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h ^'ü"ng gestaltete sich nach dem herrlichen Aufschwung im
^ ^9en Zeitraum das innere Leben desselben in diesem
Entzunderte durch den moralischen Umfall, durch Auf-
Klosterzucht, Abnahme der Zahl der Brüder und
r ..uches Aufhören des kanonischen Gottesdienstes. Der Ver-
der Chronik klagt: „Wie selbst die auf den festesten
Gr
^en
Undlagen errichteten Institute durch die Schwäche der Men-
und ihre Neigung zum Bösen zerfallen, das zeigte sich
au unserem Kloster in diesem wahrhaft schlaffen und
Jahrhundert. Die Brüder verloren den früheren Eifer,
^ fuachtässigten den täglichen Gottesdienst und ließen die Güter
Kosters durch Übeln Haushalt zu Grunde gehen, so daß
sju so blühende Kloster zweimal in die Gefahr gänz-
. Entfremdung geriet." Mit bedeutungsvoller Kürze
fch, der Chronist über die traurigen Zeiten hinweg, von denen
^ wenig Gutes melden kann.
Auch in diesem Jahrhundert wurden von Adeligen und
fHOgerlichen reichliche Stiftungen gemacht; unter den ersteren
b chueteu sich aus durch ihre Freigebigkeit die Edelu von
"-Mgei,, von Wurmlingen, von Bühl, die Merhilde.
Prioren waren: Blasius Erler, I)r. Ureol. von
früher Professor zu Tübingen, Blasius Robold
dr? Johann Sprenger von 1525, Joh. Schlär
dy? ^'?26, Joh. Stamm von 1529, Joh. Fehringer
d-n! ^0^2, unter welchem die Zahl der Brüder so gering war,
der Gottesdienst eine Zeit lang aufhörte, Wolf gang
s^Hpf von 1538, Mathias Krauß von 1546, Joh.
aus Rotteuburg von 1557, später zum Ordenspro-
der in Heilbronn seinen Sitz hatte, gewählt, S e b.
^ lf von 1575, unter welchem das Kloster wieder in besseren
1-59^ Andreas Eubiser aus Weilderstadt von
später zum Ordensprovinzial in Heilbronn ernannt,
^'deu uns von diesen Prioren fast nur die Namen,
^ Angabe ihrer Thätigkeit, berichtet.
^ beiden Gefahren, die dem Kloster in diesem Jahr-
drohten, aber glücklich noch abgewandt wurden, waren
bai J^ Jahre 1537, als Joh. Fehringer Prior war,
^ aer Nat von Rottenburg bei dem Landesherrn, dem K.
fZ/Hchud I., um Zuweisung des Karmeliterklosters, um das-
den s ^in Spital zu verwandeln, da ja der Gottesdienst in
^ selben aufgehört habe. Der Bitte wurde nicht entsprochen,
der Karmeliterprovinzial, Andreas Stotz, beim Könige
autz^-dmPellungen gemacht und schnell einige Karmeliter von
aD^As zur Wiederabhaltung des Gottesdienstes ins Kloster
da, ^ h^kte. Aber die Besserung der Zustände war nicht
CNm s^' ^ Jahre 1566 mußte K. Ferdinand durch die
er si^drucker Regierung den Karmeliterprovinzial auffordern,
größere Sorge für das Kloster in Rottenburg tragen,
niss> ^ohl in seinen geistlichen wie in finanziellen Verhält-
^ in elendem Zustande sei und dem gänzlichen Verfall
ivrW^Mhe. Der Provinzial entschuldigte sich in seiner Ant-
Üüo ^ hinein Unvermögen und bittet um obrigkeitliche Uuter-
hieO^ äur Abhilfe der Übelstände. Im Jahre 1593 er-
der Prior Seb. Nefs die Nachricht, daß der Geueral-
beim ^ Konstanz Pistorius damit umgehe und es auch schon
lite^'üwMischen Stuhl durchgesetzt habe, daß das Karme-
A'de ^ ^ in R. dem damals kräftig aufstrebenden Jesuiteu-
lein? sidergebeu werde. Der Prior wandte sich sogleich an
Ae Z^'ovmzial, Georg Sattler, und dieser konnte ihm bald
Nich?^'"higttug geben, daß die Gefahr abgewandt sei und sie
Ae den Jesuiten zu fürchten brauchten; nur müßten
so^e in R. für die Zukunft den Gottesdienst eifrig be-
' ^ und ihrer Ordensregel gewissenhaft nachleben. Von
jetzt an trat in den inneren und äußeren Verhältnissen des
Klosters eine entschiedene Besserung ein.
