181
TT
r
; fli
'—TT
i € Im
[
Iii
^ m T'lj
SCHRANK IN EINEM SPEISEZIMMER
FIRMA ANTIKE WOHNRÄUME—BERLIN
»ANTIKE WOHNRÄUME«
Immer noch steigen auf unseren großen Auktionen die
Preise für Antiquitäten. Je fester die Klappe zugemacht
ist, durch die sonst ein reger Zustrom von Altertümern
des Kunstgewerbes erfolgte, desto angefachter erscheint
die Begier nach dem Besitz solcher Dinge. Es kursiert
viel Geld im Lande und die reichgewordenen »Kriegs-
gewinnler« schrecken vor keiner Preishöhe zurück, wenn
es ihnen gilt, sich einen Lieblingswunsch zu erfüllen. Und
da steht mit in erster Linie: alte Bilder, alte Möbel, alte
Stoffe, altes Kleingewerbe. Frankreich war bisher das
klassische Land (und wird es wieder werden) für die Lie-
ferung solcher Dinge. Auch Holland, Belgien und die
Schweiz unterhielten darin einen rührigen Export, der jetzt
gleichfalls größtenteils unterbunden ist. Um so mehr
lockert sich der Besitz in unserem Vaterlande. Von
altersher festgehaltene Erbe und Familienbesitztümer,
deren Ertragsmöglichkeiten plötzlich ins Schwindelhafte
gestiegen sind, taumeln gleichsam von den Wänden und
wackeln, wie in geheimnisvoller Geisterpromenade, in die
Auktionssäle und in die Verkaufsräume großer Handlungs-
häuser. Dort machen sie zumeist nur allerkürzeste Station
und finden sich bald in völlig neuer Umgebung wieder,
mit allerorts zusammengeschneiten Kumpanen verschie-
denartigster, ins Grau der Zeiten sich verlaufender Her-
kunft, und es wird nun ihre Aufgabe, sich in die neuen
Verhältnisse und neuen Standorte mit Grazie zu finden.
— Für die Kunst unserer Inneneinrichtungen aber er-
geben sich hieraus die mannigfaltigsten und reizvollsten
Aufgaben. Diese Aufgaben sind nicht völlig neu, denn
seit manchen Jahrzehnten hält die Lust an Antiquitäten
das wohlhabende Bürgertum der Kulturländer in seinem
Bann. Aber durch die Eigenart der Zeiten ergeben sich
doch gerade jetzt in gesteigertem Maße anregende Mög-
lichkeiten zu neuartigen Zusammenstellungen und kunst-
vollen Gruppierungen. Die alten Sachen, all die vielen
Holz- und Polstermöbel, all die Arbeiten in Bronze, Zinn,
Eisen, Kupfer, Silber, Gold, Elfenbein, all die Teppiche,
Gobelins, Stickereien, Webereien, Kirchengewänder und
Spitzen und nicht zuletzt die vielen Gläser und Töpfer-
arbeiten in Fayence, Steinzeug, Majolika und Porzellan —
dieser ganze bunt herbeigeflogene Schwärm läßt sich wie
eine exotische Vogelschar plötzlich in den Wohnräumen
moderner Menschen nieder und verlangt gebieterisch
Unterkunft und Aufstellung. An eine sogenannte stilechte
Einrichtung ist natürlich nie und nirgendwo zu denken.
Denn die Altertümer kommen von allen möglichen Ecken
und Enden zusammen, rheinländische Gotik begegnet sich
mit nürnberger Renaissance, danziger Barock mit säch-
sischem Rokoko, berliner Empire mit wiener Biedermeier
und all dies wieder über Kreuz, in willkürlichsten Durch-
TT
r
; fli
'—TT
i € Im
[
Iii
^ m T'lj
SCHRANK IN EINEM SPEISEZIMMER
FIRMA ANTIKE WOHNRÄUME—BERLIN
»ANTIKE WOHNRÄUME«
Immer noch steigen auf unseren großen Auktionen die
Preise für Antiquitäten. Je fester die Klappe zugemacht
ist, durch die sonst ein reger Zustrom von Altertümern
des Kunstgewerbes erfolgte, desto angefachter erscheint
die Begier nach dem Besitz solcher Dinge. Es kursiert
viel Geld im Lande und die reichgewordenen »Kriegs-
gewinnler« schrecken vor keiner Preishöhe zurück, wenn
es ihnen gilt, sich einen Lieblingswunsch zu erfüllen. Und
da steht mit in erster Linie: alte Bilder, alte Möbel, alte
Stoffe, altes Kleingewerbe. Frankreich war bisher das
klassische Land (und wird es wieder werden) für die Lie-
ferung solcher Dinge. Auch Holland, Belgien und die
Schweiz unterhielten darin einen rührigen Export, der jetzt
gleichfalls größtenteils unterbunden ist. Um so mehr
lockert sich der Besitz in unserem Vaterlande. Von
altersher festgehaltene Erbe und Familienbesitztümer,
deren Ertragsmöglichkeiten plötzlich ins Schwindelhafte
gestiegen sind, taumeln gleichsam von den Wänden und
wackeln, wie in geheimnisvoller Geisterpromenade, in die
Auktionssäle und in die Verkaufsräume großer Handlungs-
häuser. Dort machen sie zumeist nur allerkürzeste Station
und finden sich bald in völlig neuer Umgebung wieder,
mit allerorts zusammengeschneiten Kumpanen verschie-
denartigster, ins Grau der Zeiten sich verlaufender Her-
kunft, und es wird nun ihre Aufgabe, sich in die neuen
Verhältnisse und neuen Standorte mit Grazie zu finden.
— Für die Kunst unserer Inneneinrichtungen aber er-
geben sich hieraus die mannigfaltigsten und reizvollsten
Aufgaben. Diese Aufgaben sind nicht völlig neu, denn
seit manchen Jahrzehnten hält die Lust an Antiquitäten
das wohlhabende Bürgertum der Kulturländer in seinem
Bann. Aber durch die Eigenart der Zeiten ergeben sich
doch gerade jetzt in gesteigertem Maße anregende Mög-
lichkeiten zu neuartigen Zusammenstellungen und kunst-
vollen Gruppierungen. Die alten Sachen, all die vielen
Holz- und Polstermöbel, all die Arbeiten in Bronze, Zinn,
Eisen, Kupfer, Silber, Gold, Elfenbein, all die Teppiche,
Gobelins, Stickereien, Webereien, Kirchengewänder und
Spitzen und nicht zuletzt die vielen Gläser und Töpfer-
arbeiten in Fayence, Steinzeug, Majolika und Porzellan —
dieser ganze bunt herbeigeflogene Schwärm läßt sich wie
eine exotische Vogelschar plötzlich in den Wohnräumen
moderner Menschen nieder und verlangt gebieterisch
Unterkunft und Aufstellung. An eine sogenannte stilechte
Einrichtung ist natürlich nie und nirgendwo zu denken.
Denn die Altertümer kommen von allen möglichen Ecken
und Enden zusammen, rheinländische Gotik begegnet sich
mit nürnberger Renaissance, danziger Barock mit säch-
sischem Rokoko, berliner Empire mit wiener Biedermeier
und all dies wieder über Kreuz, in willkürlichsten Durch-