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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 2.1885

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Hofele, Engelbert: Nachtrag zu den Artikeln „Die Geistlichen und der Gottesdienst an der ehemaligen herzoglichen Hofkapelle zu Stuttgart“, [1]
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Roth, Rudolf: Die Einführung des Christentums im ehemaligen Nibelgau, [1]: die St. Martinskirche in Leutkirch, die Mutterkirche dieses Gaues und die Entstehung von Leutkirch
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https://doi.org/10.11588/diglit.20206#0065

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9nechische, hebräische, syrische, französische und englische
lR hatte er sich auch die italienische in vorzüglichem
la/?/.eigen gemacht.

Zur katholischen Litteratur Deutsch
iens^ ^^sbrte er gründliche philosophische und theologische Re
seltnen. Sein ausgebreiteter Briefwechsel betraf meist wis

lit^aftliche Gegenstände. Vielen Gelehrten gab er wertvolle
^ ^arische Beiträge, und verschiedene, selbst die angesehensten
^ud fürstlichen Personen, baten ihn um seinen Rat
Doch waren ihm seine Vorlesungen immer

^ "rre ^ .
^vrnehmstes Geschäft und noch im fünfzehnten (letzten)
^ Lehramts bereitete er sich mit dem Weiße eines
li ^^nden Lehrers vor. Über sein „H andbuch de r ch r i st-
Religion" bemerkt sein Biograph u. a.: „Man hat
noch keine katholische christliche Dogmatik, worin auf
stzii^^uesten Fortschritte der Philosophie soviel

DNN)t genommen würde. Er wollte keineswegs eine christ-
^ o 6 matik nach Kanllschen Grunds ätzen schrei-
st^' Wdephons bediente sich zwar sehr oft der Grundsätze
scharfsinnigen Philosophen zur Erläuterung seiner Sätze;
äu, ^ Zeigte auch, wo ihm dieselben der christlichen Religion
tzj^^^'sprechen scheinen." Mit dieser tiefen und umfassenden
echj. vWnweit verband er im schönsten Ebenmaße solide und
rsij .chs'Ükliche und priesterliche Tugend und Frömmigkeit. Tief-
tzc o^tze Gesinnung war der hervorstechendste Zug in seinem
Den Glanz seiner schönen Geistesgaben und hohen
UtW^nfte kleidete er in Demut und Bescheidenheit, die man
^Nsi ßnmer an Gelehrten wahrnimmt. Ohne stolze Selbst-
letzü^amkeit, steifes Wesen, ohne jene Überlegenheit, die Ge-
esi.-) in Gesellschaft gern andere fühlen lassen, verbarg
^Nd ^ Vorzüge oft sorgfältiger als viele ihre Fehler. Seine
männlich, ruhig und erbauend. Bei seinen hl.
"bu zeichneten sich ehrwürdiger Anstand, feierlicher
llim ' anverrückte Aufmerksamkeit auf die hl. Haudluug auf
Rt ^ Gesichte und erhöhten seine priesterliche Würde. Was
W'ti-, ^üligion in Verbindung stand, behandelte er nie leicht-
er s - achtete stets die religiöse Überzeugung anderer und
hl. ^ ^er innigsten Überzeugung und wärmsten Liebe für die
^ Kirche liebte er auch Andersgläubige. Obwohl
^ ^'^"m, diesen vogelfreien Feind, streng bekämpfte, so
crllx^a)selte er doch nie den Irrenden mit dem Irrtum. In
beobachtete er Anstand und Ordnung, in Kleidung und
Ärrir "9 Einfalt und Reinlichkeit. Die Kostbarkeiten seines
der- bestanden nur irr einer sehr beträchtlichen Sammlung
her-rg^^sensten Bücher. Seine Erholungen waren meist nur
^ied ^e Beschäftigungen; er bearbeitete und polierte ver-
vder ^ Holzarten, um die Sammlung vollständiger zu machen
Brrch ^ erheiterte feinen Geist fast immer in Gesellschaft eines
Üe durch einen Spaziergang in dem nahen Walde und
fünf Jahre seines Lebens gewöhnlich in dem neu
^9ten Klostergarten. (Schluß folgt.)

