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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 29.1918

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Bredt, Ernst Wilhelm: Ist moderne Kunst noch ein Spekulations-Objekt?
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https://doi.org/10.11588/diglit.10022#0302

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286

INNEN-DEKORATION

IST MODERNE KUNST NOCH EIN
SPEKULATIONS-OBJEKT?

VON PROF. DR. E. W. BREDT

Sie war es bisher zweifellos! Niemals konnte man in
Kulturwerten sein Kapital auf lange Zeit besser an-
legen als im möglichst frühen Erwerb von Werken zu-
kunftsreicher, junger Meister. Wer die Werke eines
Max Liebermann, Klinger, S. Haden, Menzel, Whistler,
Thoma, Münch, Böhle, Millet, Courbet, Manet, Rodin,
A. von Keller, Trübner, Zorn u. a. schon vor Jahren um
billiges Geld erworben, d. h. in einer Zeit, da jener Großen
Werke nur erst im engen Kreise einiger Künstler und
Kenner hochgeachtet wurden, der hat jetzt ein großes
Kapital in Händen. Das sagt jede große Auktion »mo-
derner Kunst«. Gewiß auch ohne die, durch den Krieg
gegebenen Geld-, Markt-, Verkehrs-, Lebens- und Kunst-
verhältnisse würden sich die Ergebnisse der Auktionen
solcher Meisterwerke auf riesige Summen beziffern. Aber
doch nicht auf so viele Millionen. Standen doch Werke
der genannten und vieler anderen modernen Meister schon
vor dem Krieg auf einer Höhe, die keiner von ihnen selbst,
nach so kurzer Zeit, je erwartet hätte. Das war ein höchst
erfreuliches Zeichen des wachsenden und höchst notwen-
digen Verständnisses für Malerei, Skulptur, Graphik der
Gegenwart. — Nun aber ist doch ein Höhepunkt erreicht
worden, der zur kritischen Betrachtung der Verhältnisse
zwingt. — Wir wissen, daß viele, die sich nie um Kunst
gekümmert, jetzt für moderne Werke unerhörte Summen
auswerfen, festlegen. Die wirtschaftlichen Gründe sind
bekannt, versländlich — aber nicht immer verständig.

Gewiß ist es für uns Künstlerische nur erfreulich, den
Fall zu erleben, daß die sonst so schwer faßbaren ideellen
Werte sehr greifbare, reale, ja man möchte meinen, die
einzig sicheren geworden sind. Aber die Gefahr der
Verrechnung besteht bereits für viele derartige Kauf-
geschäfte. — Der Käufer so teurer Werke der Gegen-

wart rechnet sicher damit, daß
das gekaufte Werk nun den
Wert behält, den er bezahlt.
Er hofft aber meist noch mehr,
daß eben der Wert seiner An-
käufe noch wesentlich und
rasch steigt. Sind solche Be-
rechnungen richtig, solche
Hoffnungen berechtigt ? —
Man muß jedenfalls nicht den-
ken, weil moderne Kunstwerke
etwas ganz anderes als Rüst-
ungspapiere, müßte im Gegen-
satz zu diesen, die Wertstei-
gerung jener mit Friedens-
schluß unbedingt zunehmen.
Für alle die Werke und Mei-
ster, für die begreiflicherweise
das Ausland bei der niedrigen
Valuta jetzt ein so starkes und
hohes Angebot stellt, ist mit
einer Wertsteigerung nicht zu
rechnen. Fast sicher dagegen
mit einer empfindlichen Baisse.
Freilich irgendwie zutreffende

FRAU AGATHE WEGERIF—GRAVESTE1N-APELDOORN. WANDBEHÄNGE IN BATIKTECHNIK
 
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