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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 2.1885

DOI Artikel:
Wittmann, Pius: Zur Geschichte des St. Klaraklosters in Bamberg und dessen Abtissin Dorothea, Markgräfin von Brandenburg, Tochter des Stammvaters des deutschen Kaiserhauses, [4]
DOI Artikel:
Das altehrwürdige Franziskanerinnen-Kloster Kaufbeuren und die Seligsprechung der ehrwürdigen Kreszentia, [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20206#0095

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91

Zauern, daß ich nicht nach Wunsch auf derselben beliebtes
fluchen, Ein vollständiges Vergnügen kan abstatten, dann
haben in Vnserem Archiv alles genau durchsuchet, daß

von der fürstlichen Abbtissin aber nicht gefunden, Könen
Pch die abzeichnung deß Monuments nicht Beylegen, weil-
^ u der Weeg dahin gehet, daß der Gr ab st ein
Tag öffters von denen s ch w e st e r n be-
reiten und mithin ausgetretten worden ist,
. ? b nichts mehr davon zu ersehen, so man
-D. n n t e daran aLzeichnen, als allein Nur am Grab-
au, da kann man den Nahmen Dorothea, Fürstin aus
^'andenburg, noch Deutlich lesen."
Leider ist nunmehr auch der Platz, worauf das Grab-
der Äbtissin Dorothea sich befindet, profanirt. Die

'Ualll

ehe-

Ostge Kirche des Klarissen-Klosters bildet nämlich z. Zt. den
^Perstadel des k. b. I. Ulanen-Regiments: „Kronprinz
^'iedrich Wilhelm des deutschen Reiches und
P u Preußen", während an Stelle des frühereü Kreuz-
o^uges nunmehr eine Reitschule dieses Truppenteiles erbaut ist.
Es wäre sehr zu wünschen, daß geeignete Nachgrabungen
^bestellt würden, um womöglich den Überresten einer ehr-
.PU'digen Tochter des Stammvaters unseres gegenwärtigen deut-
' Kaiserhauses eine ihr geziemende Ruhe-Stätte zu sichern.

altehrwiirdigß Franzrskanrrinnen - Kloster
^Ufveurrn und dir Seligsprechung der Ehr-
würdigen Kreszentia.
Neue Folge.
Kreszentia als Oberin.
Am 20. Juni 1741 starb die würdige Mutter M. Johanna
)y"P^er. Unter Leitung des k. Provinzial Bonifazius Schmidt
iem' u nun die Schwestern am 23. Juli d. I. M. Kres-
an. ^ einstimmig zu ihrer Oberin. Sie weigerte sich, die Wahl
^Klnehmen. „Meine l. Schwestern, entgegnete sie, ihr habt
^ deiner Person die allerarmseligste gewählt. Ich bin eine
mP DKberstochter; da ich mich selbst nicht zu regieren ver-
^ kann ich noch viel weniger andere leiten." Nur
Gehorsam nahm sie das Amt an, wobei der Pro-
^uf ihre dringende Bitte die „Helfmutter" M. Anna
hei Oberin, die sie selbst in allem leiten sollte, bestim-
Ei-lg P^hie. Sie übte auch bis zu ihrem Tode gegen diese
-Wester so vollkommenen Gehorsam, daß keine ihrer Unter-
ste hierin gleichkam. Nicht ganz drei Jahre leitete
tw. Kloster mit solch hoher Klugheit und Starkmut im
w . ^ Pit mütterlicher Liebe und Demut und brachte dasselbe
sie ^^icher und geistlicher Hinsicht zur größten Blüte, so daß
^ie^ »Zweite Stifterin" desselben zu betrachten ist.
ÄrN - ble der Klostergemeinde war strenge Zucht, Gebet und
§lle^ Puuerlichkeit, Eintracht und Liebe. Daher waren auch
Schwestern ein Herz und eine Seele. Ihre Grund-
es nach denen sie ihr Kloster leitete, waren so erleuchtet
Gewährt, daß sie auch nach ihrem Tode zum größten
Zn T ^ Klosters pietätsvoll sestgehalten wurden und wir
und Frommen aller Vorsteher und Erzieher die am
semitischen mitteilen wollen. Die erste Haupt-
(P Md einer Ordensoberin nach dem hl. Bonaventura, die
Ni^^PiPigk eit, übte sie aufs gewissenhafteste. Den Arbeitern
sygc Dienstboten gab sie neben hinreichender Kost ihren Lohn
Di/Ä' Die gekauften Sachen mußten sofort bezahlt werden,
ste ^üchnungsbücher sah sie selbst genau durch und ließ
pr^Poch durch die Vikarin und zwei Ratsschwestern streng
Üble Nachrede haßte sie ganz besonders; für eigene


