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Mönche, welche Tag und Nacht nicht aufhören, durch glän-
zende Gelehrsamkeit, leuchtende Beredsamkeit, reine Werk-
thätigkeit und herrliches' Beispiel uns voranzustrahlen, Heller
als Sonne und Molch" (Pfaff l. c. 61). Anno 1300 erhiel-
ten die Dominikaner zu Eßlingen von Bischof Heinrich von
Klingenberg in Konstanz die Erlaubnis: zu predigen, Beicht
zu hören und die Sakramente zu spenden, welche uämismo uck
curum später dessen Nachfolger Bischof Gerhard von Benar 1318
und Bischof Heinrich von Brandts 1362 bestätigten, indem sie
zugleich den Weltgeistlichen ihrer Diözese befahlen, die Mönche
hieran nicht zu hindern. 1309 verlegten letztere ihren Kirch-
hof auf Verlangen des Königs Heinrich VII. von Luxemburg,
„weil er künftig wenn er nach Eßlingen komme, hier wohnen
wolle", westlich von der Kirche weiter entfernt, „um die Luft
zu reinigen und ihre Verderbnis; zu verhüten". 1350 nahm
Kaiser Karl IV. das Dominikanerkloster in seinen Schutz.
1467 verglich es sich mit der Stadt Eßlingen wegen der Jah-
ressteuer von all feinen auf 1320 Pf. H. geschätzten Besitzun-
gen im Stadtgebiete, die auf 11 Pf. H. festgesetzt wurdet)
Im Jahre 1475 druckte Konrad Fyner von Gerhauseu bei
Blaubeuren, »nrtis impressorie mu§i8ter«, wie er sich selbst
nennt, für den gelehrten Dominikanerpater Petrus Niger
(Schwarz) zu Eßlingen dessen tructutrm »corckru perträo3
Pi6ueo8«, und 1477 dessen Schrift „Stern des Meschiah"
unter Anwendung hebräischer Schrift, mit welcher Fyner erst-
mals gedruckt haben soll. Beide Werke sind in der K. öffentl.
Bibliothek zu Stuttgart.") 1482 mußten die Mönche „aus
Geheisch der Nothdurft ihres Gotteshauses von Neuem einen
merklichen Bail namentlich an der Kirche" vornehmen, wozu
die Stadt für sie vom Bischof von Konstanz die Erlaubnis
zu einer Kollekte erbat am 11. September 1482. Damals
wurde sehr wahrscheinlich der Turm, welcher früher zunächst
dem Chor stand, aufgeführt. ") Die Erweiterung der Kirche
selbst, meint Heideloff, ") sei damals nicht zu stände gekom-
men. 1476 kam zu der ans Wunsch des Eßlinger Rats be-
triebeneil Reform des Klosters die Erlaubnis von Rom und
der Provinzial führte sie durch und setzte einen neuen tüch-
tigen Prior, dessen Verwaltung nach dem Zeugnis des Rates
vom 25. April den: Kloster im Geistlichen wie im Ökonomischen
großen Nutzen brachte. Anno 1500 erlaubte der Ordens-
general den Mönchen, „tüchtige Kouventsbrüder zur Anhörung
der Beicht und Erteilung der Absolution zu präsentieren und
ehrbaren Weibspersoneil und Matronen den Zutritt ins Klo-
ster zu gestatten". 1531 kam über das Dominikanerkloster
der Sturm der Reformation, wobei das Predigerkloster „viel
Widerstand" leistete, ") die meisten Mönche traten aus und
verglichen sich wegen Leibgedingen mit dem Rat, andere ent-
flohen in's Württembergische und suchten dort Pfarrstellen;
nur wellige, den Prior an der Spitze, wollten das Kloster nicht
verlassen. Da sie aber sahen, daß sie der Gewalt würden weichen
müssen und ihr Provinzial ihnen schrieb, die Sachen stünden
auf dem Reichstag sehr mißlich (14. Juli 1532), so entwichen
sie mit Zurücklassung einer Protestation, daß sie aus Furcht
und weil sie weder Hilfe noch Rettung vor sich gesehen, das
Kloster verlassen müßten, hiebei jedoch sich alle geistlichen
und weltlichen Rechte und Hilfsmittel vorbehielten und gegen
alle Verjährung sich verwahrten. Vergebens befahl der Rat
Nach Karl Pfaff, Gesch. v. Eßlingen S. 61 und 268.
Jnkniiabelnsammlnng Nr. 1185 und 1186.
O Studien im Eßl. Wochbl. 1881 Nr. 31.
