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Beck, Paul [Editor]; Hofele, Engelbert [Editor]; Diözese Rottenburg [Editor]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 2.1885

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Brinzinger, Adolf: Geschichtliche Notizen über einige im Umfang des jetzigen Landkapitels Stuttgart gelegene Pfarreien, Kirchen und Klöster, [7]
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Stengele, Benvenut: Inventuraufnahme bei den im Jahre 1803 dem deutschen Orden zugewiesenen Klöstern im Bereiche des jetzigen Königreiches Württemberg, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20206#0046

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welchen Orden Papst Paschalis II. 1113 bestätigte. Ger-
hards Nachfolger, Raymnnd de Puy, fügte noch das Gelübde
der Führung der Waffen zur Verteidigung der christlichen
Religion hinzu und schied die Mitglieder in drei Klassen:
in Priester, Brüder und Ritter. Aus allen abendländischen
Staaten eilten jetzt die edelsten Männer nach Jerusalem und
weihten ihre Schwerter dem Ordensdienste, die Zahl der Or-
densmitglieder wuchs bald so bedeutend, daß Raymnnd de Puy
sie nach der Verschiedenheit der Nationen in acht Zungen
(lin§uue) einteilen mußte. H Die deutsche Zuuge stand unter
dem Großprior, welcher seit 1648 durch Karl V. iu den
Fürstenstand erhoben wurde, und „seine Residenz hatte zu Hei-
tersheim in Brißgow auf halbem Weg zwischen Freiburg und
Basel, welches sampt acht nahe gelegenen Dörffern der Or-
den vor Zeiten umb eine gewisse Summe Geldes von dem
Freyherrn von Stanffen an sich gekauft hat, wie Ne§iseru8
erzehlet." ^) Von ihrem Schutzheiligen Johann Baptist nannte
man die Ordensmitglieder gewöhnlich „Johanniter", (mi-
1it68 1i08pituli3 3. )oumii8 UIiero8o1^mitum), von ihren
späteren Ordenshauptsitzen seit 1310 auch Rhodiser- und
seit 1530 Malteser-Ritter. Die Besitzungen der Johan-
niter in Europa wurden bald sehr zahlreich und auch in
Württemberg erwarben sie schon im 13. Jahrhundert ver-
schiedene Commenden: so in Mergentheim etwa 1207 den
Pfarrsatz, 1225 ein Ordenshaus, welches Besitztum später 1554
an den Deutschorden verkauft wurde, in Schwenningen
OA. Nottweil wird 1212 und 1257 ein Haus der Johan-
niter genannt, in Hall vielleicht schon vor 1228, jedenfalls
aber 1249 und 1263 ein Ordenshaus, in Rexingen OA.
Horb 1228 das Zehntrecht, in Hemmendorf OA. Rotten-
burg 1258 ein Haus, iu Rottweil Besitzungen vielleicht 1247
oder 1277, in As faltrach OA. Weinsberg gegen Ende
des 13. Jahrhunderts, in Nohrdorf OA. Nagold 1296,
und in Dätzingen erwarb der Orden spätestens 1281 Leute,
Häuser, Güter und Rechte. ^) Diese Commenden mußten gewisse
Abgaben, gewöhnlich lls oder der Einkünfte an den Haupt-
sitz des Ordens entrichten; die Vorsteher der Commenden
hießen Komture (commenclutore3). Wann und wie wurde
nun Dätzingen eine Johannitercommende und welche Komture
hat es gehabt? Diese zwei Fragen werden wir im folgenden
zu beantworten versuchen.
Dätzingen liegt im engen, wiesenreichen Thale des Alt-
bachs, welcher in die Würm eimnündet, etwa 3 Stunden nord-
westlich von Böblingen entfernt, und wird schon im Hirschauer
Stistungsbrief von 1075 genannt Duticbin§en, dann im
12. Jahrhundert zwischen 1143—67 Duticbiu^en (Druck.
Xeicbenbucb bei Xueu, Coli. 2, 65), auch Detticbin§eu,
im 13. Jahrhundert DetbecbiuAen (1281, Ilrk. im Stuttg.
Staatsarchiv) auch Detcbiu§en, im 15. Jahrhundert Dette-
1in§eu (V/ürcktrvein, 3ub8ickiu ckiplomuticu 10, Z4O). In
sehr früher Zeit gehörte die Lehensoberherrlichkeit im Ort den
Grafen von Achalm-Urach-Fürstenberg und teilweise auch deu
Grafen von Calw, von 1263 ab bis 1282 gelangten sodann
die Johanniter zum Besitze des Ortes, H wie dies verschiedene,
im Staatsarchiv zu Stuttgart niedergelegte Urkunden beweisen.
Eine Urkunde von 1263, 19. Mai, berichtet: Dlricb mile8