Auffallend ist, daß der Chronikschreiber bei der Klage
über den Verfall seines Klosters in diesem Jahrhundert mit
keinem Worte der Reformation gedenkt, die doch damals alle
Geister bewegte, auch in Rottenburg unter Geistlichen und
Weltlichen Anhang gewann und deren Lehren wohl an: meisten
dazu beitrugen, die Gemüter gegen die Klöster eiuzunehmen
und diese zu entvölkern. Wilhelm Raiblin aus Notten-
burg war ein eifriger Anhänger der nenen Lehre 1521; er
wurde später Pfarrer zu Wettikou bei Zürich, wo er sich
1523 verehlichte, sodann zu Basel. In Rotteuburg predigten
die lutherische Lehre 1523 Licentiat Nico laus Schädliu,
Joh. Eberliu, Johann Eycher, Andreas Keller
1524, welch letzterer fünf Predigten in lutherischem Geiste
drucken ließ. Später noch, 1562, erklärte sich der Stadt-
pfarrer zu St. Martin, Abraham Sattler, für Luthers
Lehre und behauptete sich trotz seiner Absetzung doch längere
Zeit durch Unterstützung seines bedeutenden Anhanges. Wie-
derholte landesherrliche Dekrete von Innsbruck aus vom Jahr
1536, 1561, 1562, 1569 befahlen den hiesigen Beamten, den
katholischen Gottesdienst zu schützen und der lutherischen Lehre
aufs nachdrücklichste dahier zu wehren. In Folge dieses Ver-
botes zogen manche Familien, die der neuen Lehre zugethan
waren, von hier fort, meistens nach Tübingen, so die Kirch-
berger, Münsinger und ein Zweig der Familie Walch; von
letzterem Zweige soll der bekannte Kirchenhistoriker Christian
Walch stammen, welcher als Professor zu Jena 1784 starb.
Aus der katholisch gebliebenen Linie der Walche entstammte
der im Jahr 1672 gestorbene gelehrte Stiftspropst in Ehingen
bei Rotteuburg, iVl. Joh. Georg Walch.
(Fortsetzung folgt.)
Krrchrnbauten am Nnsgang des Mittelalters
in Süddeutschland, besonders in Württemberg,
als Monumente für die Lichtseiten jener Periode.
Bon Prof. Dr. A. V.
(Fortsetzung.)
Stadtdirektionsbezirk Stuttgart. Die Lieb-
fraueukirche zu Heslach wurde aus Anlaß einer 1497 zu
derselben entstandenen Wallfahrt 1503 vergrößert. „Nach
der Reformation abgebrochen (!), wurden die Steine zum
Kanzleibau verwendet und 1554 das noch stehende Kirchlein
gebaut." Beschreibung des Stadtdirektionsbezirks Stuttgart
1856. S. 442.
OA. Ulm. An der Pfarrkirche zu Ein sin gen steht
die Jahreszahl 1410. Eine Kaplauei daselbst wurde 1454
gestiftet. Zu Langenau wurde der Turm der St. Mar-
tinskirche 1468—1490 erbaut.
OA. Urach. Die Kirche zu St. Martin in Metzingen
ist aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts. Die Pfarrkirche
in Plinz Hausen wurde 1523 vom Kloster Allerheiligen
neu gebaut.
