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Beck, Paul [Editor]; Hofele, Engelbert [Editor]; Diözese Rottenburg [Editor]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 2.1885

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Der hl. Ernst, erster Abt des Klosters Neresheim, [1]
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Interessante Notizen zum Ulmer Münsterbau
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Das berühmte Kruzifix im Ulmer Münster, jetzt in der Kloster- u. Pfarrkirche zu Wiblingen
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Beck, Paul A.: Herstellungskosten eines Missale im Jahre 1402
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Litterarisches
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https://doi.org/10.11588/diglit.20206#0059

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65

^ ^sann in Syrien ermordet. Man behauptet, die Barbaren
T Dt ihm die Eingeweide aus dem Leibe gewunden. Gewiß
l , daß diese muhammedanischen Feinde des Christennamens
r Menschlich genug waren, derartige Grausamkeiten an ge-
?^^uen Christen auszuüben, denn auch Thiemo, Erzbischof
ss Salzburg, wurde an dem gleichen Orte 1101 und ein Abt
^'Est vM Zwiefalten 1158 zu Mekka ans die nämliche Weise
(Schluß folgt.)

eines Missale vom Jahre 1402 zu finden, das leider selbst
nicht mehr anfzutreiben ist. — Pergament, Schreiben, Minia-
turen, 10 große silberne vergoldete und emaillirte Nägel mit
Figuren und 4 Ecken, 90 silberne vergoldete kleine Nägel, eine
silberne vergoldete Schließe, himmelblauer Sammt, Einbinden
kosteten nach jetzigem Gelde 932,84 Lire, die Miniaturen
allein 401,85 Lire. Da das Missale »pulcllerrimum und
ele^nntissimum« genannt wird, so ist zu bezweifeln, daß
jetzt für diesen Preis solche Arbeit zu haben sein würde.

^utbreflanle Notizen zum Ulmer Münsterkau.
^ ^ Fundamentierungs- und Verstärknngsarbeiten zum
^Fbau des Hauptturms sind vollendet; der unbrauchbare
LNitz dxg Achtecks aus späterer Zeit samt der bekannten alten
^mkappe sind abgebrochen. Mit Staunen und Gruseln
^ndelt man jetzt auf der freien, riesigen Fläche der oberen
ly^slorm des Turmvierecks in einer Höhe von 237 Fuß, von
ZK llch n§ch Plane abermals ein neuer, noch kühnerer
l/s" bis zur Gesamthöhe von 164 Meter — 574 Fuß er-
Kll, als die stolzeste höchste Spitze, von Menschenhand
^ut, auf der ganzen Erde.
^ , Die in zwei Jahren unter Dombanmeister Beyer voll-
E^eten Verstärkungsarbeiten betrafen vor allen: die Verstär-
t?y der Fundamente für Tragung der künftigen neuen kolos-
> Eu Last. Unter der Ostseite des Turms wurde ein ein-
^ - r Contrebogen aus gewaltigen Granitqnadern geführt.
Büraus ein mächtiger verstärkender Einbau in die große
Nlche Turmöffnung gegen das Mittelschiff, auf 40 m be-
JA. Um die Tragkraft des ganzen Turmvierecks für das
hUlllsetzende Achteck zu erhöhen, wurden durch alle Stockwerke
h uuch in sämtliche, meist sehr weite Fensteröffnungen
w, ^'Unde Einbauten gemacht, wodurch jene etwas verengt
^ E^n, was aber von außen wegen des vorgelegten Stab-
^ kaum bemerkbar ist,
k Nun soll der Ausbau des Turmriesen mit dem Aufsatz
Achtecks nach dem ursprünglichen Plane des Matth. B ö b-
^yer beginnen.
.^berühmte NruzisiX im Ulmer Münster, jetzt
der Kloster- u. Pfarrkirche zu Wiblingen.
doi Ulmer Münster besaß ehedem ein ohne Zweifel
s^U Dyrlen geschnitztes kolossales Kruzifix. Dasselbe
ch ^Ebte, von einer Kette gehalten, unter dem den Eingang
Uhor bildenden, mit der Fresko-Darstellung des Welt-
stkchls geschmückten Bogen über dem „Kreuzalta r". Die-
t^?Erühmte kunstvolle Bild wurde vielleicht bei dein Bildersturm
oder auch später entfernt und kam in den rechtlichen
der Gemeinde Wiblingen, welche es in neuer
seyHn^Y Kit etlichen Jahren auf der Empore an der West-
stelt ^ dortigen berühmten Kloster- und Pfarrkirche anfge-
i)at. Das Bild hat eine Höhe von 3,65 m, ist in
Auholz geschnitzt und von ergreifender Schönheit. —
A: Ulmer protestantische Militärgemeinde, die feit 1810
dies?"^Er eingepfarrt ist, beabsichtigt mit großen Kosten
^,Es.^ Kunstwerk für den neu restaurierten Chor nachbilden

lass

en.

