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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 2.1885

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Das altehrwürdige Franziskanerinnen-Kloster Kaufbeuren und die Seligsprechung der ehrwürdigen Krescentia, [1]
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Giefel, Joseph Anton: Zur Geschichte der Minoriten
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https://doi.org/10.11588/diglit.20206#0007

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Hunderts annahm und stets strenge sesthielt. Denn in einer
Urkunde von 1443 werden schon die „andächtigen Schwestern,
die Meisterin und der Convent 3. UranciZci tertine re^ulne
im Mairhof" genannt. Das Chorgebet bestand wie heute noch
von alters her in den marianischen Tagzeiten. „Die Schwe-
stern haben zu Lob und Ehre der Hochlobsamen Jungfrau
Maria ihren Kurs nach Römischer Ordnung". (Visitations-
rezeß von 1510.) Eigentliche Klausur, s. g. „scharfer Be-
schluß" war nicht. Sie durften bisweilen mit Erlaubnis)
der Oberin eine Wallfahrt machen (so erzählt man noch in
Oberschwaben von der Wallfahrt der Ehrwürdigen Krescentia
zur Guten Betha nach Reute), christliche Liebesdienste ver-
richten rc. Im Kloster beschäftigten sich die Schwestern neben
dem Haushalt mit Handarbeiten, besonders noch zur Zeit der
Krescentia mit Weberei, Hostienbäckerei rc?) Die Oberin
(vor Alters Meisterin genannt) wurde vom Konvent frei
gewählt und vom Provinzial der oberdeutschen Franziskaner-
provinz bestätigt. Nach den alten Verzeichnissen waren die
meisten Schwestern ans Schwaben, einzelne aus Württemberg
(bis heute), Schweiz rc. „1679, 25. Februar starb Veronika
Müller aus Rottenburg, nachdem sie ihren Mitschwestern wor-
den zu einem Spiegel der Geduld und Mortisikation". Durch-
schnittlich waren es 15-25. Das Kloster stand nur in or-
ganischem Verbände mit dem Franziskanerorden und hatte
keine Filialklöster. Nachrichten über Verfall der klösterlichen
Disziplin finden sich nicht, wohl aber günstige Urteile aus
verschiedenen Zeiten. Auch am Ende des vorigen Jahrhun-
derts erklärte der Weihbischof von Augsburg, „daß das Klo-
ster mit vollem Rechte als die blühendste Anstalt religiöser
Frömmigkeit und Vollkommenheit genannt werden könne und
müsse".
In den Urkunden (im Archiv nicht vollständig) finden
sich folgende Oberinnen:
Anna von Hof, Gründerin und erste Oberin nach Tradit.
Adelhaid, die Tröstin, 1302. Elsbeth 1378. Anna Bützin,
Meisterin (vor 1450.) Barbara Abelin dito um 1450. Anna
Scherrichin (1452—81 ?). Barbara Münichin c. 1487.
Anna Schyenbögin 1489. Anna Linderin bis ca. 1519, unter
der Kaiser Max das Kloster besuchte (10. Mai 1511). (Der
Weg zum Kloster vom Markte, wo er ein eigenes Haus von
Sigmund von Freiberg zum Eisenberg 1504 gekauft, noch
das Kaisergäßchen.) „Darauf hat er das Gotteshaus und Kloster
St. H-rancisci bei uns und allen Bau ordentlich nach einander
besehen und zuletzt die Schwestern alle ins Refectorinm be-
rufen und ihnen sagen lassen, wann sie Gebrech, Mangel oder
Ueberlast hätten, so wolle sich Se. Majestät dermaßen halten,
daß sie verstehen sollten, daß er ihr gnädiger Herr sein wolle.
Und auf das hat Se. Kaiserl. Majestät seine Hand der
Mutter und den Schwestern allen sanstmütiglich geboten,
sich in ihr Gebet demütiglich befohlen und ist also ehrsam-
lich abgeschieden"?) — Regina Kirchmayerin ans Landsberg,
um 1545—55, unter ihr die obigen Reformationsnmtriebe.
Katharina Hälin c. 1562. Magdalena Mülichin bis 1582,
„unsere recht liebe Mutter ist aus dieser Zeit verschieden den
15. wag Augusts wie ein Kind in der Conventstube auf ei-
nem Sessel". — Euphrosyna Röttin 1582—84. Ursula
Freyin um 1586—1609. Barbara Schwärtzin ch 1638.
Anna Freyin ch 1656. Klara Fältlin 1656—58. Sophia
Nethin aus Kausbeuxen, Tochter des Klosterpslegers, 1636
") »NanuMidus exercitiis et Igworidus reNZiosLe prokessioin con-
Aruis post spiritualis. rite perrrctL iliästssso stuäio eonsuiriMg.uctis
solertes intsnt-rs«. ketr. Luev. eectss.
U Klosterarchw.

