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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 29.1918

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Corwegh, Robert: Die künstlerische Fachschule
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https://doi.org/10.11588/diglit.10022#0204

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188

INNEN-DEKORATION

Männer voll anregender Ideen sind
nötig und ein geringes Stiftungs-
kapital oder ein laufender Zuschuß.
Die Künstler brauchen nicht besoldet
zu werden, wenn man ihnen die
Räume und das Handwerkzeug zur
Verfügung stellt, da ihre Vergütung,
wie wir sehen werden, in der Uber-
lassung von Arbeitskräften zu eige-
ner Wirksamkeit besteht, was mir
für sie wichtiger erscheint als ein
geringes Professorengehalt. Diese
Künstler suchen sich in den Werk-
stätten des Landes geeignete Kräfte
d. h. begabte Gesellen oder Lehr-
linge aus, die ihnen der Meister gegen
eine an diesen zu zahlende Entschä-
digung für einige Tage oder Halbtage
der Woche überläßt. In diesen Zei-
ten führen sie unter Anleitung des
Künstlers in ihrem Gewerbe künst-
lerische Leistungen aus, die der
Künstler zu eigener Befriedigung
oder nach Aufträgen schafft. Ferner
haben die ausgewählten Kräfte ein
Recht in Abendstunden bei einem
anderen Künstler Zeichenunterricht

ARCHITEKT ARTUR BERGER—WIEN. »SCHLAFZIMMER-ENTWURF«

DIE KÜNSTLERISCHE FACHSCHULE

Die geplante Umgestaltung der Düsseldorfer Kunst-
gewerbeschule, von der letzthin in der »Deutschen
Kunst und Dekoration« berichtet wurde, veranlaßt
mich, einen längst gehegten und in einem deutschen
Fürstentum schon vorbereiteten Plan der Öffentlich-
keit vorzulegen. —

Unsere Kunstgewerbeschulen bildeten vorzugweise
Künstler aus. Ihr Unterricht wandte sich künstlerisch
begabten Menschen zu. Sie wurden oft oberflächlich,
mitunter gründlich in einzelnen Gewerben praktisch
unterwiesen, in der Hauptsache aber wurde ihnen Zeich-
nen, Malen und Entwerfen beigebracht. Sie sollten das
Handwerk später befruchten, aber nach meiner Ansicht
fehlte ihnen Viel, was nur im Handwerk selbst, wenn
man es von Grund auf betreibt, anerzogen werden kann.
Wie bitter habe ich jüngst einen Maler sich beklagen
hören, ihm fehle so Manches, was er sich mühsam in der
Technik der Malerei erringen müsse, was die Künstler
des Mittelalters in ihren Knaben- und Lehrjahren beim
Meister fast spielend sich aneignen konnten. Daher
haben unsere Kunstgewerbeschulen wohl anregend ge-
wirkt und manche schöne kunstgewerbliche Leistung
gezeitigt, allein das Handwerk zu heben und zu ver-
edeln, wie ein tüchtiger Meister in seiner Werkstatt
Tradition schafft, ist ihnen nicht gelungen.

In die Werkstätten muß die Kunst steigen, will sie
uns wieder ein Handwerk schenken, das die Vergangen-
heit mit gelassener Selbstverständlichkeit besessen hat.

Die neue Kunstgewerbeschule denke ich mir daher
ganz anders als bisher. Nur Ateliers und Werkstatt-
räume für einige bedeutende Kunstgewerbler d. h.

ARCHITEKT ARTUR BEROER-WIEN. »ENTW. ZU EINEM BADEZIMMER«
 
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