") C. Heideloff, Die Kunst des Mittelalters in Schwaben. 1855.
S. 57.
") Keim, Reformationsblätter von Eßlingen. 1860. S. 62.
als Schirmvogt ihnen, zurückzukehren, sie schlugen dies aiE,
und er nahm nun das Dominikanerkloster in Besitz.")
dasselbe kam jetzt das städtische Zeughaus, welches aber sch^
1550 in's Augustinerkloster verlegt wurde, weil die Gebäude
des Dominikanerklosters, wie die Eßlinger an Karl V. beriöst
ten, „sehr baufällig und mehrenteils eingefallen waren"; 156^
den 27. Mai kaufte es der Spital von den Dominikanern n>n
4800 fl.,") aber Kapital und Zins blieben bis 1661 unbezahlt
wo sodann beides mit 6651 fl. bei dem Predigerorden in Gmünd
abgelöst wurde.") 1665 war es Findelhaus, 1680 Waisenhaus
in einem Teil wurden Bresthafte untergebracht; ferner war da)
selbst das Binde- und Rüsthaus des Kastens, seit 1664 auw
eine Bierbrauerei des Spitals. Außen am Kreuzgang U'M
ein „Wurzgarten", den der Stadtarzt benutzen durfte, im soch
„Totengarten" stand das „Ritterhaus", ein Teil wurde zN
Erweiterung der Straße benutzt, der größte Raum davon abeO
der „Funden-, später Waisen-Kirchhof, auch Predigergartcu
genannt, diente bis Anfang dieses Jahrhunderts als Begräb-
nisplatz. 1745 kam in's Kloster ein Waisen-, Zucht- ustd
Arbeits-Haus, 1810 deutsche Schulen, 1812 ein seit 182)
für den ganzen Neckarkreis bestimmtes Arbeitshaus, das 182-)
nach Markgröningen verlegt wurde. Der geräumige Kloster)
Hof war seit En.de des 16. Jahrhunderts „Schwörhof"
Ablegung des alljährlichen Bürgereides. Jetzt ist das KlostE
abgebrochen und an seiner Stelle das Schullehrerseminar HP
richtet worden, welches 1843 eröffnet wurde.") Dies stm
die nur noch wenigen der Jetztlebendeu bekannten Schicksal
des einstigen Dominikanerklosters. Die Baugeschichte unb
kunsthistorische Bedeutung der altehrwürdigeu herrlichen Do-
minikanerkirche St. Paul werden wir in einem folgenden Ar-
tikel darzustellen versuchen.
Zur Geschichte des Klosters Löwenthal bei
Friedrichshafen.
Von Pfarrer Prof. Sambeth in Ailingen.
(Fortsetzung.)
18. Heinrich Heggelbach (wohl von Heggclbach, Gemeinde
Langenau, OA. Tettnang) war ein Höriger des Bischofs von
Konstanz. Der hl. Gebhard, der spätere Bischof von Kon-
stanz, hatte nämlich vor seiner Thronbesteigung, noch als
8Äirctue Eormtuntieimm eoclemue iruter, am 12. März 9W
in Konstanz sein väterliches Erbe in 1oci3 HoderenckoO,
lllullelinduolr u. s. w. (Oberndorf, Heggelbach, beide OA-
Tettnang) der Konstanzer Domkirche vermacht. Dieser Zeuge
hat 100 Jahre erlebt. — Die Lücke wird auszufüllen sein,
wie es bei Heinrich Muris heißt: puuntum temprm ud eo
tempore trurmierit, i§norut. Er stimmt mit den andern
Zeugen überein. 19. Der Name der nächsten Zeugin fehl)-
Auch sie zählt 100 Jahre, wie Heinrich Heggelbach, war also
1204 geboren und konnte wohl gleich bei der Eröffnung des
Klosters eiugetreten sein. Sie nennt die Priorin zur Zell,
als das Kloster noch den Namen Himmelwunne führte, eine
Fronhoferin. Die edle Familie der Herren von Fronhofen
(OA. Ravensburg) war verwandt mit den Königsegg, wahr-
scheinlich auch mit den Herren von Löwenthal und den unten
genannten Bieuburgern. Wie aber diese Angabe zu Tuta von
O Pfaff, Gesch- von Eßl. S. 260.
") Oberamtsbeschreib. Eßl. 1845. S. 155 nnd Pfaff l. c. S. 45^-
'0 Keller, Eßlingen Stadt und Gebiet. S. 73 ff.
Oberamtsbeschrbg. S. 127 und Pfaff, Eßl. Wochbl. 1661'
Beil. 31.
