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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 2.1885

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Holzherr, Karl: Zur Geschichte des früheren Karmeliterklosters in Rottenburg a. Neckar, jetzt Priesterseminar, [1]
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Literarisches
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https://doi.org/10.11588/diglit.20206#0012

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Durch strenge Befolgung ihrer Ordensregel und erbau-
lichen Wandel erlangten die Karmeliterbrüder bald großes
Ansehen und Beliebtheit, und reichliche Almosen und Stiftungen
wurden ihnen zu Teil. So gedieh das Kloster schon im vier-
zehnten Jahrhunderte zu schöner Blüte. Von den adeligen
Familien irr Rottenbnrg und in der Umgegend zeichneten sich
durch Wohlthätigkeit gegen das Kloster in diesem Jahrhun-
dert aus insbesondere die Herren von Ehingen zu Entringen,
von welchen Burkard und Reinhard 1343 eine Kapelle mit
Familienbegräbniß und einem Jahrtag stifteten, welche Stiftung
später 1417 von Hug von Ehingen bedeutend vermehrt wurde;
sodann die Herren von Ow, aus deren Familie mehrere in
das Kloster eintrqten, die von Kürnberg, Wehingen, Stetten,
die Truchseßen von Ringingen, die von Böchingen, Gundel-
singen, Bubenhosen, Bühl, die Patriciergeschlechter der Am-
mann, Walch, Stahler, Merhilde in Rottenbnrg.
Als Prioren des Konvents werden von 1348 an auf-
geführt: Konrad aus Rottenbnrg, welcher später 1365 zum
Provinzial des Ordens auf dem Kapitel zu Dinkelsbühl er-
wählt wurde, Eberhard aus Oberndorf von 1359, Hein-
rich von Dußlingen von 1376, ein sehr tüchtiger Mann,
Konrad von Ow zu Bodelshansen von 1395 an. Den
Stand des Klosters bildeten nach den Unterschriften einer Ur-
kunde von 1388 ohne den Prior vierzehn Brüder.
Fünfzehntes Jahrhundert. Seine Nachrichten zu
dieser Periode leitet der Chronist mit den Worten ein: „Wahr-
haft glückliches Jahrhundert, in welchem unser Konvent zu
Rottenbnrg durch viele Stiftungen und vermehrte Einkünfte
zur höchsten Blüte gelangte".
Unter den Wohltätern des Klosters erscheinen auch in
diesem Jahrhunderte die Herren von Ehingen, sodann die
Edeln von Brandhof, Bühl, Freiberg, Ow, Mansperg, Stauf-
fenberg, Nenneck, Gültlingen, Hirschberg, die Herter von Duß-
lingen, welche mit den Ammann, Stahler und Engelfried
in Rottenbnrg aus einem Stamme waren, und mehrere
angesehene Bürgergeschlechter, wie die Harter, Stöb, Wendel-
stein:
Prioren waren: Rudolf Herter von Dußlingen
von 1408—1413, Johann Clärer von 1413, Heinrich
Egser von 1419, Johann Epp von 1428, Johannes
Clärer (zum zweitenmale) von 1433, Petrus Benzen-
reutter von 1447, ein sehr gelehrter und eifriger Mann;
er dozirte später an der 1477 gegründeten Universität Tü-
bingen Theologie und starb, hochberühmt, 1483 zu Wien.
Ihm folgte Heinrich aus dem Geschlechts der Herren von
Ow, von 1454, sodann Mathias Schenz von 1461,
Nicolaus Obersdorfer von 1467, Johann Krauß,
Or. tUeol. voll 1475, Andreas Hammer Or. tlleol.
von Straubingen, ausgezeichnet durch seine Frömmigkeit, De-
muth, Gelehrsamkeit und seinen Predigteifer, wodurch er viele
zur Bekehrung brachte. Früher Lehrer der Theologie in Tü-
bingen, wurde er 1487 zum Prior der Karmeliter in R. ge-
wählt, welche Würde er 5 Jahre bekleidete, von seinen Brü-
dern „der demüthige Hammer" genannt. Wegen seines großen
Rufes als Prediger wurde er nach Wien berufen, wo er schon
nach einem Jahre an der Pest starb. Ihm folgte als Prior-
Gregor Vogel von 1492, hierauf Johannes Dann er,
Or. ttreol. aus Nördlingen, ein großer Eiferer für die Klo-
sterzucht, der seinen Brüdern mit dem besten Beispiel voran-
ging. In seiner letzten Krankheit ließ er sich drei Stunden
vor seinem Tode, den er vorausgesagt hatte, in den Chor
tragen, auf ein bloßes Brett legen und mit heiserer

8
brechender Stimme das Lnlve Ue§inn austimmend starb es
(1500). Er war auch eifrig auf die Beförderung gelehrt^'
Studien bedacht gewesen und hatte die Klosterbibliothek nw
vielen trefflichen Büchern vermehrt.
Das Kloster zählte in diesem Jahrhunderte überhäuf
viele gelehrte und fromme Männer, welche an andere Kloster
schulen als Lehrer oder auch als Prediger nach auswärts be'
rufen wurden. (Fortsetzung folgt.)