E' Einführung des Chrrstenlurns im ehe-
T, maligen Nibelgau.
^ ^l. Martinskirche in Leutkirch, die Mutt er-
dieses Gaues und die Entstehung von
Leutkirch.
Mitgeteilt von Nud. Roth, senior.
Quellen,
en vorstehende Abhandlung: „Die Einführung des
mins im ehemaligen Nibelgau rc." geschöpft wurde, sind:
E>efele, Bischof von Rottenburg, damals Professor, Die Ein-
o des Christentums im südwestlichen Deutschland; Stalin, vr.,


Geschichte von Wirtemberg I. Band; Kausler, Urkundenbuch I. Bd.;
Neugart, Urkundenbuch I. Bd.; Arxe, Geschichte von St. Gallen I. u.
II. Bd.; Freiburger Diözesan-Archiv I., IV. tl. V. Bd.; aus den Perga-
menturknnden des ehemaligen Bistums Konstanz; Geschichte von Leut-
kirch und der Leutkircher Haide von R. Roth, sein; vr. Banmann,
Geschichte des Allgäus; Reiser, Römcrstraszeu und Römerorte in Ober-
schwaben I. u. II. Bd.; Tafratshofer, Geschichte des heiligen Magnus
und die Christianisierung des Allgäus; Haggenmiiller, Geschichte von
Kempten I. Bd.; Pauly, Oberamtsbeschreibnng von Wangen und Leut-
kirch; Leutkircher Stadtarchiv nebst noch verschiedener anderer Archive
besonders vorn Kloster Stams.
Zur Zeit des römischen Kaisers Augustus, unter welchem
geboren ward unser göttlicher Heiland Jesus Christus, nach
der Erbauung der Stadt Rom am 25. Dezember 747,
war nicht blos das damalige Judenland, Palästina, sondern
auch ganz Alemanien und insbesondere unser ehemaliger Nibel-
gau, der römischen Herrschaft unterworfen. Dieser Gau ge-
hörte zur römischen Provinz Veuetien oder RNaetia seuuncka.
Die römischen Heeres- und Verkehresstraßen, die alle Gebiete
des damaligen großen Römerreiches durchzogen, hatten für
unseren Gau ihre hauptsächlichsten Verbindungspunkte diesseits
des Bodensee's mit der von Kaiser Augustus erbauten Stadt
7Vu§usto6uuum Viuckelicorum (Augsburg). Es ging näm-
lich von Zri§antia (Bregenz) eine Haupt-Heeresstraße über
Campockuuum (Kempten) nach dem schon erwähnten 7Vu§u-
stockunum. Verschiedene andere Zweigstraßen durchzogen den
Nibelgau. Eine solche führte von Castra Vemania (Wan-
gen oder Burgwaugen bei Jsny), wo eine römische Präfektur
der dritten Legion und der ihr zngeordneten Reitergeschwader
gewesen sein soll, auf den Berg (Wilhelmshöhe) bei dem
jetzigen Leutkirch. Desgleichen führte eine weitere Zweigstraße
von Lindau aus über Neuravensburg, Wangen ebenfalls auf
diesen Berg. Hier soll ein römisches Kastell Namens Lo-
lancka gestanden haben. Ein künstlich aufgeworfener Wall
von Nordosten nach Südosten, der als Befestigung diente, war
noch bis in neuester Zeit sichtbar. Von diesem römischen
Kastell aus ging diese Römerstraße durch den städtischen Wald
und trennte sich vor Ottmannshofen, wo eine Zweiglinie gen
Altmannshofen, Blutsberg, Marstetten nach dem römischen
Castell Coellus mons (Kellmünz) jenseits der Iller führte.
Die andere Zweiglinie führte über Lautrach nach Memmingen.
Von hier und Kellmünz ans führten diese Zweigstraßen wieder
zu dem Hauptzentralpunkte nach /xu^ustociuuum (Augsburg).
Als rinn der römische Kaiser Konstantin der Große, 324,
den christlichen Glauben angenommen und dem Christentums
in seinem großen Reiche Schutz und Geltung verschafft hatte,
so konnte die Ausbreitung desselben auch über die Alpen
dringen. In Kempten war der heidnische Tempel auf der
Burghalde bereits schon 316 in eine christliche Kapelle ver-
wandelt worden. Auch in Bregenz gab es zu jener Zeit schon
eine der heiligen Aurelia geweihte Kapelle.
Der spanische Bischof Narcisfus von Cerunckum, welcher
unter der diokletianischen Christenverfolgung in der Flucht
seine Rettung suchen mußte, war bekanntlich schon 302 nach
Augsburg gekommen, wo er mit seinem Diakon Felix in die
Herberge der Hilaria und Afra gerieth, darin Aufnahme fand
und die ganze Familie zum christlichen Glauben bekehrte. Er
weihte die Wohnung Afra's zu einem christlichen Bethaus ein
und bestellte deren Oheim Dionysius zum ersten christlichen
Vorsteher.
Bei dem Castrum Lolancka (auf dem Berge bei Leut-
kirch) soll nach einer glaubwürdigen Sage ein römischer Heer-
führer gewohnt haben, der den christlichen Glauben angenommen
und eine Kapelle zu Ehren der lieben Frauen und der hl.
drei Könige erbaute.
 
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