Mönche, welche Tag und Nacht nicht aufhören, durch glän-
zende Gelehrsamkeit, leuchtende Beredsamkeit, reine Werk-
thätigkeit und herrliches' Beispiel uns voranzustrahlen, Heller
als Sonne und Molch" (Pfaff l. c. 61). Anno 1300 erhiel-
ten die Dominikaner zu Eßlingen von Bischof Heinrich von
Klingenberg in Konstanz die Erlaubnis: zu predigen, Beicht
zu hören und die Sakramente zu spenden, welche uämismo uck
curum später dessen Nachfolger Bischof Gerhard von Benar 1318
und Bischof Heinrich von Brandts 1362 bestätigten, indem sie
zugleich den Weltgeistlichen ihrer Diözese befahlen, die Mönche
hieran nicht zu hindern. 1309 verlegten letztere ihren Kirch-
hof auf Verlangen des Königs Heinrich VII. von Luxemburg,
„weil er künftig wenn er nach Eßlingen komme, hier wohnen
wolle", westlich von der Kirche weiter entfernt, „um die Luft
zu reinigen und ihre Verderbnis; zu verhüten". 1350 nahm
Kaiser Karl IV. das Dominikanerkloster in seinen Schutz.
1467 verglich es sich mit der Stadt Eßlingen wegen der Jah-
ressteuer von all feinen auf 1320 Pf. H. geschätzten Besitzun-
gen im Stadtgebiete, die auf 11 Pf. H. festgesetzt wurdet)
Im Jahre 1475 druckte Konrad Fyner von Gerhauseu bei
Blaubeuren, »nrtis impressorie mu§i8ter«, wie er sich selbst
nennt, für den gelehrten Dominikanerpater Petrus Niger
(Schwarz) zu Eßlingen dessen tructutrm »corckru perträo3
Pi6ueo8«, und 1477 dessen Schrift „Stern des Meschiah"
unter Anwendung hebräischer Schrift, mit welcher Fyner erst-
mals gedruckt haben soll. Beide Werke sind in der K. öffentl.
Bibliothek zu Stuttgart.") 1482 mußten die Mönche „aus
Geheisch der Nothdurft ihres Gotteshauses von Neuem einen
merklichen Bail namentlich an der Kirche" vornehmen, wozu
die Stadt für sie vom Bischof von Konstanz die Erlaubnis
zu einer Kollekte erbat am 11. September 1482. Damals
wurde sehr wahrscheinlich der Turm, welcher früher zunächst
dem Chor stand, aufgeführt. ") Die Erweiterung der Kirche
selbst, meint Heideloff, ") sei damals nicht zu stände gekom-
men. 1476 kam zu der ans Wunsch des Eßlinger Rats be-
triebeneil Reform des Klosters die Erlaubnis von Rom und
der Provinzial führte sie durch und setzte einen neuen tüch-
tigen Prior, dessen Verwaltung nach dem Zeugnis des Rates
vom 25. April den: Kloster im Geistlichen wie im Ökonomischen
großen Nutzen brachte. Anno 1500 erlaubte der Ordens-
general den Mönchen, „tüchtige Kouventsbrüder zur Anhörung
der Beicht und Erteilung der Absolution zu präsentieren und
ehrbaren Weibspersoneil und Matronen den Zutritt ins Klo-
ster zu gestatten". 1531 kam über das Dominikanerkloster
der Sturm der Reformation, wobei das Predigerkloster „viel
Widerstand" leistete, ") die meisten Mönche traten aus und
verglichen sich wegen Leibgedingen mit dem Rat, andere ent-
flohen in's Württembergische und suchten dort Pfarrstellen;
nur wellige, den Prior an der Spitze, wollten das Kloster nicht
verlassen. Da sie aber sahen, daß sie der Gewalt würden weichen
müssen und ihr Provinzial ihnen schrieb, die Sachen stünden
auf dem Reichstag sehr mißlich (14. Juli 1532), so entwichen
sie mit Zurücklassung einer Protestation, daß sie aus Furcht
und weil sie weder Hilfe noch Rettung vor sich gesehen, das
Kloster verlassen müßten, hiebei jedoch sich alle geistlichen
und weltlichen Rechte und Hilfsmittel vorbehielten und gegen
alle Verjährung sich verwahrten. Vergebens befahl der Rat
Nach Karl Pfaff, Gesch. v. Eßlingen S. 61 und 268.
Jnkniiabelnsammlnng Nr. 1185 und 1186.
O Studien im Eßl. Wochbl. 1881 Nr. 31.