^llungskosten eines Mistale im Jahre 1402.
Mitgeteilt von Beck, Amtsrichter a. D.
»isck ^"Kppe Ottino hat das Glück gehabt, in der Ambrosia-
Bibliothek zu Mailand die Rechnung über Herstellung

Tillerarisches.
Zur Hexenbulle 1484. Die Hexerei mit be-
sonderer Berücksichtigung Oberschwabens.
Eine kulturhistorische Studie von Or. Sanier, Stadt-
pfarrer in Laupheim. Ulm, I. Ebner, 1884.
Der Verfasser legt gleich in der Einleitung treffend den gegen-
wärtigen Stand der so dnnkeln und schwierigen Hexenfrage und die
schlag punkte aus der neuesten Litteratnr dar. „Das Hexen-
nnd Zauberwesen steht in Zusammenhang mit den heidnischen Religions-
gebränchen, in dein sich diabolischer Haß gegen das Christentum offen-
bart und der Hexensabbat!) förmlicher Teufelsdienst wird." (Or. Schrei-
ber.) „Das entsetzliche Übel erschien als unheilbar. Die Gesellschaft
hatte cs erzeugt und sollte es auch büßen." (Freih. Roeder v. Diers-
burg.) „Die Frage nach der Genesis des Hexenwahns, und wie es
möglich war, daß Hunderttansende unglücklicher Menschen von den welt-
lichen Gerichten als Hexen und Zauberer prozessiert und von Rechts-
wegen gemartert und hingerichtet werden konnten, ist heute noch nicht
genügend aufgeklärt, wird aber durch die Sammlung und Sichtung des
Materials ihrer Lösung immer näher gebracht, namentlich durch die Ver-
öffentlichung möglichst vieler Hexenprozesse nach den Originalakten, deren
leider schon die meisten verschwunden sind." (Amtsrichter Beck.) „Der
Tenfels-Spnk des 16. Jahrhunderts hat seinen Ursprung in den anti-
christlichen Strömungen der Renaissance und der Reformation." (Baum-
garten.)
Die Abhandlung selbst zerfällt in 3 Abteilungen: die Hexen-
leute, die Hcxenprozesse und das Hexenwesen. Die Hexe,
nach dem Wortsinne „die das Landgut Schädigende" (Grimm), erscheint
im uralten Volksglauben als eine Person, die durch übernatürliche Mit-
tel, näherhin durch ihr Bündnis mit den: Teufel Hab und Gut, das
Vieh, selbst Leben und Gesundheit der Menschen zu schädigen vermag.
Auch die neueren Theologen wie Liguori und Gury bestimmen die
Hexerei im eigentlichsten Sinne, das sog. Malefiz! um als eine durch
Hilfe des bösen Feindes ermöglichte Gewalt vder Kunst,
zu schaden. Nach den Hexenprozeß-Akten von Ulm, Waldsee,
Königseggwald re. wurde dieser Bund mit dem Teufel geschlossen
durch Abschwörung des christlichen Glaubens (Teufels-
Taufe und Unterschrift mit dem eigenen Blute). Eine Haupt-
rolle spielte die Hexensalbe (aus narkotischen Mitteln, dem Fette
ermordeter ungetanster Kinder w.), teils, um damit zu schaden und zum
Hexentanz zu fahren (mit bestrichenen Besen, Gabeln re). Solche Ver-
sammlungsorte waren der Schellenberg bei Saulgau, Petersberg
bei Waldsee, zu Wolpertss ch w e n d e, „Galgen beiH o ß k i r ch" und
besonders auf dem Heuberg (Crusius). Auf einem solchen Hexen-
sabbat!) wurde „getrunken, gegessen, getanzt und aller Wollust ge-
hegt", wornach sich aber alles als Teufels-Schein, Lug und Trug er-
wies. Vor allem wurden alte, arme, gebrechliche Weibspersonen zu den
Hexenleuten gezählt, aber auch angesehene Männer, selbst Geistliche, wie
denn nach den Urkunden kein Geschlecht, Alter und Stand dagegen Si-
cherheit bot. — Für die Hexenprozesse selbst erlangte fast Absolutes
juristisches Ansehen der Hcxenhammer (Llrckleas malekicarum) von
den Dominikanern Sprenger und Krämer, 1489 erstmals in Köln
gedruckt, von dem U. Diel sagt: „Um dem Vorgehen gegen die Hexen
Einheit und Regelmäßigkeit zu geben, verfaßte Sprenger den „Hexen-
Hammer", ein Werk, das regeln sollte, aber leider nur neuen Zündstoff
anhäufte. Er setzte die Angeklagten als schuldig voraus und glaubte
alles, mochten es auch die tollsten Märchen fein. Bon jetzt an fanden
alle Hexenrichter in diesem sozusagen „kanonischen" Buche die Entschei-
dungsgründe für ihr Verfahren und die Beschwichtigung für die auf-
tauchenden Zweifel ihres Gewissens." An die Stelle des akkusat ari-
schen Verfahrens trat die Denunziation, wozu jeder verpflichtet
war, und die Folter, um die Wahrheit zu finden. Die Hexenprozesse
kamen so in Schwung, daß man für das 16. und 17. Jahrhundert je
 
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