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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 29.1918

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Gleichen-Rußwurm, Alexander von: Das Speisezimmer
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https://doi.org/10.11588/diglit.10022#0060

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INNEN-DEKORATION

ARCH. FRITZ AUG. BREUH AUS — DÜSSELDORF »SPEISEZIMMER« MÖBEL PALISANDER

DAS SPEISEZIMMER

EIN BEITRAG ZUR ÄSTHETIK DES HAUSES.

In Webers Demokritos steht eine Rede in die zweiund-
dreißig Winde über »die Kunst zu Hause zu bleiben«.
An dieser Kunst besonders viel Gefallen zu finden, wird
wohl all jenen zu Teil, die mehr als ihnen lieb sich draußen
herumtreiben mußten. Um sie auszuüben, bedarf es vor
allem zweier Dinge, die heißen Geschmack und praktischer
Verstand. Wer damit ausgerüstet den ästhetischen For-
derungen seiner Wohnung gerecht wird, kann in großen
wie in bescheidenen Verhältnissen seinem Dasein den
richtigen Rahmen geben und Vorbildliches leisten.

Dabei kommt es zunächst darauf an, daß auch die
geringste Kleinigkeit richtig durchdacht wird und nirgends
ein praktisches Gebot einer sogenannt künstlerischen
Anforderung zum Opfer fällt.

Einer der wichtigsten Räume, bei dem es mancherlei
zu bedenken gibt, ist das Speisezimmer. Wer ein Haus
baut, sei es ein Palais mit großem Speisesaal, sei es ein
zierliches Eigenheim, ein Miethaus oder ein Hotel, hat
bereits bei der Anlage des Plans die Forderungen, die
der Raum stellt, genau zu beachten. Zunächst bedarf er
zweier Eingänge, durch den ersten, breit und stattlich

angelegten, hängt dasZimmer mit der Wohnungzusammen,
den Empfangsräumen oder der Diele, wenn sich die
Familie vor Tisch dort versammelt. Der andere, kleinere,
verlangt keine Betonung durch die Architektur, er steht
mit der Küche in Verbindung und ist dem Verkehr der
Dienerschaft zum Hereinbringen von Speisen und Geschirr,
sowie zum Abräumen bestimmt. Obwohl unauffällig, muß
er doch weit genug sein, große Platten ohne Gefahr des
Anstoßens durchzulassen. Wenn es irgend angeht, soll
ein Anrichteraum den Verkehr vermitteln. Dadurch wird
der Küchengeruch leichter fern gehalten, der dem Emp-
findlichen auch das beste Essen verdirbt. Täusche ich
mich nicht, so war es schon Xenophon, der über diesen
Fall kluge Bemerkungen gemacht.

Die Größe des Raums richtet sich natürlich nach den
gegebenen Verhältnissen. Doch er soll nicht zu klein
bemessen werden; nichts ist unangenehmer, als bei Tisch
zu nah aneinander zu sitzen oder das Gefühl zu haben,
daß die aufwartende Dienerschaft sich hinter den Stühlen
mühsam durchzwängen muß. Mein Buch »Sieg der Freude«
enthält in dem Abschnitt Behaglichkeit und Proportion
 
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