OA. Vaihiuge u. Die Pfarrkirche zu St. Vitus in
Ensingen 1468 renoviert, die Pfarrkirche zu St. Martin
in Enzweihingen im spätgotischen Stile erbaut. „An
einem Strebepfeiler der Pfarrkirche zu Groß-Sachsen-
heim steht anno 6om. 1484, ohne Zweifel das Jahr, in
welchem die Kirche vollendet wurde." Die Kirche in Ip-
tingen wurde „1513 erbaut, oder was wahrscheinlicher ist,
vergrößert und verändert". Die Pfarrkirche in Mühlhausen
h ^'ü"ng gestaltete sich nach dem herrlichen Aufschwung im
^ ^9en Zeitraum das innere Leben desselben in diesem
Entzunderte durch den moralischen Umfall, durch Auf-
Klosterzucht, Abnahme der Zahl der Brüder und
r ..uches Aufhören des kanonischen Gottesdienstes. Der Ver-
der Chronik klagt: „Wie selbst die auf den festesten
Gr
^en
Undlagen errichteten Institute durch die Schwäche der Men-
und ihre Neigung zum Bösen zerfallen, das zeigte sich
au unserem Kloster in diesem wahrhaft schlaffen und
Jahrhundert. Die Brüder verloren den früheren Eifer,
^ fuachtässigten den täglichen Gottesdienst und ließen die Güter
Kosters durch Übeln Haushalt zu Grunde gehen, so daß
sju so blühende Kloster zweimal in die Gefahr gänz-
. Entfremdung geriet." Mit bedeutungsvoller Kürze
fch, der Chronist über die traurigen Zeiten hinweg, von denen
^ wenig Gutes melden kann.
Auch in diesem Jahrhundert wurden von Adeligen und
fHOgerlichen reichliche Stiftungen gemacht; unter den ersteren
b chueteu sich aus durch ihre Freigebigkeit die Edelu von
"-Mgei,, von Wurmlingen, von Bühl, die Merhilde.
Prioren waren: Blasius Erler, I)r. Ureol. von
früher Professor zu Tübingen, Blasius Robold
dr? Johann Sprenger von 1525, Joh. Schlär
dy? ^'?26, Joh. Stamm von 1529, Joh. Fehringer
d-n! ^0^2, unter welchem die Zahl der Brüder so gering war,
der Gottesdienst eine Zeit lang aufhörte, Wolf gang
s^Hpf von 1538, Mathias Krauß von 1546, Joh.
aus Rotteuburg von 1557, später zum Ordenspro-
der in Heilbronn seinen Sitz hatte, gewählt, S e b.
^ lf von 1575, unter welchem das Kloster wieder in besseren
1-59^ Andreas Eubiser aus Weilderstadt von
später zum Ordensprovinzial in Heilbronn ernannt,
^'deu uns von diesen Prioren fast nur die Namen,
^ Angabe ihrer Thätigkeit, berichtet.
^ beiden Gefahren, die dem Kloster in diesem Jahr-
drohten, aber glücklich noch abgewandt wurden, waren
bai J^ Jahre 1537, als Joh. Fehringer Prior war,
^ aer Nat von Rottenburg bei dem Landesherrn, dem K.
fZ/Hchud I., um Zuweisung des Karmeliterklosters, um das-
den s ^in Spital zu verwandeln, da ja der Gottesdienst in
^ selben aufgehört habe. Der Bitte wurde nicht entsprochen,
der Karmeliterprovinzial, Andreas Stotz, beim Könige
autz^-dmPellungen gemacht und schnell einige Karmeliter von
aD^As zur Wiederabhaltung des Gottesdienstes ins Kloster
da, ^ h^kte. Aber die Besserung der Zustände war nicht
CNm s^' ^ Jahre 1566 mußte K. Ferdinand durch die
er si^drucker Regierung den Karmeliterprovinzial auffordern,
größere Sorge für das Kloster in Rottenburg tragen,
niss> ^ohl in seinen geistlichen wie in finanziellen Verhält-
^ in elendem Zustande sei und dem gänzlichen Verfall
ivrW^Mhe. Der Provinzial entschuldigte sich in seiner Ant-
Üüo ^ hinein Unvermögen und bittet um obrigkeitliche Uuter-
hieO^ äur Abhilfe der Übelstände. Im Jahre 1593 er-
der Prior Seb. Nefs die Nachricht, daß der Geueral-
beim ^ Konstanz Pistorius damit umgehe und es auch schon
lite^'üwMischen Stuhl durchgesetzt habe, daß das Karme-
A'de ^ ^ in R. dem damals kräftig aufstrebenden Jesuiteu-
lein? sidergebeu werde. Der Prior wandte sich sogleich an
Ae Z^'ovmzial, Georg Sattler, und dieser konnte ihm bald
Nich?^'"higttug geben, daß die Gefahr abgewandt sei und sie
Ae den Jesuiten zu fürchten brauchten; nur müßten
so^e in R. für die Zukunft den Gottesdienst eifrig be-
' ^ und ihrer Ordensregel gewissenhaft nachleben. Von
jetzt an trat in den inneren und äußeren Verhältnissen des
Klosters eine entschiedene Besserung ein.