0 Fehr, Joseph, Allgem. Gesch. der Mönchsorden, nach Henrion
bearbeitet. Tübingen, Lanpp, 1845. 1, 211.
ft Beckmann, Johann Christoph, Beschreibung des Johanniter-
ordens. Frankfurt, 1726. S. 131.
ft Stalin, Chr. Fr., Wirtb. Geschichte 2, 758 und Stalin, P. F.,
Archival. Zeitschrift von vr. Franz von Löher. 1883. S. 106.
ft Böblingen, Oberamtsbeschreibnng. 1850. S. 148.

cle Due2m§en minmteriuliu Deimici Eomitm cke
ber§ bomine3, ckomo3, po33e83ioue8, juru et uliu oinN
puue jure proprietutm in illu villu obtinet, eurn consen^.
krutrm 3ui lllrickerici et Deinrici bo3pituli Drutrum ^
ssourmm clonut. Dutum Uür3tender§ in Vi§iliu
co3te3. 3i§n. upp. Ickeimicuu cle Dümtenber^.
Eine zweite Urkunde von 1277, 10. Oktober, meldet:
rucl cke XVulcke§§e mi1e3 clictu3 ckupiker et liberi eju3 D
tem ckecimurum untipuurum in purocbiu ecc1e3iue in 1^
clainAen in mu§i3trum et krutre3 ckomu3 bo8pitul. DierosoU
in /tlemunniu et in clietum ecc1e8ium trun3kerunt. clut'-^
upuck Xubve. VI. Iclu3 Octobr. 3i§n. upp. Eonruckus
VVulcke§§e et Drickericu3 ckecunu8 in Xulrve. (Steht ^
in den Lagerbüchern von Dätzingen vom Jahr 1664 Fol- ^
1686 und 1741 Fol. 26 und 1775 Fol. 75b und 1^
Fol. 29). . ^
Eine dritte Urkunde von 1281, 15. Dezember,
Uriclericu8 cle DetebinZen et uxor 7^ckelbuicki8 oDV
bonu 8uu inkru Iimite3 purocbiue in Detcbin^en Och
bu8 1io8pituli3 8cti ftounnm ibiclem pro 26 1ibri8 Hub ^
3i3 monete veuckunt. clutum proximu leriu 3ecuncku
Dueie. 3iM. upp. come3 cle Vuibin§en.
Ferner anno 1281, 19. Dezbr.: Erukto ubbu3 et conV^
tu3 monu8terii I4ir83ien3i3 bonu 8uu inkru 1imite3 purocu ^
letbetbinAen borninibrm 8ui3 proprÜ8 clumtuxut excep
eommenclutori uc krutribu8 8cti ^ounni3 ibickeM r
58^/2 1ibri3 bu1len8ium veuckunt. De3te8: Dietricb
Uriol8beim, cumeruriu8 cupituli XVile, mu§i8ter XVultei'-
cloetor puerorum ibiclem, VVu1teru8 rector eccle3iue Xu
bueb, Uul3umu8 cle Deuenber^ mi1e3, Eonruclu3 8cultp^^
8enior, uo O. kruter eju.8, E. Xuko, Dlricu3 kruter ^
E. Uobemu3, 7^lbertu8 cle Eubve, ^.Ibertuu cke Loebe
§en. 5i§n. upp. ubbu3 et conventu8 monu3t. bür3uieU
ckutum upuck I4ir3uium proximu keriu 3extu unte kes^
Dbome. ^
Endlich 1282, 6. Dezbr.: Eonruck come8 ckeVuiliMs^
cum con3en8u krutri3 8ui Denrici proprietutem 8ive clo> ^
nium uclvocutiue villue in Dbetbecbin§en uc omniuM ^
norum ibickem et villu 03tol8bsim, cguue UuDum et
clericu3 6lii Drickerici cle Dbetbecbin§en ub eo in kunm
tenuerunt Eommenckutori et krutribu3 IUo3pituli3 3cti 1 ,
unni3 Diero3. 0omu8 in Detbecbin^en pro XI libri3 1
ler venclibit. De3te3: F4u§i3ter VVub, rector eccle3iuS
Uürbucb, 7V1bertu3 cle Eulcve, civi8 in Wile, Albertus
minu.8 Eulti8en civi3 in Veilu'n^en. T^ctum in civU^
Wilue in clie b. Xicolui. 3i§n. upp. Eonruclrw comes »
Vuibin§en. So wurde Dätzingen schon im 13. JahrhuP ^
ein Johanniterkomtursitz und blieb es bis anfangs unsis
Jahrhunderts. (Fortsetzung tolg

Invenluraufnechmh ,
bei den im Jahre 1803 dem deutschen Orden
gewiesenen Klöstern im Bereiche des jetzig
Königreiches Württembe r g.
Von ?. Benvennt Stengete Orck. lVlin. Lonv. in Wnrzburg-
(Fortsehung.)
Das Kapuzinerkloster in Ravensburg. ^
Dasselbe liegt außer der Stadt etwas wenig abch^
von der Straße, welche von Ravensburg nach Altdors
Weingarten führt, durchaus von Lustgärten und zum 7,,,,
von geschmackvollen Gartenhäusern umgeben, auf dem scho'^,,il
Punkte, den Ravensburg hat. Das Kloster ist zwar nach ^
 
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