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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 29.1918

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Stuckreliefs von W. Nida Rümelin
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https://doi.org/10.11588/diglit.10022#0139

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INNEN-DEKORATION

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STUCKRELIEFS VON W. NIDA RÜMELIN

Es ist ungeheuer viel Handwerkliches in der Kunst,
viel Erfahrungssache dabei, viel Probieren nötig,
viel mechanische Arbeit.« Arnold Böcklin schrieb diese
Worte und es ist bekannt, daß der große Malerpoet allen
technischen Handhabungen besondere Sorgfalt zuwandte.
Zu einer ungeahnten Beherrschung seiner Arbeitsmittel
und ihrer Wirkungen ist er
dabei gelangt, aber seine
Versuche und Erfahrungen
wurden vielfach mißachtet.
Die Entwicklung der Zeit
drängte zur ausgesproche-
nen Arbeits-Teilung. Wis-
senschaft und Industrie hat-
ten beachtliche Erfolge da-
mit erzielt; auch Kunst und
Kunstgewerbe sollten davon
beglückt werden. So wurde
es üblich, daß kaufmännisch
geschulte und im wesent-
lichen auch kaufmännisch
denkende Köpfe glaubten
berufen zu sein, die Formen
der Dinge und alles schmük-
kende Beiwerk zu ersinnen.
Die Verwirklichung ihrer
Erfindungen überließen sie
dem Handwerker, der ent-
weder ohne innere Anteil-
nahme seine Brotarbeit ver-
richtete oder — sofern er
mehr war, als wofür er galt
— den Weisungen der zeich-
nenden Verschönerungs-
Unternehmer nur wider-
strebend folgte. Die Folgen
dieser Trennung sind längst
erkannt und es fehlt auch
nicht an Künstlern, die die
eigene handwerkliche Tä-
tigkeit wieder zu Ehren
bringen. Nida Rümelin ist
einer jener Auserwählten;
er beobachtete, daß die
beglückende Wirkung der
besten Arbeiten der Alten

W.N1DA ROMEL1N. OBEN: HOLZSCHNITZEREI, UNTEN: STUCK-RELIEF

zum großen Teil auf der handwerklichen Tüchtigkeit
ihrer Erfinder beruht. Auf diesem Wege suchte er den
Alten nahezukommen und Gleichwertiges zu leisten.
Seine Stuckarbeiten in der Kuppel des Kgl. Kunstaus-
stellungsgebäudes in Stuttgart zeigen, daß er auf guter
Fährte ist. Mögen ihm noch zahlreiche Auf gaben werden,

an denen er sein reiches
Können und seine Erfinder-
gabe ebenso befriedigend
betätigen kann. — Wie sehr
Rümelin sich am Handwerk-
lichen freut, mögen einige
seiner Worte beweisen. »In
Stuck muß man schnell
arbeiten können, man muß
wissen, was man will, muß
seine Eingebungen frei ent-
falten können, — nur dann
ist es möglich, das Material
zu bezähmen. Die Relief-
figuren der Stuttgarter Kup-
pel sind nahezu lebensgroß,
aber das Material zwang
mich, eine jede der zwölf
Figuren an einem Tage fer-
tig zu machen. Riesig lustig
ist es, so flott wegarbeiten
zu können, schnell muß man
dabei die Eigenheiten der
Raumbeleuchtung erfassen
und jeden Vorzug veiwer-
ten. — Durch keine Archi-
tekten-Zeichnung darf man
bei i der Arbeit gehindert
und die Inspiration gehemmt
sein. Leider mußte ich
jahrelang nach Vorzeich-
nungen arbeiten und überall
den Mißerfolg beobachten.
Endlich gab mir Professor
Theodor Fischer Gelegen-
heit, die Stuttgarter Kuppel
freihändig zu schmücken.
Und der Versuch war, das
darf ich wohl bekennen, von
Erfolg gekrönt.« .... sch.
 
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