Auffallend ist, daß der Chronikschreiber bei der Klage
über den Verfall seines Klosters in diesem Jahrhundert mit
keinem Worte der Reformation gedenkt, die doch damals alle
Geister bewegte, auch in Rottenburg unter Geistlichen und
Weltlichen Anhang gewann und deren Lehren wohl an: meisten
dazu beitrugen, die Gemüter gegen die Klöster eiuzunehmen
und diese zu entvölkern. Wilhelm Raiblin aus Notten-
burg war ein eifriger Anhänger der nenen Lehre 1521; er
wurde später Pfarrer zu Wettikou bei Zürich, wo er sich
1523 verehlichte, sodann zu Basel. In Rotteuburg predigten
die lutherische Lehre 1523 Licentiat Nico laus Schädliu,
Joh. Eberliu, Johann Eycher, Andreas Keller
1524, welch letzterer fünf Predigten in lutherischem Geiste
drucken ließ. Später noch, 1562, erklärte sich der Stadt-
pfarrer zu St. Martin, Abraham Sattler, für Luthers
Lehre und behauptete sich trotz seiner Absetzung doch längere
Zeit durch Unterstützung seines bedeutenden Anhanges. Wie-
derholte landesherrliche Dekrete von Innsbruck aus vom Jahr
1536, 1561, 1562, 1569 befahlen den hiesigen Beamten, den
katholischen Gottesdienst zu schützen und der lutherischen Lehre
aufs nachdrücklichste dahier zu wehren. In Folge dieses Ver-
botes zogen manche Familien, die der neuen Lehre zugethan
waren, von hier fort, meistens nach Tübingen, so die Kirch-
berger, Münsinger und ein Zweig der Familie Walch; von
letzterem Zweige soll der bekannte Kirchenhistoriker Christian
Walch stammen, welcher als Professor zu Jena 1784 starb.
Aus der katholisch gebliebenen Linie der Walche entstammte
der im Jahr 1672 gestorbene gelehrte Stiftspropst in Ehingen
bei Rotteuburg, iVl. Joh. Georg Walch.
(Fortsetzung folgt.)
Krrchrnbauten am Nnsgang des Mittelalters
in Süddeutschland, besonders in Württemberg,
als Monumente für die Lichtseiten jener Periode.
Bon Prof. Dr. A. V.
(Fortsetzung.)
Stadtdirektionsbezirk Stuttgart. Die Lieb-
fraueukirche zu Heslach wurde aus Anlaß einer 1497 zu
derselben entstandenen Wallfahrt 1503 vergrößert. „Nach
der Reformation abgebrochen (!), wurden die Steine zum
Kanzleibau verwendet und 1554 das noch stehende Kirchlein
gebaut." Beschreibung des Stadtdirektionsbezirks Stuttgart
1856. S. 442.
OA. Ulm. An der Pfarrkirche zu Ein sin gen steht
die Jahreszahl 1410. Eine Kaplauei daselbst wurde 1454
gestiftet. Zu Langenau wurde der Turm der St. Mar-
tinskirche 1468—1490 erbaut.
OA. Urach. Die Kirche zu St. Martin in Metzingen
ist aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts. Die Pfarrkirche
in Plinz Hausen wurde 1523 vom Kloster Allerheiligen
neu gebaut.
OA. Vaihiuge u. Die Pfarrkirche zu St. Vitus in
Ensingen 1468 renoviert, die Pfarrkirche zu St. Martin
in Enzweihingen im spätgotischen Stile erbaut. „An
einem Strebepfeiler der Pfarrkirche zu Groß-Sachsen-
heim steht anno 6om. 1484, ohne Zweifel das Jahr, in
welchem die Kirche vollendet wurde." Die Kirche in Ip-
tingen wurde „1513 erbaut, oder was wahrscheinlicher ist,
vergrößert und verändert". Die Pfarrkirche in Mühlhausen