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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 2.1885

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Das altehrwürdige Franziskanerinnen-Kloster Kaufbeuren und die Seligsprechung der ehrwürdigen Kreszentia, [4]
DOI Artikel:
Giefel, Joseph Anton: Kleinere Beiträge zur schwäbischen Kirchengeschichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.20206#0079

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75

Kunden". „Der bloße Anblick der Meisterin", bekennt eine
^"re Schwester, „war mir ein fortwährender Unterricht der
Sanftmut und Liebe". Sie war stets bereit, ihre
w^"chen Töchter zu belehren, zu trösten und mit sanfter
^ ? und unerschütterlicher Geduld ihnen alles schwere zu er-
sfti'n. Daher hegten alle das größte Vertrauen aber auch
s ^furcht gegen sie. Sie besaß in seltenem Grade die
fts traurige und kleinmütige Seelen aufzurichten. Unanf-
len - betete sie für ihre Zöglinge, von deren See-
liw ^ Rechenschaft zu geben, mit den Worten des gött-
n,ei^ Meisters: „Heiliger Vater! erhalte sie in Deinem Na-
^ M Dni mir gegeben hast; denn sie waren Dein, und
^ nur gegeben". Mit dieser wahrhaft mütterlichen
t>erhand sie im schönsten Ebenmaße kluge Wachsamkeit
heilsame Strenge. „Kreszentia wachte sehr — bekennt
i^?^ester Josefa Anger — über uns Novizen und sah fleißig
unseren Arbeiten und unserem ganzen Thun und Lassen;
yO ^?un man am wenigsten daran dachte, stand sie da, als
P n sie aus der Erde käme". Den größten Nachdruck legte
^si die gute Meinung und die Vergegenw ärti-
Eottes, sowie aus die Übung der Abtötung,
die Axt an die Wurzel legen und sich helden-
^ ft^g überwinden; mit einem einzigen solchen Akte komme
sa/ ^ftier als mit hundert gewöhnlichen. Als ersten Grund-
es. sie den Anfängern den alten Weisheits-Spruch
ly ^ "besiege dich selbst!" Scharf bekämpfte sie die bekannte
^ mPfindlichkei t. „Ist das Demut und Nach-
Christi? Eigenliebe und Stolz verursachen euch diese
eriln ^ ^ Empfindlichkeit; ihr müsset sie mit allem' Fleiße
^nn sie sind Todfeinde der wahren Tugend." Die
diel >u kleinen Abtötungen der Sinne und des Willens seien
flws ^schtiger und nützlicher als Geißelungen und süße Ge-
Andacht. Mit aller Kraft drang sie auf männliche,
fül,w T^.^^derleugnung errungene Tugend, nicht auf Ge-
zy?^'vmmigkeit. Viele geistliche Personen gelangen nicht
sechs? ^ und höchster Vollkommenheit, weil sie sich nicht ganz
ihy»!, sierleugnen, sondern thörichterweise eine kleine Partikel
Herzens sich Vorbehalten wollen. Mehr kraft höheren
He,-natürlicher Menschenkenntnis durchschaute sie die
in ihren geistlichen Lehrstunden, ihrer sog. christ-
hiell und Tugendschule, die sie stets mit ihren Novizen
si^te der hl. Geist, den sie inbrünstig angerufen, durch
>D^ud. Zum Schluß hier noch einige solche erleuchtete
sin- nach denen sie heiligmäßige Ordensfrauen erzog,
doy Östliche und weltliche Erzieher. „Die Werke, welche
dx^siuemand gesehen werden, muß man mit besonderem Eifer
iß .-Men. Wenn schon die Arbeit an sich gering und schlecht,
sie ^ es doch nicht vor dem allsehenden Auge Gottes, wenn
Ae^?) ^ gute Meinung groß gemacht wird und aus reiner
Esm Lottes geschieht. Lieben ist besser als reden. Bei Zu-
lyü M von Novizen muß man nicht auf Reichtum an Ver-
ih^ ^ sondern an Tugenden sehen. Jede Novizin muß nach
llüb,- ^emderen Eigenschaften, Bedürfnissen und göttlichen
Mgen auch besonders geleitet werden."
(Fortsetzung folgt.)
Reinere Verträgezur schwäbischen Rirchen-
^ grschichtr.
Bon Sekretär vr. Giesel.
^1) Die Schloßkapelle zu Falkenstein.
^ie Oberamtsbeschreibung Geislingen heißt es S. 179:
^uplanei zu Donzdorf wurde von Margareta von Rech-