Literarisches.
Sankt Nikolaus, der hl. Bischof und Kinde))
freund, sein Fest und seine Gaben. Eine kN
chen- und kulturgeschichtliche Abhandlung und Beitrag
zur Klärung der christlichen und heidnischen Mythologie P'
von Eug. Schnell. Drittes Heft. Oesterreichs
Ungarn. Salzburg, Tirol und Vorarlberg-
Brünn, Raig. Benediktiner-Druckerei. 1884.
Auch dieses Heft bietet reiches Material, doppelt wertvoll, weil P
der religiöse und poetische Reflex der tiefgläubigen und naturwüchsig)'
Bewohner der schönen Alpenländer ist. Kostbare Perlen sind die (Ft
treu mitgetheilten Nikolaus-Volkssch an spiele, wovon der T),
nur in einzelnen Familien als thenres Vermächtnis; der VoreltP.
bewahrt wurde. Das Werk ist eine reiche Fundgrube auch zu Patrväh
niumspredigten für den Klerus und eignet sich sehr zu Festgeschenkett
Holz Warth, Or. Fr. I., Weltgeschichte. Zweit^
verbesserte Auflage. Erste Lieferung. (LadeR
preis 60 Pf.) Mainz, Kirchheim. 1884.
im Vom Rheine. Wir freuen uns, unfern Lesern mitte))'
zu können, daß von Holzwarth's Weltgeschichte nach kurzer Z)
bereits eine zweite Auflage notwendig geworden. Wir zweit))
nicht im Geringsten, daß auch diese Auflage desselben ungeteilten AP
falles sich erfreuen wird, welcher der ersten Auflage zu Teil gewordP
zumal eine teilweise Umarbeitung in Aussicht gestellt ist, was sich sch),
bei der ersten Lieferung recht günstig bemerkbar macht. — Das gaE
Werk von 7 Bänden soll in circa 50 Lieferungen erscheinen, von dew
alle 2 bis 3 Wochen eine zu dem billigen Preise von nur 60 PfenE
oder 36 Nkr. österr. W. ausgegeben wird, wodurch die VerlagshahP
lung in recht dankenswerter Weise die Anschaffung dieses für uw)
Zeit so empfehlenswerten Werkes ungemein erleichtert. Bei der tc>.
denziösen Entstellung und Ausbeutung der geschichtlichen Thatsachen ))
den Universitäten, in den höheren und niederen Schulen und befände)
in der liberalen Tagespresse ist eine vom christkatholischen Statt)
Punkte in sehr anziehender Form für alle Stände gesclsi'^
bene Weltgeschichte sehr zeitgemäß.

aU

Ka^

Geschichte der Reich sfreiherren von EhingP^
bei Rottenburg a. N. Ein Beitrag zur
schichte Schwabens und seines Adels,
Urkunden und Chroniken bearbeitet von Or.
Holzherr. Stuttgart, Kohlhammer. 1884.
Der gelehrte Verfasser liefert wirklich eine gnellenmäßth.
Geschichte der Edlen von Ehingen. Dieselben verdienen eine s)P
umfassende Monographie, denn sie gehören zu den ältesten und b)
gntertsten adeligen Geschlechtern Schwabens und sind ))
vielen andern berühmten Familien verwandt. Dazu haben viech
Glieder hohe Ämter und Würden imStaats- nnd Kirche)
dienste bekleidet. Ihre höchste Blütezeit erreichten sie im 15. und f '
Jahrhundert als Reichsfreiherren, besonders Rudolf I., der an köwS.
lichen und fürstlichen Höfen diente, dann nach alter schlichter Sitte )
der Ganerbenburg Hoh enentringen wohnte, einer der „ktügttH
und fürnehmsteu Räte" im Dienste Württembergs war, zy))
im 81. Lebensjahre (1459) die Welt verließ und im Kart häuf))
klofter Güterstein (bei Urach), oft besucht von seinem fürstlichP
Zöglinge, dem Grafen Eberhard, nach dieser strengen
lebte und starb (1467). Ebenso haben Georg I. und Rudolf P
ihren Ruhm weit über die Greuzeu Schwabens verbreitet. Wir wPds,
die Licht- und Glanzpunkte dieser auch für die schwäbiGI
Kir chen geschiehte sehr interessanten Schrift später ansheben. ^

Stuttgart, Buchdruckcrei der Aktiengesellschaft „Deutsches Volksblatt".
 
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