Ausnahme des Spitals und weniger Häuser in
s legte. Auch das Karmeliterkloster verbrannte, und von
Zuer Kirche blieben blos der gewölbte Chor und die St. Jo-
Mniskapelle stehen. Die Brüder wurden einstweilen in ver-
> Nedeuen Häusern untergebracht, einige auch zur Sammlung
Fn Beisteuern zum Wiederaufbau ausgesandt. Der Neubau
^Urde erst 1653 unter dem Prior P. Balthasar begonnen und
'Hr ausgezeichneten und hochverdienten Prior P. An-
Hchs zu Ende gebracht, nachdem das Kloster 24 Jahre in
Wunnuern gelegen war. Am 1. August 1868 vollendete der
flH^rermeister Christian Holzherr die Mauern der Kirche, und
Zimmermann Georg Egenter setzte am 19. August das
fsZch aus. Aber erst 1693 war man mit der Wölbung der
^Hcken zu Ende gekommen. Am 2. September 1674 wurde
- neu^-haute Kirche mit ihren 10 Altären vom Generalvikar
Bischofs von Konstanz Georg Sigismund Wendel-
Hu, Weihbischos von Heliopolis i. p. inll, aus Rottenburg
/ '^Aig, feierlich geweiht. Für den Bau und die Ausschmückung
W Küche waren sehr bedeutende Beiträge vom benachbarten
don der Geistlichkeit und Bürgerschaft in Rottenburg
ätztet worden.
^ > Anfangs hatte jedoch die Psarrgeistlichkeit in Rottenbnrg
Zs Durchaus nicht freundlichem Auge den Wiederaufbau des
Z/llers und seiner Kirche mitangesehen. Der Pfarrer zu
- Martin, Christoph Edelmann, und der Stifts-
^ ^lger in Ehingen, Fetsch, hatten wiederholt von der
DMel verkündet, die Karmeliter hätten nicht das Recht, in
^ Ü Kirche für die Pfarrangehörigen zu predigen und der
//PP Pves Gottesdienstes an Sonntagen könne nicht als
^^Hung des Kirchengebotes gelten. Dagegen, beriefen sich
M ^Krmeliter auf ihre Privilegien und verklagten die beiden
^.//'geistlichen endlich sogar in Rom. Es kam so weit, daß

P

^ünann und Fetsch durch ein Monitorium des päpstlichen

^^tonotars Acciajoli mit Androhung einer Strafe von 500
HUkaten im Unterlassuilgsfalle nach Rom zur Verantwortung
/geladen wurden am 23. August 1668, was ihnen durch
/Notar Garb eröffnet wurde. Der Stistsprediger gab so-
nach und entschuldigte sich mit Unkenntnis der betroffen-
es Privilegien des Klosters. Pfarrer Edelmann dagegen
/Be nach Konstanz, um sich dort mit dem Bischof zu be-
(Hen. Der Bischof schrieb in vermittelndem Sinne und durch
Z/schreiten des Karmeliterprovinzials wurde der Streit gütig-
^ beigelegt in der Hauptsache zu Gunsten der Karmeliter,
wichtiger noch als der Wiederaufbau des Klosters war

die geistige E r neue r u n g oder Reformation des Konvents
durch die Einführung einer strengeren Ordensregel. Die von
der hl. Theresia in Gemeinschaft mit dem hl. Johannes vom
Kreuz 1568 für die Karmeliterklöster gestiftete oder vielmehr
verbesserte Ordensregel wurde in den meisten Karmeliterklö-
steru so auch in dem zu Rottenburg 1651 durch den General-
kommissär, P. Gabriel, eingesührt. Die segensreichen Früchte
zeigten sich alsbald. Der. Eifer in Befolgung der Gelübde
und in dem Streben nach sittlicher Vervollkommnung, in Ver-
waltung des Predigtamts und in würdiger Feier des Gottes-
dienstes war groß, auch die Studien in den klassischen und
theologischen Wissenschaften Llüten, und das Kloster stand
hoch in Ansehen und Beliebtheit in der Nähe und Ferne.
Fast überreiche Liebesgaben und Stiftungen wurden infolge
des guten Rufes an: Ende dieses Jahrhunderts dem Kloster
zu teil, die zur großartigen Ausschmückung der Kirche und
auch zum Ankauf wohl gelegener Güter verwendet wurden.
Ünmittelbar nach dem Wiederaufbau im Jahre der Ein-
weihung 1674 zählte das Kloster 7 Patres, 7 studierende
Kleriker, 6 Laienbrüder; unter den letzteren waren mehrere
Künstler; so war der Bruder Ägidius ein sehr geschickter
Maler, der alle Altargemälde in der neuen Kirche ge-
malt hatte.
Im Jahr 1693 wurde mit Genehmigung des Konstanzen
Geueralvikars Johannes Blau eine Reduktion der vor dem
Orienten Konzil gestifteten Messen und Jahrtäge in der Weise
vorgenommen, daß mehrere je zu einer Feier vereinigt wurden.
Achtzehntes Jahrhundert. Auch dieses Jahr-
hundert brachte dem Kloster große Uuglücksfälle, jedoch blieb
es in günstigen Vermögensverhältuisseu, erfreute sich vieler
Stiftungen und Vermächtnisse und verwandte dieselben großen-
teils zürn Wiederaufbau des Klosters und der Kirche nach
dem zweiten großen Brande und zur prachtvollen Aus-
stattung der Kirche. Auch die inneren Zustände werden als
erfreuliche geschildert, die Klosterregel wurde eifrig befolgt,
die Wissenschaft gepflegt, die Bibliothek bereichert, die Schule
stand in gutem Rufe. Besondere Pflege und Liebe wandte
man auch den schönen Künsten zu und das Kloster besaß auch
in diesem Zeiträume ausgezeichnete Musiker, Maler, Bildhauer
und Bauverstäudige. (Schluß folgt.)

Zur Säkular isakronsgeschichte Schwabens.
Eine Reliquie von Gregor Thomas Ziegler von
Kirchheim (Ries), Prior d e s B e n ed iktin er - R ei ch s -
stifts Wiblingen, Professor und Domprediger
zu Wien und Bischof von Linz.
MitgetM von Amtsrichter Beck.
„Die Studien und Mitteilungen aus dem Benediktiuer-
orden" veröffentlichen nachfolgenden Brief Zieglers, welchen
wir unfern Lesern nicht vorenthalten zu sollen glauben und
welchem wir folgende Bemerkungen vorausschicken:
Gregor Thomas Ziegler, geb. den 7. März 1770 zu
Kirchheim im jetzigen württembergischen Oberamte Neres-
heim mit dem Taufnamen Thomas Aqu., legte den 26. April
1791 im Benediktiner-Reichsstifte Neresheim Profeß ab und
wurde den 25. Mai 1793 znm Priester geweiht. Bis 1801
widmete er sich dem Lehrfach zuerst im Kloster, dann zu
Konstanz und zuletzt von 1798—1800 zu Freiburg i. Br.,
woselbst er in der Theologie doktorierte. Von 1801 an war er
Prior des Klosters Wiblingen; mit dem größten Schmerze mußte
er alle seine unzähligen Bemühungen um Erhaltung seines
 
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