eingekleidet „war sie gegen 30 Jahre eine sehr sorgfältige und
das Kloster zu verbessern emsige würdige Mutter", ch 1686.
Theresia Schmidin 1698—1707. Johanna Altvögerin 1707—
1741, „des Convents höchst sorgfältige sowohl in zeitlichen
als geistlichen Dingen sehr rüstige und würdige Mutter",
unter ihr die Altäre erneuert und wertvolle Kirchengeräte an-
geschafst. — Krescentia Hössin ans Kaufbeuren
(1741—1744.). Anna Noth dito 1744. Joachima Köglin
aus Denklingen 1744—69. Rasaela Müllerin aus Jengen
1769—99. Elisabeth Jblin aus Marchthal 1799—
1822. Josepha Brentano aus Augsburg 1822—27. Fran-
ziska Wiedemann dito 1827—32. Thekla Mannostetter dito
1832—43. Theresia Weinmayer dito 1843—74. Joachima
Büchele. (Forts, folgt.)

Zur Geschichte der Miuvriten.
Von Dr. Giesel.
Zwei Canones der Synode von Vienne 1311 sind gegen die
Beghinen gerichtet, welche 100 Jahre nach ihrer Entstehung
vielfach von den Schwärmereien der Brüder und Schwestern
des freien Geistes, der Fratricellen und anderer spiritualisti-
schen Ketzer angesteckt worden waren. Hefele, Concilienge-
schichte 6, 480 f. Ein gewaltiger Verteidiger der auch von den
Beghinen vertretenen Lehre: „Christus und die Apostel hätten,
den Weg der Vollkommenheit wandelnd, kein Eigentum be-
sessen, weder gemeinschaftlich noch jeder für sich," erwuchs ih-
nen an dem Minoritenorden. Dieser hatte sich 100 Jahre
seit seinem ersten Erscheinen (ca. l219) in Deutschland stark
ausgebreitet und besonders in Südwestdeutschland gab es kaum
eine größere Stadt, die nicht ein Franziskanerkloster aufzu-
weisen gehabt hätte. Der rasche Aufschwung dieses Ordens
und seine reiche Ausstattung mit päpstlichen Privilegien führte
zu Ausschreitungen und Uebergriffen desselben, so daß schon
Bischof Bruno von Olmütz auf dem zweiten Konzil zu Lyon
1273 folgendes Urteil über den Orden abgiebt: „Durch die
Dominikaner und Minoriten würden die Pfarrer und ihr
Gottesdienst beeinträchtigt; man ziehe diese kurzen, schnellen
Messen dieser Mönche vor und versäume den Psarrgottes-
dienst. Auch seien dieselben gewöhnt, bei jeder Gelegenheit
größere Ablässe zu erteilen als der Papst und die Bischöfe,
was nicht nur den Pfarrkirchen sondern den Reisen nach Rom
Abbruch thue. Fast alle Pastoration sei in den Händen dieser
Mönche, das Beichthören, der Krankenbesuch und das Be-
gräbnis und auch in den Testamenten der Gläubigen würden
nur mehr sie bedacht." Hefele l. c. 113. Eine Rheimser
Provincialsynode vom Jahre 1287 wurde geradezu durch die
Uebergriffe der Franziskaner und Dominikaner veranlaßt. —
Daß auch in Süddentschland und speziell in Schwaben
ein heftiger Kampf zwischen dem Minoritenorden und dem
Pfarrklerns und den anderen Orden sich erhoben hatte, zeigt
eine bisher unbekannte für die Geschichte der Franziskaner
wichtige Urkunde des Klosters Weingarten vom Jahre 1321
(K. Haus- und Staatsarchiv in Stuttgart). Dieselbe ist vom
Leutpriester und Cantor der Züricher Kirche als Richtern
.der Diözese Konstanz im Aufträge des Papstes an den Abt
von Weingarten gerichtet und enthält ein Schreiben Jo-
hann' XXII. an den Abt von Weingarten sowie an den
Leutpriester und Cantor der Zürcher Kirche Us dato Avig-
non 6. Dezember 1320. In diesem Schreiben ist ausgeführt,
daß der Guardian und die Brüder der Constanzer Mino-
ritenkonvente dem Papste bittlich dargethan haben, wie der
 
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