berg und ihren Söhnen, Georg und Veit von Nechberg, im
Jahre 1506 gestiftet. Wahres und falsches ist in dieser An-
gabe gemischt. Margareta von Rechberg, geb. Freiin zu
Stöffeln, und ihre Söhne Jörg und Veit stifteten im Jahre
1506 mit Bewilligung von Abt Johannes und Konvent des
St. Martinsklosters zu Brenz-Anhausen eine ewige Messe in
die Maria Magdalenenkapelle auf Schloß Falkenstein bei Det-
tingen, Oberamts Heidenheim. Im Jahre 1603 nun über-
ließ Bischof Heinrich von Augsburg das ihm nach Aussterben
der männlich Rechbergischen Linie aus Schloß Falkenstein zu
freier Verfügung gestellte Patronatsrecht der Schloßkapelle zu
Falkenstein dem Kaspar Bernhard von Rechberg als nächsten
Agnaten und im Jahr 1644 gestattet er ihm sogar die Trans-
ferierung der Kaplanei von Falkenstein, das inzwischen in
evangelische Hände gekommen war, nach Donzdorf beziehungs-
weise Schloß Hohenrechberg zunächst auf zehn Jahre mit der
ausdrücklichen Bestimmung, daß, wenn die Burg Falkenstein
wieder in katholischen Besitz gelange, die Kaplanei auch wieder
dorthin zu verlegen sei.
2) Zur Reformation.
Im Jahre 1535 erging ein Befehl des Herzogs Ulrich
an alle Ämter des Herzogtums „alle Monstranzen, Kelche,
auch andere Kirchengesäße, Ornate re. von Gold und Silber,
ausgenommen Meßgewänder, Levitenröcke, Manipel, Kreuze
auf den Meßgewändern, so von gewobenem und gezogenem
guten Golde oder wie man es nennt, von goldenen Stücken
gemacht", zu inventarisieren und die Verzeichnisse nach Stutt-
gart einzusenden. Den einzelnen Pfarrkirchen wurden ein
oder zwei Kelche belassen. Alles übrige wurde zu Geld ge-
macht oder wanderte in den Schmelztiegel. Wie vieles von
künstlerischem oder historischem Werte ging hier verloren! So
heißt es in dem Verzeichnis des Amtes Urach: „Item ain
Roßbämlin, ist von luterm Ducatengold gemacht". Es ist
damit nichts anderes gemeint, als die goldene Rose, die Graf
Eberhard im Bart bei seiner Romfahrt 1482 „wegen seiner
Ergebenheit gegen den hl. Stuhl und als Lohn für seine ge-
fahrvolle Reise zu demselben" erhielt. Der Graf schenkte in
der Folge diese Rose der von ihm 1477 zum Stift erhöhten
Amandnskirche in Urach.
Sehen wir uns aus den vielen Verzeichnissen eines näher-
em, z. B. das des Amtes Tübingen. Hier wurden
u) in der Stiftskirche ausgehoben: Ein großes höl-
zernes Kreuz, mit Gold überzogen und einem goldenen in Edel-
steine und Perlen gefaßten Salvator.
Ein vergoldetes silbernes Kreuz mit einem breiten Fuß,
worin etliche Partikel vom hl. Kreuz mit vier guten Steinen
befestigt waren. Auf dem Rücken befand sich ein gestochenes
Kreuz mit den vier Evangelisten.
Zwei versilberte hölzerne Kreuze mit dem Salvator und
auf dem Rücken Gottvater auf eineiü Regenbogen sitzend und
die vier Evangelisten.
Eine vergoldete silberne Monstranz mit einem hohen
Thürmlein, aus beiden Seiten mit Darstellungen des engli-
schen Grußes versehen.
Eine große hohe silberne Monstranz, teilweise vergoldet,
oben ein Kruzifix.
Ein silbernes „künstlich geblümtes und geschmelztes Becher-
lein", steht auf einem Fuß und ist mit einen: Deckel ver-
sehen, auf dem ein vergoldetes Kruzifix angebracht ist.
Ein viereckiges silbernes Agnus Dei, auf dem Rücken
der Salvator unter dem Kreuze stehend.
Zwei ganz silberne Rauchfäßer mit silbernen Ketten.
 
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