Und

Ehre unbesorgt, wachte sie eifrig für die Ehre des Nächsten.
Ämter und Arbeiten verteilte sie sehr umsichtig nach Maßgabe
der Anlagen, Kräfte und Verdienste, so daß alle Schwestern
zufrieden, ja glücklich waren. Für alle, auch die kleinsten
Liebesdienste war sie außerordentlich dankbar und verrichtete
unablässig Gebete und Bußwerke für alle Wohlthäter ihres
Klosters. Freimütig mahnte sie mit ihr verkehrende Hohe
und Beamte, darüber zu wachen, daß das arme Volk nicht
gedrückt, keine Ungerechtigkeit verübt und besonders Witwen
und Waisen geschützt werden. Zurechtweisungen gab sie nur
mit größter Klugheit und nach reifer Überlegung. In schwieri-
gen und zweifelhaften Sachen wandte sie sich zuerst im Gebete
zu Gott und verdarb nie etwas durch Überstürzung. Der
Mensch, sagte sie, spreche oft im ersten Eifer, was ihn nach-
her gereue, und Lei Änklagen komme oft erst durch Verzögerung
des Urteils die Wahrheit an den Tag und auch die Ver-
söhnung erfolge dann von selbst. Aus einmal gebesserte Fehler
kam sie nie wieder zurück. Durch Befolgung des Weisheits-
spruchs: „Thue nichts ohne Rat!" sicherte sie sich gegen Miß-
griffe und erzielte sie größere Auktorität. Sehr lehrreich ist
für alle, welche auch Kapitel zu geben haben, was Schwester-
Gabriele bezeugt: „Wenn sie als Oberin Kapitel hielt, so war
dies vielmehr eine Schule der Tugend. Die Fehlenden er-
mahnte sie mit mütterlicher Sanftmut und gab einer jeden die
heilsamsten Lehren, ihre hl. Regeln genau zu halten und täg-
lich nach höherer Vollkommenheit zu streben. Sie selbst war
die allerdemütigste und bekannte öffentlich ihre Schuld. „Meine
l. Schwestern! Ich schäme mich recht, daß ich euch wegen
eurer Mängel ermahnen muß, da ich wohl weiß, daß ich
selbst die größten und meisten an mir habe; aber ich bitte euch,
folgt nicht meinen Werken, sondern meinen Worten. Gott läßt
hierin gewiß diejenigen nicht fehlen, die er an seiner Statt
geordnet hat." Eine solch demütige Zurechtweisung mußte nur
heilsam wirken bei allen, auch den weniger Demütigen. Daher
giengen auch alle Schwestern getröstet von ihr, wo stets jede
freien Zutritt, und fühlten in sich den Eifer nach der Voll-
kommenheit erneuert. Sie sprachen oft unter sich: Wenn
Kreszentia mit uns spricht, bekommen wir ein neues Leben;
alle ihre Worte sind Geist und Leben."
Sehr vorsichtig war sie bei Aufnahme von Ordenskandi-
datinnen, da Gottes und des Klosters Ehre davon abhänge.
„Gott will, sagte sie, daß das Kloster reich sei nicht an irdi-
schen Gütern, sondern an Tugenden." Namentlich warnte
sie vor melancholischen Personen und solchen mit
schwachem Verstände, da diese wenig fähig zum Fort-
schritte in der Vollkommenheit und anderen nur hinderlich
seien. Wie sie die Novizinnen unter Beihilfe der Novizen-
meisterin M- Anna Neth in strenger Zucht hielt, wachte sie
auch eifrig über ihre Mitschwestern besonders über deren Ver-
kehr mit der Außenwelt. Oft wiederholte sie, „eine
Klosterfrau habe keine größeren Gefahren als die, welche aus
dem zu häufigen und innigen Verkehre mit ihren Verwandten
und anderen Personen zu entspringen pflegen. Wenn auch
der Anfang gut, führe es häufig zu nicht gutem Ende, wenig-
stens zerstreue es den Geist und wende auch leicht das Herz
von Gott zu den Geschöpfen hin. In vielen Reden fehlt nie
die Sünde. Wenn auch die Rede mit Gott anfängt, verläuft
sie doch leicht in weltliches Geschwätz. Besser also ist schweigen
und lieben, damit Jesus bei unserer Ärbeit in unserer Mitte sei."
Energisch bekämpfte sie nach dem Beispiele des hl. Franzis-
kus den Müßigang, die Pforte des Teufels; aber als Diener
Christi für Gott, nicht für Menschen soll man arbeiten. Ebenso
war sie gegen alles absonderliche und gemachte Wesen. „Seid
 
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