") C. Heideloff, Die Kunst des Mittelalters in Schwaben. 1855.
S. 57.
") Keim, Reformationsblätter von Eßlingen. 1860. S. 62.
als Schirmvogt ihnen, zurückzukehren, sie schlugen dies aiE,
und er nahm nun das Dominikanerkloster in Besitz.")
dasselbe kam jetzt das städtische Zeughaus, welches aber sch^
1550 in's Augustinerkloster verlegt wurde, weil die Gebäude
des Dominikanerklosters, wie die Eßlinger an Karl V. beriöst
ten, „sehr baufällig und mehrenteils eingefallen waren"; 156^
den 27. Mai kaufte es der Spital von den Dominikanern n>n
4800 fl.,") aber Kapital und Zins blieben bis 1661 unbezahlt
wo sodann beides mit 6651 fl. bei dem Predigerorden in Gmünd
abgelöst wurde.") 1665 war es Findelhaus, 1680 Waisenhaus
in einem Teil wurden Bresthafte untergebracht; ferner war da)
selbst das Binde- und Rüsthaus des Kastens, seit 1664 auw
eine Bierbrauerei des Spitals. Außen am Kreuzgang U'M
ein „Wurzgarten", den der Stadtarzt benutzen durfte, im soch
„Totengarten" stand das „Ritterhaus", ein Teil wurde zN
Erweiterung der Straße benutzt, der größte Raum davon abeO
der „Funden-, später Waisen-Kirchhof, auch Predigergartcu
genannt, diente bis Anfang dieses Jahrhunderts als Begräb-
nisplatz. 1745 kam in's Kloster ein Waisen-, Zucht- ustd
Arbeits-Haus, 1810 deutsche Schulen, 1812 ein seit 182)
für den ganzen Neckarkreis bestimmtes Arbeitshaus, das 182-)
nach Markgröningen verlegt wurde. Der geräumige Kloster)
Hof war seit En.de des 16. Jahrhunderts „Schwörhof"
Ablegung des alljährlichen Bürgereides. Jetzt ist das KlostE
abgebrochen und an seiner Stelle das Schullehrerseminar HP
richtet worden, welches 1843 eröffnet wurde.") Dies stm
die nur noch wenigen der Jetztlebendeu bekannten Schicksal
des einstigen Dominikanerklosters. Die Baugeschichte unb
kunsthistorische Bedeutung der altehrwürdigeu herrlichen Do-
minikanerkirche St. Paul werden wir in einem folgenden Ar-
tikel darzustellen versuchen.
Zur Geschichte des Klosters Löwenthal bei
Friedrichshafen.
Von Pfarrer Prof. Sambeth in Ailingen.
(Fortsetzung.)
18. Heinrich Heggelbach (wohl von Heggclbach, Gemeinde
Langenau, OA. Tettnang) war ein Höriger des Bischofs von
Konstanz. Der hl. Gebhard, der spätere Bischof von Kon-
stanz, hatte nämlich vor seiner Thronbesteigung, noch als
8Äirctue Eormtuntieimm eoclemue iruter, am 12. März 9W
in Konstanz sein väterliches Erbe in 1oci3 HoderenckoO,
lllullelinduolr u. s. w. (Oberndorf, Heggelbach, beide OA-
Tettnang) der Konstanzer Domkirche vermacht. Dieser Zeuge
hat 100 Jahre erlebt. — Die Lücke wird auszufüllen sein,
wie es bei Heinrich Muris heißt: puuntum temprm ud eo
tempore trurmierit, i§norut. Er stimmt mit den andern
Zeugen überein. 19. Der Name der nächsten Zeugin fehl)-
Auch sie zählt 100 Jahre, wie Heinrich Heggelbach, war also
1204 geboren und konnte wohl gleich bei der Eröffnung des
Klosters eiugetreten sein. Sie nennt die Priorin zur Zell,
als das Kloster noch den Namen Himmelwunne führte, eine
Fronhoferin. Die edle Familie der Herren von Fronhofen
(OA. Ravensburg) war verwandt mit den Königsegg, wahr-
scheinlich auch mit den Herren von Löwenthal und den unten
genannten Bieuburgern. Wie aber diese Angabe zu Tuta von
O Pfaff, Gesch- von Eßl. S. 260.
") Oberamtsbeschreib. Eßl. 1845. S. 155 nnd Pfaff l. c. S. 45^-
'0 Keller, Eßlingen Stadt und Gebiet. S. 73 ff.
Oberamtsbeschrbg. S. 127 und Pfaff, Eßl. Wochbl. 1661'
Beil. 31.